Die Kraft der Mitfuehlenden Kommunikation
dann stellt man fest, dass das Leben lebenswerter wird.
Kann man das positive Denken zu weit treiben? Ja, besonders wenn man übertreibt. Wer ständig übermäßig positiv spricht und schreibt, erntet Misstrauen, denn das wird als Signal verstanden, dass man betrügen will. 23 Man erlebt es oft im Geschäftsleben und in der Werbung, und das Misstrauen rührt nicht daher, dass etwa der Blick der Öffentlichkeit inzwischen geschärft wäre, sondern es handelt sich um eine natürliche Gehirnfunktion, die automatisch nach Anzeichen für Unaufrichtigkeit in Gesicht und Sprechweise eines Menschen sucht. Die Lösung dieses Kommunikationsproblems lautet: Seien Sie positiv, aber ehrlich. Betreiben Sie keine platte Reklame, denn wenn Sie wirklich an Ihr Produkt oder Ihre Dienstleistung glauben – wenn Ihre Worte sich für Sie selbst ehrlich anhören –, dann spüren Ihre Gesprächspartner diese Authentizität anhand Ihrer nonverbalen Kommunikationssignale.
Solche Wörter, mit denen Sie mögliche Freunde und Kundenbloß abschrecken, sind zum Beispiel »erstaunlich«, »ausgezeichnet«, »großartig«, »fantastisch«, »unglaublich«, »phänomenal«, »exzellent« oder »wunderbar«. Extrem negative Wörter dagegen scheinen, besonders wenn man sie an einen Gegner richtet, dem Sprecher in den Augen der Zuhörer eher größere Glaubwürdigkeit zu verleihen und Zweifel am Adressaten zu wecken. Das ist ein weiteres Beispiel für die Macht des »Nein«.
Gegen den übermäßigen Gebrauch von sehr positiven oder negativen Wörtern kann man abstumpfen. 24 Man nimmt sie weniger wahr und reagiert schwächer darauf, was vielleicht erklärt, warum chronische Nörgler sich ihrer Negativität und der emotionalen Schäden, die sie verursachen, oft nicht bewusst sind.
Worte können Ihre Gene verändern
Wir haben ja bereits geschildert, wie bestimmte positive Wörter, wenn man sich zehn oder zwanzig Minuten täglich darauf konzentriert, die Expression der Gene im Gehirn verändern können. In einer Studie haben nun Herbert Benson und sein Team am Massachusetts General Hospital gezeigt, dass die Wiederholung persönlich bedeutsamer Wörter tatsächlich stressabbauende Gene anschalten kann. 25 Man muss dabei allerdings in einem Zustand tiefer Entspannung verharren. Um den Teilnehmern das zu erleichtern, bekamen sie Bensons »Relaxation-Response«-Technik beigebracht. Sie ist ganz einfach, und wir geben Ihnen hier eine Fassung davon.
Schalten Sie die Gene an und den Stress ab
Setzen Sie sich in einen bequemen Sessel und schließen Sie die Augen. Atmen Sie zehnmal tief durch und entspannen Sie jeden Muskel in Ihrem Körper. Jetzt sagen Sie sich selbst – entweder laut oder im Stillen – ein Wort oder eine kurze Formel vor, die Ihnen ein Gefühl von Heiterkeit, Frieden und Freude vermittelt. Setzen Sie das zehn bis zwanzig Minuten lang fort, und atmen Sie dabei durch die Nase. Wann immer ein Gedanke oder ein Gefühl Sie ablenkt, registrieren Sie ihn oder es, ohne darüber zu urteilen, und lassen Sie die Ablenkung vorübergehen, während Sie zu Ihrer Wortwiederholung zurückkehren. Danach öffnen Sie die Augen und achten darauf, wie Sie sich fühlen. Nach einigen Wochen der Übung werden Sie sich entspannter und wacher, weniger ängstlich und weniger depressiv fühlen. Vielleicht lässt sogar Ihr Bedürfnis nach, zu rauchen, zu trinken oder zu viel zu essen.
Selbst Neulinge, die noch nie die Meditation oder eine andere Entspannungstechnik ausprobiert hatten, konnten so die Expression ihrer Gene in nur acht Wochen ändern. Die Teilnehmer erhielten eine CD mit zwanzig Minuten Spielzeit, die sie zu verschiedenen Übungen anleitete, unter anderem Zwerchfellatmung, einen »Körperscan«, der nacheinander bewusst die Aufmerksamkeit auf angespannte Körperbereiche lenkt, und die Wiederholung eines einzelnen Wortes oder einer Formel, die Frieden und Wohlgefühl vermittelt. Die Forscher vermuten, dass ähnliche Praktiken ähnliche Effekte auf die Gene haben, darunter verschiedene Formen der Meditation, des Dauergebets, Yoga, Tai Chi, Atemübungen, progressive Muskelentspannung, Biofeedback und gelenkte Vorstellungsbilder. Und wie Sie in Kapitel 9 sehen werden, umfasst auch unser Training in Mitfühlender Kommunikation eine solche Entspannungsübung.
Wie steht es mit negativen Wörtern? Die Belege mehren sich, dass stark negativ besetzte Ausdrücke die normale Expression der Gene stören können, die eines der wichtigsten Sprachzentren im Gehirn
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