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Die Kraft gelebter Gegenwart

Die Kraft gelebter Gegenwart

Titel: Die Kraft gelebter Gegenwart Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Brown
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erkennen wir den Mangel an Authentizität in diesem Verhalten. Die Tragik ist, dass wir unter Umständen ein ganzes Leben lang leben und nichts erreichen, das aus authentischen Beweggründen entstanden ist. Wir ignorieren die Einsicht (Innensicht) und bleiben von den äußeren Dingen geblendet.
    Schon der Gedanke, unsere Zeit in Anliegen zu investieren, bei denen es um uns selbst geht, kann zu Emotionen wie Schuldgefühlen führen. Unter Umständen glauben wir, dass es egoistisch ist, wenn wir uns um uns selbst kümmern. Dies liegt daran, dass in der zeitbasierten Erfahrung der modernen Gesellschaft von uns erwartet wird, dass wir wie ein Uhrwerk funktionieren. In der Welt, wie sie derzeit ist, besteht die Erwartung, dass wir als abhängiges Teilstück des Gesamtwerks Gesellschaft leben. Verhalten, das sich scheinbar nicht in dieses Gesamtwerk einfügt, wenn wir also unsere eigene Individualität nähren, wird selten unterstützt. Der Wert dieses Verhaltens für das Ganze wird von den Menschen nicht erkannt, die sich bei ihrem eigenen Verhalten nach den Signalen anderer Menschen richten.
    Für die Billigung und die Anerkennung anderer Menschen zu leben, ist so stark in unserer Lebenserfahrung verankert, dass es schwierig ist, die Konsequenzen unseres Mangels an authentischer Willenskraft zu begreifen. Uns wird nicht sehr oft bewusst, wie wenig Willenskraft wir haben. Wenn wir aus unserem gegenwärtigen Umfeld heraus und allein auf eine idyllische, einsame Insel versetzt würden, die alles bietet, was wir uns wünschen, außer anderen Menschen und unseren Haustieren, würden viele von uns Depressionen bekommen und untergehen.
    Ein Hinweis auf einen Mangel an persönlich motivierter Willenskraft ist es, wenn wir »ja« sagen, während wir eigentlich »nein« meinen, und »nein« sagen, während wir »ja« meinen. Dieser Mangel an emotionaler Willenskraft ist der Tatsache geschuldet, dass unser Verhalten von unserem reaktiven Agieren bestimmt ist. Wenn wir uns nur einmal selbst bei einem solchen Verhalten ertappen, verhalten wir uns sehr wahrscheinlich unbewusst in vielen anderen Bereichen unseres Lebens ebenso.
    Wenn wir »ja« sagen, während wir eigentlich »nein« meinen, und »nein« sagen, während wir »ja« meinen, leben wir für die Anerkennung und die Billigung anderer Menschen. Wenn wir also nun unseren ersten Schritt einer Handlungsweise gehen, die uns selbst nährt, zum Beispiel zweimal täglich 15 Minuten lang unsere Atemtechnik zu praktizieren, können wir auf eine Wand des Widerstands treffen. Die Wand ist zwar unsichtbar, erscheint aber undurchdringbar. Aber sie ist es nicht.
    Unser Widerstand gegen unsere tägliche Atempraxis steigt auch dann, wenn wir anderen Menschen von unserer Absicht erzählen, mit dieser Arbeit zu beginnen. Dieses Risiko gehen wir ein, wenn wir über Aktivitäten sprechen, die wir nur für uns selbst unternehmen. In den meisten Fällen sprechen wir nur darüber, um Unterstützung von außen zu bekommen: um die Bestätigung zu erhalten, dass unsere Bemühungen ehrenwert und angemessen sind.
    Wenn wir mit The Presence Process beginnen, haben wir zunächst vielleicht die Tendenz, anderen Menschen davon zu erzählen. Dabei verbergen wir unseren Wunsch nach Absicherung hinter dem Vorwand einer zwanglosen Unterhaltung. Wenn wir uns so verhalten, entdecken wir unweigerlich, dass die Präsenz Sinn für Humor hat. Die Präsenz wird unserem instinktiven Wunsch nach Rückversicherung dadurch begegnen, dass sie uns mit Menschen sprechen lässt, die Anmerkungen der folgenden Art machen werden: »Du hast atmen geübt? Aber du weißt doch, wie man atmet, ha, ha, ha.« Andere mögliche Kommentare sind: »Ach, das habe ich schon versucht. Das bringt nichts.« »Ich kenne diese Technik. Sie funktioniert nicht.« »Warum willst du zurück in die Vergangenheit? Kümmere dich um die Zukunft.« »Ich würde auch gern solche Sachen machen, aber zurzeit muss ich mich mit der Realität befassen.« Wenn keiner unserer Gesprächspartner den Wert unserer Absicht bestätigt und da wir uns nicht selbst auffangen können, fühlen wir noch mehr Widerstand gegen unsere tägliche Atempraxis.
    Andererseits ist die Bestätigung durch andere Menschen, wie großartig und nobel das Projekt The Presence Process ist, anfangs eine Hilfe bei der Durchführung unserer täglichen Atemtechnik, weil wir dann davon erzählen können und ein Lob für unsere wackeren Bemühungen kassieren können. Dies hat allerdings keine

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