Die Kraft gelebter Gegenwart
wir mehr und mehr Unwohlsein und Platzangst. Die Geschichte, die wir uns erzählen, lautet etwa so: »Etwas Schreckliches wird passieren.« Was wir fühlen, sind unsere stark aufgeladenen Emotionen, die an die Oberfläche treten, um durch unsere bedingungslose Aufmerksamkeit integriert zu werden.
Wenn wir aus dem Wasser steigen und mit unserer Atemsitzung beginnen, bleibt dieser erhitzte Austausch knapp unter der Oberfläche unseres Bewusstseins. Indem wir bei dem gefühlten Aspekt dieser Erfahrung präsent bleiben, bringen wir Präsenz ein und leiten damit die Integration ein.
Diese integrative Erfahrung manifestiert sich physisch durch Empfindungen im Körper, mental durch Gedankenprozesse und emotional durch den Ausdruck von Angst, Wut und Trauer. Indem wir das, was immer auftauchen mag, bedingungslos fühlen, wird diese starke Emotion allmählich in unserem emotionalen Körper abgebaut. Wir fühlen dies unter Umständen als Hitzewallung mit Schwitzen in unserem Körper, gefolgt von einer plötzlichen Entladung, die von einem Gefühl der Kühle begleitet wird. In diesem Augenblick der Abkühlung fällt ein Aspekt unserer äußeren Dramatik ab, gleichzeitig wird Täuschung durch gesteigerte Präsenz ersetzt.
Dieser integrative Prozess setzt auch durch unsere tägliche Atempraxis ein, während der wir aufsteigende Hitzewellen spüren können, die dann wieder abklingen und die uns anschließend ein wenig kälter fühlen lassen. Dies ist das Aufsteigen und das Loslassen der stark aufgeladenen Emotionen. Dieser Hitzeaustausch findet auch statt, wenn wir uns einfach erlauben, bedingungslos zu fühlen, »was ist«, insbesondere wenn wir zutiefst unbehagliche emotionale Zustände spüren und nicht reaktiv agieren.
Eine Warmwassersitzung ist wie eine Gelegenheit, einen Teil der Lasten des emotionalen »Gepäcks« aus der Vergangenheit den Abfluss hinunterzuspülen. Wir wissen, wann wir einen Teil der stark aufgeladenen Emotionen bewusst losgelassen haben, weil wir uns dann fühlen, als ob wir mehr Raum zum Atmen hätten. Wir stehen aufrechter, können tiefer atmen und betrachten den Horizont unserer Erfahrung, so wie sie hier und jetzt ist. Unsere Wahrnehmung passt sich dem an, und wir sehen unser Leben, wie es wirklich ist – und nicht im Zerrglas einer nicht integrierten Vergangenheit und einer projizierten Zukunft.
Mit jeder weiteren Wasser- und Atemsitzung werden die stark aufgeladenen Emotionen weiter integriert. Die Befreiung von der Vergangenheit manifestiert sich weiterhin in vielerlei Hinsicht.
Nach dem Loslassen stark aufgeladener Emotionen spüren wir beispielsweise ein Gefühl der Leere. Dies ist ganz natürlich. Etwas aus der Vergangenheit, das wir unbewusst und fälschlicherweise für einen Teil von uns gehalten hatten, wurde nun integriert, und somit nehmen wir es nicht mehr als etwas Getrenntes wahr, das »in Ordnung gebracht« werden muss. Häufig folgt auf das Loslassen stark aufgeladener Emotionen das Gefühl, dass unsere Körpertemperatur niedriger ist als sonst. Dies liegt daran, dass wir etwas losgelassen haben, dem wir Widerstand geleistet hatten, was zu Reibung führte, und deshalb ist nun unsere Körpertemperatur geringer. Unser Körper passt sich schnell an und findet ein neues Gleichgewicht.
Wenn wir die Reise in den nächsten drei Wochen fortsetzen, müssen wir Folgendes im Bewusstsein behalten: Mit jeder Wasser- und Atemsitzung nimmt unser emotionales Körperbewusstsein zu. Wenn wir unseren Körper 15 Minuten lang im warmen Wasser baden und anschließend sofort unsere Atemtechnik ausführen, aktivieren wir verstärktes Bewusstsein im gegenwärtigen Augenblick. Das bedeutet, dass der Abstand zwischen unseren Emotionen, Gedanken, Worten, Handlungen und deren Folgen scheinbar kleiner wird. Denn nun nehmen wir die Verbindung zwischen der Ursache und ihrer Wirkung wahr. Diese verbesserte Wahrnehmung verschafft uns den Eindruck, dass die Zeit schneller verläuft. Und wir nehmen das nicht als Bedrohung, sondern freudvoll wahr.
Von diesem Punkt an bis zum Beginn der zehnten Woche können wir unseren Körper so oft wir wollen im warmen Wasser baden und dann sofort danach die Atemtechnik ausführen. Je öfter wir den Körper mit der Absicht im warmen Wasser baden, das emotionale Körperbewusstsein zu aktivieren, umso effizienter treten unsere stark aufgeladenen Emotionen zur Integration an die Oberfläche. Wir sollten jedoch nichts erzwingen.
HINWEIS: Für die Zwecke im Rahmen von The Presence
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