Die Kraft der Mitfuehlenden Kommunikation
mentale Geschwätz wieder einsetzt.
Bei der Aufmerksamkeitstechnik geht es nicht darum, still zu sein, sondern der ständigen Verschiebungen im Bewusstsein gewahr zu werden, eines Bewusstseins, das vor allem von der Sprache geprägt ist und voller Meinungen, Ansichten, Vermutungen und Pläne ist, hin und wieder mit einer Erkenntnis vermischt. Indem Sie lernen, sich alle diese Stimmen passiv anzuhören, werden Sie der anderen Klänge gewahr, die Ihr Geist bis jetzt herausgefiltert hat.
Und dann – gerade wenn Sie glauben, Ihren Geist beruhigt zu haben – bricht mit einem Mal womöglich eine Kakophonie von Beschwerden los.
Vielleicht denken Sie auf einmal: »Das ist Blödsinn! Ich habe viel Wichtigeres zu tun!« Mit der Aufmerksamkeitstechnik registrieren Sie diesen Gedanken und lassen ihn vorüberziehen, während Sie Ihre Aufmerksamkeit wieder auf den Zustand der inneren Stille oder auf Ihren Atem lenken. Es wird allerdings nicht lange dauern, bevor sich ein anderer Gedanke oder ein anderes Gefühl aufdrängt, zum Beispiel: »Ich habe Rückenschmerzen!«
Ihr inneres Zwiegespräch scheint nie aufzuhören, und das muss es auch nicht. Ihre Aufgabe ist es einfach, den Gedanken zu verfolgen, ohne ihn zu beurteilen. Das ist eine einzigartige Form des Gewahrwerdens, die die Frontallappen aufleuchten lässt wie ein Feuerwerk. Wenn das geschieht, wird die Fähigkeit des Gehirns unterdrückt, Angst, Reizbarkeit und Stress zu erzeugen.
Wenn man also lernt, während der Arbeit in diesem Zustand des Gewahrwerdens zu bleiben, kann man mehr leisten, ohne schließlich im Burnout zu landen. Ihre Zufriedenheit mit sich selbst undmit Ihrer Arbeit nimmt zu, und neuere Forschungen haben sogar ergeben, dass man sich dann gegenüber seinen Mitmenschen großzügiger zeigt. 38 Ein Unternehmensforscher hat es so ausgedrückt:Das Bruttoglücksprodukt steigt. 39 Das ist die Neuroökonomie der Geschäftspsychologie, und Forschungen zeigen, dass sich Zusammenarbeit und Management in einem Unternehmen mit bewusster Beobachtung und Veränderung der inneren Stimmen des Bewusstseins verbessern. 40
Wenn Sie dieser Gleichung noch optimistisches Denken hinzufügen, können Sie Ihr Leben tatsächlich um zwei Jahre verlängern. 41 Das fand die angesehene Mayo Clinic in einer Langzeitstudie an 7000 Probanden über vierzig Jahre heraus. Wählen Sie Ihre Worte also mit Bedacht, denn sie haben Auswirkungen auf Ihr Glück, Ihre Beziehungen und Ihren persönlichen Wohlstand.
Kapitel 3
Die vielen Sprachen des Gehirns
Als ich, Mark, sieben Jahre alt war, nahmen mich meine Eltern zu den Vereinten Nationen mit. Ich konnte mir nichts darunter vorstellen, aber ich war ganz fasziniert von der Vielfalt der Sprachen, die ich dort hörte. Jede klang wie eine andere Geschmacksrichtung in der Eisdiele.
Wir saßen auf der Zuschauertribüne und bekamen Kopfhörer, die wir in die Stühle einstöpselten. Wie lustig! Ich musste nur den Knopf drehen, und schon kam eine andere Stimme heraus, in einer anderen Sprache. Aber ich war verwirrt. Unten am Rednerpult des Sitzungssaals sprach ein Mann, aber die Stimme im Kopfhörer gehörte einer Frau.
Ich verstand noch nicht, dass ich Simultandolmetscher hörte. Mein Vater kam mir zu Hilfe und deutete auf eine Glaskabine in der Rückwand des Saals. Dort saßen ein Dutzend Menschen, die in Mikrofone sprachen. Er erklärte, dass sie die Rede des Sprechers übersetzten, sodass alle anderen sie verstehen konnten, auch wenn sie aus anderen Ländern kamen.
Rätsel geklärt. Aber im Rückblick vergleiche ich dieses Erlebnis gern mit der Art, wie unser Gehirn Sprache verarbeitet. Seine Neuronen kommunizieren auf viele verschiedene Weisen miteinander, teilweise chemisch, teilweise elektrisch und vielleicht sogar noch ganz anders auf der subatomaren Ebene. In jedem beliebigen Augenblick vermitteln Dutzende Neurotransmitter unterschiedliche Arten von Informationen an verschiedene Zellen. Wir haben Axone, die mit Dendriten kommunizieren, Gliazellen, die sich mit Kalziumausschüttungen verständigen, weiße Gehirnzellen, die zwischen verschiedenen Arealen der grauen Hirnmasse vermitteln, rechte und linke Hirnhälften, die sich ununterbrochen miteinander verständigen, und es gibt sogar deutliche Formen neuronaler Oszillation, die vielleicht dazu dienen, die Gesamtaktivität des Gehirns zu synchronisieren.
Irgendwo inmitten dieser Kakophonie neuronaler Dialoge erhebt sich ein klein wenig Bewusstsein, und durch dieses winzige Fenster
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