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Die Kraft der Mitfuehlenden Kommunikation

Die Kraft der Mitfuehlenden Kommunikation

Titel: Die Kraft der Mitfuehlenden Kommunikation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Newberg
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ununterbrochen und zeigt nur sehr wenig neuronale Aktivität in den Sprachzentren.
    Aber Neugeborene werden sich sofort bewusst, dass sie von anderen Menschen und Gegenständen der Welt getrennte, eigenständige Wesen sind. Mit anderen Worten, sie unterscheiden zwischen sich selbst und der Außenwelt. Außerdem haben sie ein angeborenes Wissen, dass sie mit anderen kommunizieren müssen, wenn sie in der Welt überleben wollen. Und das tun sie über die Stimmbänder und die Körpersprache. Sie schreien, sie lächeln, sie wedeln mit den Armen, um ihre Grundbedürfnisse mitzuteilen, und sie zeigen emotionale Reaktionen und Anzeichen für geteilte Gefühle. Sie erinnern sich an Klänge und Laute, die sie im Mutterleib gehört haben, 12 und sie zeigen eine spontane neuronale Aktivität, die dem entspricht, was William James den »Strom des Bewusstseins« nennt.
    Viele der Strukturen, die für bewusstes Sprechen zuständig sind, liegen in den äußersten Schichten des Gehirns, aber diese sind bei der Geburt noch weitgehend unentwickelt. Unmittelbar nach der Geburt setzt dann rasches Neuronenwachstum ein, und es entstehen dichte Verbindungen der Zellen des Neocortex mit dem Thalamus und anderen Tiefenstrukturen des Gehirns. Diese Veränderungen deuten auf das entwickelte Bewusstsein von Säuglingen und Kleinkindern hin, und das Bewusstsein entwickelt und verändert sich während des ganzen Lebens weiter. 13 Wenn auch nur ein Bestandteil dieses empfindlichen Schaltplans unterbrochen wird, kann die bewusste Wahrnehmung dauerhaft gestört werden. 14
Wie Gedanken Wirklichkeit werden
    Im Zentrum des Gehirns sitzt eine walnussförmige Struktur namens Thalamus. Dieser überträgt Sinneseindrücke aus der Außenwelt in die übrigen Teile des Gehirns. Wenn wir uns etwas vorstellen, wird auch diese Information an den Thalamus geleitet. Unsere Forschungen lassen vermuten, dass der Thalamus diese Gedanken und Fantasien genauso verarbeitet wie Klänge, Gerüche, Geschmacksempfindungen, Bilder und Tastempfindungen. Wenn Sie sich also sicher fühlen, dann nimmt der Rest Ihres Gehirns an, Sie seien auch sicher. Wenn Sie aber über imaginäre Befürchtungen oder Selbstzweifel nachgrübeln, dann nimmt Ihr Gehirn an, es bestehe womöglich eine wirkliche Bedrohung aus der Außenwelt. Unsere sprachbasierten Gedanken formen unser Bewusstsein, und das Bewusstsein formt die Realität, die wir wahrnehmen. Wählen Sie also Ihre Worte mit Bedacht, denn sie werden so wirklich wie der Boden, auf dem Sie stehen.
    Das Bewusstsein ist eine Welt für sich – die abstrakte geistige Repräsentation einer Außenwelt, die wir nie vollständig erfassen können. Nehmen Sie zum Beispiel die Farbwahrnehmung. Farben gibt es in der Realität eigentlich nicht. Es gibt Lichtwellen, die wir in unserem Gehirn aber nicht »sehen«. Die Sehzentren des Gehirns interpretieren die Einwirkung der Lichtwellen auf die Zäpfchen, die Farbsehzellen in der Netzhaut des Auges, und diese Information wird dann intern als Farbpalette wiedergegeben, die wiederum durch die Sprache in Kategorien eingeteilt wird. 15 Weil alle Menschen dasselbe Sehsystem haben, sehen wir alle an einem sonnigen Tag einen blauen Himmel, obwohl der Himmel nicht wirklich blau ist. Aber wenn man diesem Sinneseindruck keinen spezifischen Namen gibt, kann das Gehirn diese spezifische Farbe vielleicht gar nicht erkennen.
    Die Farbwahrnehmung wird auch durch die Kultur bedingt, in der man groß wird, und je nach dem Land, in dem man aufwächst – sei es Russland, England oder Afrika –, ändert die sprachliche Einteilung des Farbspektrums das, was man wirklich sieht. 16 So können zum Beispiel die Angehörigen des Berinmo-Stamms in Papua-Neuguinea nicht zwischen Blau und Grün unterscheiden, können esaber lernen, was zeigt, dass Wahrnehmung und Kategorisierung von Farben eine sprachgebundene Kategorie ist, die von kognitiven Prozessen kontrolliert wird, welche sich nur im menschlichen Gehirn abspielen. 17
    Dasselbe gilt für Wörter. Wenn man den Klang oder die Intonation ändert, kann sich eine völlig unterschiedliche Bedeutung ergeben. In Gesprächen müssen wir das im Auge behalten, weil verschiedene Partner auf ein Wort oder einen Satz ganz unterschiedlich reagieren können, je nach der Kultur oder den Kindheitserlebnissen. Eine Aussage wie »Du bist schön« kann als Kompliment oder als aufdringlich empfunden werden, besonders von Menschen, die vielleicht Opfer sexuellen Missbrauchs gewesen sind. In China

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