Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Kornmuhme (German Edition)

Die Kornmuhme (German Edition)

Titel: Die Kornmuhme (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.H. Schreiber
Vom Netzwerk:
normal ablaufenden Zeit
ein oder zwei Stunden mit sich gekämpft hatte. Hier verging diese Zeit jedoch
wie ein Wimpernschlag, und der Mann kniete nun plötzlich vor Aron und Sonnwin
auf dem Boden. Trotzdem starrte er weiterhin regungslos in den Wald hinein.
    >> Lässt sie ihn gar nicht
mehr gehen? <<, fragte Aron. Fast tat er ihm leid.
    >> Er wird hier verhungern,
wenn wir noch länger hier stehen bleiben <<, antwortete Sonnwin.
>>Nur ein paar Stunden, und für ihn sind Tage vergangen. Er ist für sie
nur eine Spielfigur, die sie in Position geschoben hat. Ob er lebt oder stirbt
ist für sie einerlei. Lass uns gehen Aron, wir sollten hier eh nicht zu viel
Zeit verschwenden. Schließlich sollte es noch Sommer sein, wenn wir aus dem
Wald heraustreten. <<
    >>Wenn ich richtig rechne,
müsste in etwa einer Stunde wieder der Morgen anbrechen<<, sagte Aron.
>>Lass uns ein Stück in den Wald hinein gehen und dort ein kleines Feuer
anzünden, bis es wieder hell wird. <<
    Der Zwerg stimmte mit einem Murren
zu. Es war sinnlos jetzt weiterlaufen zu wollen. Es war sogar für Sonnwin jetzt
schwierig, zu sehen wo er hintrat, denn auch nachts wanderten im Mondlicht die
blassen Schatten der Bäume über den Waldboden, und Aron hatte große Mühe
überhaupt die Füße voreinander zu setzen, ohne zu stolpern. Dazu kam, dass das
matte Licht des Mondes manchmal regelrecht zuckte, wenn kleinere Wolken ihn
blitzschnell verdunkelten und dann wieder freigaben.
    Sonnwin schien zu wissen wohin es
ging. Ab und zu blieb er stehen und beobachtete den schnellen Lauf der
unzähligen Sterne am Firmament, das sich gewaltig über ihnen drehte. Dann
wieder betastete er den Boden und horchte daran, so als wenn die Erde ihm den
Weg flüstern würde. Sie setzten sich an einer Lichtung nieder, und Sonnwin
begann Holz für ein Feuer zu sammeln. In diesem Wald schien alles schwarz oder
grau zu sein - vor allem der Waldboden schien das Mondlicht teilweise zu
verschlucken. Sonnwin zückte wieder die kleine Glaskugel, die die ewige Flamme
beherbergte, und machte sich ihr kleines, blaues Leuchten zunutze, um beim
Holzsammeln besser sehen zu können.
    Als er ein wärmendes Feuer entzündet
hatte, setze er sich. Neben sich legte er die Kugel und seinen Rucksack mit den
Waffen ab und zog die Beine dicht an den Körper. Von links war er nun gelb
beschienen vom Feuer, rechts blau von der ewigen Flamme und um ihn herum
wanderten die Schatten der Bäume. Ein faszinierender Anblick, wie Aron fand.
    Aron hatte sich über die Flamme
noch nie wirklich Gedanken gemacht. Er hatte beobachtet, wie Sonnwin sie ein
paarmal hervorgeholt hatte. Manchmal hatte er das Gefühl, dass er sie geradezu
ehrfürchtig ansah.
    Jetzt starrte der Zwerg
gedankenverloren in die Kugel, so als ob ihn etwas bedrückte. Tatsächlich
bedrückte Sonnwin etwas. Er dachte an Gulda und die Kinder. Dass er sie
vielleicht nie wieder sah. Seit er die Winselmutter gehört hatte, war er wieder
der alte, ängstliche Baldur Runkel geworden, der er eigentlich war. Ein
Tunichtgut, der sich mit dieser Aufgabe schlichtweg übernommen hatte. Jedes
Mal, wenn er wie jetzt die Flamme betrachtete, fragte er sich, wie er es
schaffen sollte, Aron dazu zu bringen, das Feld niederzubrennen. Selbst wenn er
dies hier überleben sollte, nagte die Sorge an ihm, dass er vielleicht
erfolglos von dieser Reise zurückkehren musste.
    >> Wie kann sie eigentlich
endlos brennen auf solch einem kleinen Docht, abgeschlossen in dieser
Kugel<<, unterbrach Aron Sonnwins Gedanken und deutete auf das ewige
Licht. Sonnwin sah auf und überlegte einen Moment lang, was er Aron antworten
sollte.
    >>Sie lebt nicht von
Stofflichem<<, sagte er matt. >>Sie lebt von der Schlechtigkeit
dieser Welt. Das ist der Grund, warum sie ewiges Feuer genannt wird. Ihr Docht
ist besprochen mit uralten Flüchen, von denen sie immer noch zehrt. <<
    Sonnwin nahm sie in die Hand, und
Aron bemerkte nun da es dunkel war, dass sie in Sonnwins Händen ein wenig heller
leuchtete. Der Zwerg kniff die Lippen zusammen, als würde ihn ihre Hitze
schmerzen.
    >>Da, sie leuchtet heller,
siehst du das? <<, sagte Aron erstaunt, schalt sich aber im selben Moment
für seine unbedachte Äußerung. Der Zwerg legte wie ertappt die Kugel beiseite.
Die Flamme wurde kleiner, leckte jedoch noch einige Sekunden in Sonnwins
Richtung, und es sah aus, als würde sie mit winzigen Flammenarmen nach ihm
greifen wollen.
    >>Sie lechzt nach unseren
dunklen Anteilen, Aron. Manche können sie gar nicht

Weitere Kostenlose Bücher