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Die Kornmuhme (German Edition)

Die Kornmuhme (German Edition)

Titel: Die Kornmuhme (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.H. Schreiber
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den
Mund.
    Sie sah nicht sich selbst, wie sie
es erwartet hatte, sondern nur das Zimmer, in dem sie stand, gerade so, als
wenn sie gar nicht anwesend wäre. An der Stelle, an der sie eigentlich hätte
stehen müssen, sah sie zwei Gestalten lautlos miteinander tanzen. Es war Mara!
Und Ranja wusste sofort, dass sie mit dem Bösen tanzte – so innig und
leidenschaftlich, als wenn es ihr Liebhaber wäre. Es war eine Gestalt, die so
dunkel und grauenerregend aussah, dass Ranja sie nicht lange anblicken konnte.
Mit einem lauten Knall schlug die Tür des Verbotenen Zimmers hinter ihr zu.
     
     

39
     
    Sonnwin massierte die schmerzende
Stelle, die Arons Hand auf seinem Arm hinterlassen hatte. Er blickte nun
ängstlich auf den Mann, der wie angewurzelt nur wenige Meter vor ihnen stand,
und ließ ihn nicht aus den Augen. Irgendwann löste er den Blick von ihm und
nahm ein Flackern war.
    Das Licht war seltsam hier im
Syselwald. Die Schatten wanderten mit erstaunlicher Geschwindigkeit über den
Boden, und das Spiel von Sonne und Wolken ließ die Lichtverhältnisse in
Sekundenbruchteilen immer wieder anders erscheinen. Aron starrte in den Himmel
und beobachtete fasziniert, wie die Wolken rasend schnell über das Firmament
dahinzogen.
    Er blickte über die Ebene, durch
die sie eben noch gerannt waren, und in der der Mann wie angewurzelt stand -
über die nebeligen Weiden und den sich darin schlängelnden Fluss. Ein
faszinierendes Schauspiel spielte sich vor seinen Augen ab. Die Bäume zuckten
und tanzten in der schnell dahin fließenden Zeit. Die Sonne wanderte mit
erstaunlicher Geschwindigkeit über den Himmel und senkte sich dann langsam
hinter den Bäumen herab bis es dunkel wurde.
    >>Das ist also die
Zeit<<, sagte Aron ergriffen.
    Sonnwin war in keinster Weise
ergriffen. Das flackernde Licht und die ständig wechselnden Lichtverhältnisse
lösten in ihm eher den dringenden Wunsch aus, sich in irgendeinem Erdloch zu
verkriechen. Noch dazu starrte ihn der finstere, verwahrloste Wegelagerer an,
als würde er jeden Moment zum Sprung ansetzen wollen.
    Normalerweise hätte ihn das nicht
beunruhigt, wusste er doch, dass er sie nicht erreichen konnte. Grylas Macht
endete anscheinend tatsächlich genau an dieser Grenze. Würde der Landstreicher
nur einen Schritt weiter gehen, wäre er von ihrem Bann befreit, und würde
sicherlich so schnell wie möglich vor Entsetzen das Weite suchen. Momentan war
er nämlich sicherlich nur Zuschauer seiner eigenen Handlungen.
    Seine schwarze Silhouette erhob
sich nun bedrohlich vor der großen, silbernen Scheibe des aufgehenden Mondes.
Aron konnte sich endlich von dem Schauspiel am Himmel losreißen und betrachtete
nun ebenfalls mit wachsendem Unbehagen den Erstarrten. Sonnwin bemerkte seinen
Blick und versuchte so zu klingen, als wenn er die Situation im Griff hätte.
    >> Er kann uns nichts tun.
Er kommt hier nicht rein. Tja, der arme Teufel muss nun die ganze Zeit dort
stehen und uns angaffen. <<
    Es gelang ihm nicht, ganz zu
verhehlen, dass ihm die Situation ebenfalls nicht geheuer war. Wieso hatte er
die Winselmutter gehört? Die Gefahr war doch vorüber. Oder vielleicht doch
nicht? Aber Alvis hatte doch gesagt, dass kein magisches Wesen von außen in
diesen Wald eindringen konnte, und jeglicher Einfluss der Waldgeister an der
Grenze endete. Hier drin war es sicher, denn natürliche Feinde gab es nicht. Es
gab auch keine größeren Tiere in diesem Wald. Dies war, wenn man so wollte,
eine neutrale Zone.
    Sonnwin fragte sich, ob Aron die
alte Frau auch gehört hatte. Er wollte ihn natürlich nicht fragen.
Wahrscheinlich nicht, schlussfolgerte er - Aron hätte es Sonnwin sofort
erzählt. Er war noch ein kleiner Junge, der sich bei allem ängstigte, wie
Sonnwin fand. Jetzt wirkte er jedoch völlig gelöst. Dass Sonnwin sich hingegen selbst
vor Angst fast in die Hosen machte, versuchte er beiseite zu schieben. Vor
kurzem noch hatte er kaum einen Meter hinter sich bringen können ohne nicht
hinter jedem zweiten Strauch Schutz zu suchen. Und genauso fühlte er sich jetzt
wieder. Er holte die Kugel mit der ewigen Flamme hervor und betrachtete sie
versonnen. Langsam beruhigte er sich.
    Im Mondlicht konnte Aron erkennen,
dass die Augen des Mannes andauernd blinzelten. Er trat näher, bis er fast nur
noch zwei Ellen von ihm entfernt stand, und betrachtete ihn genauer. Der Mann
schien sich kaum mehr auf den Beinen halten zu können. Plötzlich sank er
blitzartig auf die Knie, obwohl er sicherlich in der

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