Die Kraft gelebter Gegenwart
selbst nicht besser gewusst haben, aber immer noch wütend darüber sind, wie sich andere Menschen verhalten. Wenn wir uns nicht entscheiden, diese Wut zu integrieren, wird sie uns davon abhalten, zu akzeptieren, dass andere Menschen, vor allem unsere Eltern, unter den Umständen, die sie durch ihre eigenen Eltern mit auf den Weg bekommen haben, ihr Bestes gegeben haben.
Bei der Neutralisierung der Arroganz und der daraus resultierenden Wut hilft uns die folgende, einfache Einsicht: Jedes Verhalten, das wir in unseren Interaktionen mit anderen Menschen beobachten und das kein Akt der bedingungslosen Liebe ist, ist ein unbewusster Hilferuf nach bedingungsloser Liebe.
Oberflächlich betrachtet mag das nicht offensichtlich sein, weil wir Erwachsene Meister darin sind, unseren inneren Zustand zu verbergen. Als Erwachsene können wir hervorragend vorgeben, dass »alles in Ordnung« sei. Wir wissen, wie wir vorgeben, eine Sache zu beabsichtigen, während wir in Wirklichkeit eine ganz andere Sache vorhaben.
In der Welt der Erwachsenen ist alles »in Ordnung«, »wunderbar« und »gar nicht schlecht«. Die emotionale Bedingung, die unter der Oberfläche der Erwachsenenwelt verborgen liegt, ist jedoch, dass die nicht friedlichen Menschen, die wir treffen, in sich Kinder tragen, die ängstlich, zornig und untröstlich sind, weil sie keine bedingungslose Liebe empfangen haben.
Diese Einsicht ist der Schlüssel zur Befreiung unserer Wahrnehmung. Diese Einsicht ist der Weg, wie wir unseren eigenen Seelenfrieden wiederherstellen können. Diese Einsicht ist die Grundlage aller authentischen Vergebung.
Wenn wir eine unfreundliche Annahme über das Verhalten eines anderen Menschen treffen, missinterpretieren wir einen Hilfeschrei nach Liebe. Wenn wir dies erkennen, entbindet es uns nicht von der Notwendigkeit, urteilsfähig zu bleiben, aber es entbindet uns davon, zu beurteilen.
Beurteilung ist die Folge eines Verhaltens, bei dem wir uns die Welt ansehen und unsere nicht integrierte Vergangenheit sowie die ängstlich projizierte Zukunft darin sehen, aber statt das zu erkennen, anderen die Schuld dafür geben, was wir wahrnehmen.
Wenn wir uns dem Bewusstsein im gegenwärtigen Augenblick nähern, nehmen wir wahr, dass die Welt, die wir sehen, uns mit den einzigen ihr zur Verfügung stehenden Mitteln um bedingungslose Liebe bittet. So wie wir. Die Welt spiegelt unsere Misere.
Auch unsere Eltern waren einmal Kinder. Wenn wir unsere Eltern durch die Augen des Bewusstseins im gegenwärtigen Augenblick betrachten, sehen wir Kinder, die, wie wir, voller Angst in diese Welt der Bedingungen gestoßen wurden. Auch diese Kinder wollen, wie der schmerzende Aspekt des Kindes in uns, bedingungslos geliebt werden.
Sind unsere Eltern dafür verantwortlich, dass sie energetisch Verhalten kopiert haben, das auf die Prägung aus ihrer Kindheit zurückgeht? Wollen wir an unserer Wut festhalten, oder ist es besser, uns mitfühlend dafür zu entscheiden, den Fehler in unserer Wahrnehmung zu erkennen? Andere zu beurteilen, ist ein Mangel an Klarheit und ein Virus, der unsere Wahrnehmung infiziert.
Beurteilung auf jeder Ebene ist Arroganz.
Beurteilung zeigt auch unsere Doppelmoral. Einerseits erhebt sie uns selbst, damit wir überlegen erscheinen, andererseits besteht sie darauf, dass sich jeder genau so verhält wie wir, und rügt jeden, der das nicht tut.
Die schädlichste Folge solcher Beurteilungen ist jedoch, dass wir uns und andere nach der Erfahrung einordnen, die wir machen, und nicht nach der gemeinsamen Präsenz, die wir authentisch sind. Das Entscheidende ist, dass wir durch Beurteilung anderen die Schuld für ein Dilemma geben, in dem wir alle stecken.
Beginnen wir daher damit, dieses Wahrnehmungschaos zu entwirren, indem wir unseren Eltern vergeben und sie mit der bedingungslosen Liebe segnen, die wir gerne als Kinder von ihnen erfahren hätten.
Durch diesen einen Akt der Liebe leiten wir die Integration eines tragischen Kreislaufs ein, der in zahllosen Generationen vor uns verheerenden Schaden angerichtet hat. Indem wir uns auf diese Art und Weise befreien, schaffen wir die Möglichkeit, dass in der Erfahrung derer, die lange Zeit nach uns kommen, Frieden umgesetzt wird.
Unsere Reise in die Arme der bedingungslosen Liebe beginnt mit dem Akt, uns selbst das zu geben, was wir von anderen erhalten wollen. Praktisch bedeutet dies, zu fühlen, was wir in jedem Moment erfahren, ohne Bedingungen mit der Erfahrung zu verknüpfen.
Wenn
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