Die Kraft der Mitfuehlenden Kommunikation

gesagt haben. Wenn die Idee, die Sie vermitteln möchten, neu oder kompliziert ist, wiederholen Sie Ihre Botschaft in verschiedenen Formulierungen, damit das Gehirn des Zuhörers ein Konzept ihrer wesentlichen Elemente aufbauen kann.
    Außerdem können wir unsere Kommunikationsfähigkeit verbessern, indem man ein weiteres neurologisches Faktum ausnutzt: Je langsamer man spricht, desto besser versteht es der Zuhörer. 25 Langsames Formulieren entspannt darüber hinaus den Körper des Sprechenden sowie den des Zuhörers. 26 Das Ergebnis? Weniger Stress und mehr Verständnis mit dem geringsten Aufwand an Wörtern. Das ist eine Win-win-Situation – für Ihren Körper, Ihr Gehirn und füreinander –, und die Formel ist leicht zu merken:
    Halten Sie Ihre Sätze kurz, sprechen Sie langsam und nicht länger als dreissig Sekunden.
    Kürze reduziert Konflikte
    Manchmal sind sogar dreißig Sekunden schon zu viel, besonders in emotionalen Situationen. Mark stellte einst die Mitfühlende Kommunikation auf einer Tagung der Coalition for Collaborative Divorce vor. Das ist eine Organisation von Anwälten, Therapeuten und Finanzberatern in Südkalifornien, die zusammenarbeiten, um bei Scheidungen zu gütlichen Einigungen ohne Gerichtsverfahren zu gelangen. Mark veranstaltete nun ein Rollenspiel, bei dem zwei Personen einen Streit austrugen. Keine der beiden Parteien, so dasSzenario, wollte auf einen Vergleich eingehen, beide beharrten auf ihrem Standpunkt. Mehrere Anwälte versuchten erfolglos verschiedene Strategien, aber die Kontrahenten gingen nicht darauf ein. Obwohl es nur ein Rollenspiel war, spürte man wirkliche Spannung im Raum.
    Selbst eine Begrenzung der Gesprächsbeiträge auf dreißig Sekunden half nicht mehr, also änderten wir die Regel. Alle Rollenspieler, einschließlich des Anwalts, durften nur noch höchstens zehn Sekunden sprechen, und binnen fünf Minuten konnte der Anwalt die Pattsituation in ein Übereinkommen verwandeln. Die starke Einschränkung der Kommunikationsmöglichkeiten machte auch den Ausdruck von Ärger unmöglich. Das Seltsame am Ärger ist, dass er ein falsches Gefühl vermittelt, im Recht zu sein, und neurologisch immer mehr Ärger erzeugt.
    Unter Zeitdruck kommen einem oft die kreativsten und nützlichsten Ideen. Wenn wir auf das mentale Geschwätz des Alltagsbewusstseins verzichten, treten andere Formen der kognitiven Verarbeitung in den Vordergrund. Diese tieferen intuitiven Kapazitäten beziehen verschiedene neuronale Prozesse mit ein und bewerten eine Situation schneller als die Mechanismen, die sich des vom Arbeitsgedächtnis genutzten »Brocken«-Mechanismus bedienen.
    Bleiben Sie relevant, und vermeidenSie ablenkende Geräusche
    Wenn wir unsere Äußerungen bewusst auf höchstens dreißig Sekunden beschränken, lernen wir, unsere Worte sorgfältiger zu wählen. Dieser Ansatz hat einen spezifischen neurologischen Vorteil, weil irrelevante Äußerungen Muster neuronaler Kohärenz im Gehirn stören und es dem Zuhörer erschweren zu verstehen, was wirklich gesagt wird. 27
    Irrelevante Äußerungen mindern auch das Urteils- und Lernvermögen. 28 Wissenschaftler am Air Force Research Laboratory in Ohio fanden heraus, dass es die Fähigkeit zum Erkennen wichtiger verbaler Signale stört, wenn zwei Menschen gleichzeitig sprechen. 29 Jedes Hintergrundgespräch – zum Beispiel, wenn man sich in einem Restaurant oder in einem Großraumbüro unterhält – stört das Gehirn bei der Ausführung seiner Aufgaben. 30 Schon Verkehrslärm im Hintergrund reicht, um das Lernvermögen zu vermindern. 31 Unser Rat: Wenn Sie ein wichtiges Gespräch führen müssen, sollten Sie sich den ruhigsten Platz dafür suchen, den Sie finden können, damit Sie sich auf jedes Wort voll konzentrieren können.
    Machen Sie sich Ihr Alltagsbewusstsein bewusst
    Die Mitfühlende Kommunikation lehrt uns, wie man sich der normalen Denkgewohnheiten bewusst wird, und sowie man seine Aufmerksamkeit den inneren geistigen Prozessen zuwendet, verändern sich die molekularen, zellulären und chemischen Funktionen des Gehirns. 32 Im Prinzip schaffen wir eine neue Form des Bewusstseins, die auf Selbstreflexion und Beobachtung beruht.
    Wenn wir unsere Aufmerksamkeit uns selbst zuwenden, machen wir oft eine erstaunliche Entdeckung: Es ist fast unmöglich, den Geist vom Denken abzuhalten. Das Alltagsbewusstsein scheint einen kontinuierlichen inneren Dialog zu führen, dem wir genauso zuhören können wie den Äußerungen anderer Menschen.