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Die Kornmuhme (German Edition)

Die Kornmuhme (German Edition)

Titel: Die Kornmuhme (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.H. Schreiber
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in die Hand nehmen, ohne
von ihr verbrannt zu werden. Manche verspüren nur Hitze. <<
    >>Darf ich mal? <<,
fragte Aron und griff so schnell nach der Kugel, dass Sonnwin keinen Einspruch
erheben konnte.
    In Arons Händen wurde die Flamme
kleiner, und zu Arons Überraschung spürte er keinerlei Hitze.
    >>Leg sie wieder
hin<<, schnaubte Sonnwin, der das Kleinerwerden der Flamme mit Sorge
betrachtete. Aron gehorchte, und sie schwiegen einen unangenehmen, langen
Moment. Dann begann Sonnwin schleppend zu erklären.
    >>Es ist das einzige Feuer,
das der Muhme gefährlich werden kann. Nichts anderes sonst kann ihr und ihrem
Feld Schaden zufügen. Die ewige Flamme wird es in einem unfassbaren Inferno
zerstören, das die Welt noch nicht gesehen hat. <<
    >>Du wirst also wirklich das
Feld in Brand setzen? <<, fragte Aron überrascht. Sonnwin blickte ihn
übellaunig an.
    >>Nein, DU wirst das Feld in
Brand setzen <<, sagte er mit einem Tonfall, der es Aron nicht erlauben
sollte, zu wiedersprechen.
    >>Pfft! <<, machte
Aron und tippte sich mit dem Finger an die Stirn. >>Ich bin doch nicht
des Wahnsinns. Ich habe dir schon einmal gesagt, dass ich mich nicht mit dem
gesamten Geschlecht der Hexen anlegen werde. <<
    >>Dann wirst du scheitern!
<<, schnauzte Sonnwin dazwischen.
    >>Das werde ich nicht!
<<, schimpfte Aron zurück.
    Beide schwiegen wieder.
Tatsächlich machte Aron der Gedanke Angst, dass er in dieses Feld kriechen
musste, und in seinem tiefsten Inneren zweifelte er daran, dass er unter
tausenden von Blumen Grylas erkennen würde. Noch dazu wusste er nicht einmal,
wie sie aussah. Ein letzter Ausweg könnte tatsächlich die ewige Flamme sein.
Verstohlen blickte er zu der Kugel. Sonnwin bemerkte seinen Blick, sagte jedoch
nichts.
     Nach nur einer Stunde wurde es
wieder heller, und Aron betrachtete zum ersten Mal den Wald um sie herum
genauer. Die Bäume waren gigantisch. Ihre Wurzeln schlängelten sich über den
Boden und bildeten ein dichtes Netz, in dem sich Moos und Gräser angesiedelt
hatten. Das ließ den Boden halbwegs eben erscheinen. Die Stämme der Bäume waren
grau, so als wenn sie abgestorben wären. Fast wirkten sie wie Felsen. Nur das
grünlich schimmernde Moos, das den Großteil der Rinden bedeckte, gab den
Urwaldriesen eine gewisse Lebendigkeit.
    Sie rafften sich auf und begannen
in die Richtung zu gehen, die Sonnwin bestimmte. Aron war müde. Die Dunkelheit
hatte seine Lieder schwer werden lassen, und erst jetzt merkte er, wie
erschöpft er eigentlich war. Die Sonne begann wieder mit ihrer Wanderung, und
er hatte Mühe, seine Augen schnell genug an die Helligkeit zu gewöhnen.
    Je tiefer sie in den Wald hinein
gingen, desto dicker wurde das Wurzelwerk auf dem Waldboden. Bald war es
schwierig, voran zu kommen, da sie ständig klettern mussten. Als es erneut
dunkel wurde, harrten sie wieder aus, bis die Nacht vorbei war. Als die Sonne
zum zweiten Mal aufging, entdeckte Sonnwin eine riesige Baumwurzel, die sehr
viel höher war als die anderen. Sie war über zehn Ellen hoch und schlängelten
sich so weit in den Wald hinein, dass sie den dazu gehörigen Baum nicht sehen
konnten.
    Sie folgten der großen Wurzel, die
immer dicker wurde, je näher sie dem Stamm kamen. Aron und Sonnwin verlegten
sich darauf, auf ihr zu laufen, da es auf dem Waldboden unmöglich wurde. Als
sie nur noch wenige hundert Meter vom Stamm entfernt waren, blieben sie stehen
und hoben den Blick. Was sie sahen verschlug ihnen den Atem. Über ihnen erhob
sich ein Baum, der so gigantisch war, dass er wirkte, als würde er mit seinen
Wipfeln die schnell dahinfließenden Wolken berühren. Sein Stamm war so breit,
dass halb Urmitz dort hineingepasst hätte.
    >> Die Weltenesche<<,
keuchte Aron.
    Sonnwin blieb stehen und legte den
Kopf noch etwas mehr in den Nacken.
    >> Sie trägt das
Himmelsgewölbe auf ihrer Krone, sagt man. <<
     Sonnwins Stimme hörte sich ehrfürchtig
an. >> Irgendwo unter einer dieser Wurzeln müssen sie sein, die Nornen!
<<
    Er zeigte mit einer ausholenden
Geste auf die verwachsene Umgebung um sie herum. Die Wurzeln Ygdrassils
drängten sich nun dicht an dicht, und es wurde einfacher, auf ihnen zu laufen
und von einer zur nächsten zu springen.
    >> Sie sind die einzigen
Wesen, die die Zukunft sehen können. Wir müssen ihnen eine Frage stellen. Aber
sei vorsichtig, Aron. Sie sind Hexen, und Hexen sind in der Regel vongrundauf
schlecht. Sie werden vielleicht nichts unversucht lassen, dich in ihre Falle zu
locken. Also lass mich

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