Die Kraft gelebter Gegenwart
sein.
Ein Grund, warum es anfangs eine Herausforderung sein kann, diese Praxis konsequent auszuführen, kann darin liegen, dass wir bewusst oder unbewusst in The Presence Process eintauchen, weil uns jemand anderes gesagt hat, dass wir das tun »sollten«. Jemand mag der Meinung gewesen sein, er oder sie »hilft uns«, indem er oder sie uns in diesen Prozess einführt. Also haben wir damit angefangen, um dieser Person eine Freude zu bereiten.
Es können auch andere fehlgeleitete Gründe vorliegen. So mögen wir zum Beispiel der Meinung sein, dass wir aufgrund der Durchführung dieses Prozesses etwas von einer Person oder von der Welt bekommen. Wir mögen vielleicht glauben, dass unser Partner zurückkehren wird, wenn wir diesen Prozess abschließen, weil wir durch den Prozess unsere Probleme bearbeitet haben werden, die zur Trennung geführt hatten. Oder wir mögen glauben, dass wir nach Abschluss dieses Prozesses plötzlich unglaublich viel Geld verdienen und erfolgreich sein werden.
Diese Beispiele fehlgeleiteter Absichten beleuchten Situationen, in denen unser Einstieg in den Prozess durch reaktives Agieren, statt durch achtsames Reagieren, motiviert sein könnte. Wenn dies der Fall ist, werden wir zunächst unsere Schwierigkeiten mit der Atemtechnik haben, weil es schwierig ist, konsequent die Willenskraft aufzubringen, wenn wir dies für jemand anderen als uns selbst durchführen. Es ist unangenehm, Integrationsarbeit für jemand anderen durchzuführen, und es ist unmöglich, für jemand anderen zu atmen.
Unter Umständen werden Sie feststellen, dass Sie mit The Presence Process das erste Mal etwas authentisch für sich selbst machen. Dies ist ein Punkt, mit dem jeder Mensch, der diesen Prozess durchläuft, mehr oder weniger zu kämpfen hat. Wir alle haben Narben davongetragen, weil wir uns in Bezug auf unser Verhalten, unser äußeres Erscheinungsbild und unsere Erwartungen an das Leben von anderen beeinflussen ließen.
Als Kinder wurden wir durch die Anleitung, Ermunterung und das Beharren unserer Eltern und Freunde in die Welt der Ordnung, der Routine und des »angemessenen Verhaltens« eingeführt. Der Mangel an persönlicher Willenskraft – das ist die Fähigkeit, unsere Absicht aus Einsicht zu formen – ist die Folge unserer zunächst sehr engen Beziehung zu unserer Mutter. Wir essen, kleiden uns, baden und verhalten uns so, wie es von unserer Mutter bestimmt wird. Mit unserer weiteren Entwicklung drücken wir uns so aus, wie wir annehmen, dass es in den Augen unserer Mutter und unseres Vaters angemessen ist. Die Folge dieser anfänglichen Abhängigkeit ist, dass auf einer unbewussten Ebene unsere Gründe dafür, wie wir heute essen, uns kleiden, baden und uns verhalten, ihren Ursprung fast ausschließlich in der gespiegelten physischen Präsenz anderer Menschen haben und somit ein reaktives Agieren sind. Wir lehnen uns unbewusst an diese »anderen« als ständige Spiegelungen unserer Mutter und unseres Vaters an. Durch die physische Präsenz anderer Menschen versuchen wir nach wie vor, unsere Mutter und unseren Vater zu erfreuen und zu beschwichtigen und somit ihre Billigung und bedingungslose Akzeptanz zu gewinnen.
Im Lauf der Kindheit und Jugend und im Erwachsenenalter wird diese ursprüngliche Motivation, nach den Vorstellungen von Mama und Papa zu funktionieren, unweigerlich transformiert und übertragen. Solange wir jung sind, ist dieser Zwang, mit unseren Handlungen möglichst die Liebe und Zustimmung unserer Eltern zu erlangen, automatisch. In der Jugend wird dieses Verhalten in den Wunsch verwandelt, zu den gleichaltrigen Freunden »dazuzugehören«. Wenn wir das Erwachsenenalter erreichen, wird dieses Bedürfnis nach Bestätigung von außen als Wunsch getarnt, »verantwortungsbewusst« zu erscheinen und »voranzukommen«.
Nennen wir einen Großteil dieses Verhaltens beim Namen: Es ist der Wunsch, eine Reaktion hervorzurufen, eine Dramatik, um die Aufmerksamkeit und Zustimmung anderer Menschen zu bekommen. Bei einigen Menschen manifestiert sich dieser Wunsch als das genaue Gegenteil: nicht dazuzugehören und nicht voranzukommen. Auch diese Widerstände sind reaktives Agieren, ein Streben nach Aufmerksamkeit und Zustimmung, zurückzuführen auf unsere ersten Interaktionen mit unseren Eltern oder deren Stellvertretern.
Egal in welche Verkleidung wir unseren Wunsch nach Aufmerksamkeit und Zustimmung einpacken, egal wie wir ihn rechtfertigen: Wenn wir uns tief im Inneren selbst prüfen,
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