Die Kraft gelebter Gegenwart
bedingungslose Liebe nicht wie Geld ist. Bedingungslose Liebe kann man nicht verdienen . Liebe kann man nicht mit Leistung und Verdiensten erreichen. Wir können uns für Liebe nicht »qualifizieren«. Liebe ist einfach. Liebe ist unser Geburtsrecht. Liebe ist, was wir bereits sind .
Das Vorbild für Liebe, das uns unsere Eltern während unserer Kindheit durch die Interaktion mit uns, miteinander und mit anderen Menschen vorleben, wird zu unserer primären Definition für Liebe. Dies ist die automatische Folge der emotionalen Prägung. Aus diesem Grund stellen wir, wenn wir als Erwachsene eine Erfahrung der Liebe für uns manifestieren wollen, unbewusst ein physisches, mentales und emotionales Szenario her, das die emotionale Resonanz schafft, die wir aus unserem Austausch mit unseren Eltern in unserer Kindheit kennen. Diese Resonanz muss keinesfalls angenehm oder in irgendeiner Weise erfreulich sein, sondern nur ähnlich zu damals und daher vertraut.
Wenn wir beispielsweise als Kind missbraucht wurden, wenn wir Liebe brauchten, wurde die gefühlte Resonanz des Missbrauchs zu einem Teil der Kindheitsdefinition für Liebe. In der Folge manifestieren wir eine Erfahrung, die zu einem gewissen Maß die gefühlte Resonanz des Missbrauchs enthält, wenn wir als Erwachsene das Bedürfnis nach Liebe verspüren. Dies geschieht unbewusst, automatisch. Warum? Weil es die einzige uns bekannte Möglichkeit ist, wie wir das bekommen können, wovon wir aufgrund unserer Prägung annehmen, dass es Liebe ist. Aufgrund der Bedingungen verletzt uns die Liebe, die wir dann erhalten.
Auf der bewussten Ebene fragen wir uns dann vielleicht: »Warum passiert mir das immer wieder?« Der Grund für unsere Manifestation der immer wieder gleichen, schmerzhaften Erfahrungen ist, dass wir es nicht besser wissen. Das ist das Dilemma, das die emotionale Prägung ewig weiterführt. Das ist die offene Wunde im kollektiven Herzen der Menschheit. Deshalb nehmen viele von uns an, dass Liebe weh tut. Aber Schmerz ist eine Bedingung, während Liebe ein Zustand ist.
In The Presence Process lernen wir nach und nach, wie wir über die Grenzen unserer prägungsgetriebenen Interpretationen hinausblicken können. Wir lernen, emotional erwachsen zu werden. Als Folge dieser emotionalen Entwicklung beginnen wir, die Bedingungen, die wir aus unserer Kindheitserfahrung mitgenommen haben, aufzuheben. Mit der Aufhebung dieser Bedingungen gewinnen wir eine andere Wahrnehmung unserer Erfahrung. Diese neue Wahrnehmung wird nicht durch unsere nicht integrierten, stark aufgeladenen Emotionen getrieben. Wir erhalten den Zugang zu dieser Wahrnehmung durch das Bewusstsein im gegenwärtigen Augenblick.
Die Bestätigung, dass wir zum Bewusstsein im gegenwärtigen Augenblick erwachen, kommt mit den Einsichten, die wir über die Lage unseres gemeinsamen Menschseins empfangen. Eine dieser Einsichten ist die Erkenntnis, dass ausnahmslos jeder Mensch, dem wir begegnen, unabhängig von seinem Verhalten nach der Erfahrung der bedingungslosen Liebe strebt. Selbst wenn die Menschen voller Hass sind, sehen wir dies als fehlgeleiteten Hilfeschrei nach Liebe.
Bis wir zum Bewusstsein im gegenwärtigen Augenblick erwachen, ist uns nicht klar, dass unser Verhalten selten die angestrebte, bedingungslose Liebe reflektiert. Wir können nicht erkennen, wie unser Verhalten darauf abzielt, Liebe von anderen zu »bekommen«, und wie wir Bedingungen mit der angestrebten bedingungslosen Liebe verknüpfen. Uns ist also nicht bewusst, wie stark unser Verhalten im Widerspruch zu der Erfahrung steht, die wir suchen.
Mit zunehmendem Bewusstsein erkennen wir, dass jeder versucht, etwas von uns zu »bekommen«. Das Gefühl, dass die Welt ständig versucht, etwas von uns zu bekommen, ist die automatische Spiegelung unseres eigenen Versuchs des »Bekommens« . Wir haben uns dieses Verhalten in der Kindheit angeeignet, indem wir das Verhalten unserer Eltern in Bezug auf ihre eigene emotionale Lage nachgeahmt haben. Unsere Eltern haben ihre Eltern nachgeahmt usw. Aber bedingungslose Liebe kann nie durch das »Bekommen« erfahren werden, sondern nur durch das »Geben und Empfangen«.
Wenn wir genügend Bewusstsein im gegenwärtigen Augenblick erlangt haben, um wahrnehmen zu können, dass wir unbewusst Erfahrungen der bedingten Liebe manifestieren, die auf unseren Prägungen beruhen, akzeptieren wir die Tragikkomödie unserer Lage. Wir lachen darüber, wie blind wir dem Beispiel unserer Eltern gefolgt sind.
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