Die Kraft gelebter Gegenwart
einmal offenbart hat, bleiben uns diese Erkenntnisse erhalten. Wenn wir Bewusstsein im gegenwärtigen Augenblick gezielt angesammelt haben, geht es selten wieder verloren.
Indem wir durch die Atemtechnik, die bewussten achtsamen Reaktionen und die Werkzeuge der Wahrnehmung eine enge Beziehung zur Präsenz eingehen, erkennen wir allmählich, dass das, was wir seit der Kindheit für unsere persönliche Identität gehalten haben, nicht authentisch ist. Anders als unsere authentische Präsenz ist unsere Identität als Erwachsener größtenteils eine konstruierte Täuschung – reaktives Agieren auf unsere nicht integrierte Prägung.
The Presence Process ermöglicht uns wahrzunehmen, dass der Aspekt, der uns von anderen Menschen unterscheidet, nämlich unser wunderbar individueller Ausdruck der Schwingung, zu Begrenzung, Trennung und Absonderung führt, wenn wir ihn fälschlicherweise für unsere authentische Identität halten. Der Prozess unterstützt uns darin zu erkennen, dass wir uns von der Präsenz abgrenzen und trennen, wenn wir uns nur mit diesen äußeren, individuellen Ausdrucksmerkmalen, also unserem Aussehen, unserem Verhalten und unseren Lebensumständen, identifizieren. Denn Präsenz ist die unbegrenzte, gemeinsame, pulsierende Lebendigkeit, die in allem Leben fließt.
Wenn unsere Identität allein in unseren Ausdrucksmerkmalen verankert ist, beruht sie auf Interpretationen. Diese Interpretationen werden aus Umständen der Vergangenheit, Projektionen in die Zukunft und den Meinungen und Einstellungen anderer Menschen konstruiert.
Wir sind nicht unser Körper oder unser Verhalten, wir sind auch nicht die Umstände unserer gegenwärtigen Erfahrung. Unsere äußeren Ausdrucksmerkmale sind nur Teil einer vorübergehenden und sich ständig ändernden physischen, mentalen und emotionalen Reise. Diese sind zwar beeindruckend, aber sie vergehen und wir bleiben. Eine korrektere Definition dessen, was wir sind, ist: das, was wir mit allem Leben teilen . Was ist denn das, was wir mit allem Leben teilen?
Die Erfahrung der Präsenz
Die einfache Atemtechnik aus The Presence Process ermöglicht das Bewusstsein der Präsenz auf der Erfahrungsebene durch die Aktivierung des Bewusstseins im gegenwärtigen Augenblick. Der mentale Körper ist allerdings immun gegen so eine Erfahrung, weil er keinen Nutzen darin sieht. Wenn wir zulassen, dass der mentale Körper seinen Willen durchsetzt, wird er uns ablenken und von Fortschritten abhalten. Wir schulen uns, die Possen unseres mentalen Körpers zu umgehen, wenn wir uns während unserer Praxis folgender Punkte bewusst sind:
1. WIR ATMEN OHNE PAUSE, EGAL WAS GESCHIEHT. Diesen Punkt kann man gar nicht stark genug betonen. Unsere persönliche Erfahrung der Präsenz während einer Atemsitzung steigert sich, je nachdem, wie viel Zeit wir mit der verbundenen Atmung verbracht haben. Daher bleiben wir auf jeden Fall während der gesamten Atempraxis bei der rhythmischen Atmung ohne Pause. Unsere Erfahrung von Präsenz baut sich exponentiell mit jedem Moment auf, in dem unsere Atmung verbunden bleibt. In dem Augenblick, in dem wir pausieren und die Verbindung der Atmung abreißt, schwindet unser Bewusstsein der Präsenz. Wenn dies eintritt, haben wir unter Umständen das Gefühl, dass wir das Bewusstsein im gegenwärtigen Augenblick verloren haben, das wir während unserer Atemsitzung angesammelt hatten. Wir verlieren nicht die gesammelte Wirkung einer Atemsitzung, weil wir ausgedehnte Pausen machen. Aber unser Bewusstsein des »Seins mit der Präsenz« kann sich verringern. Deshalb ist es unsere Absicht, während der Atemsitzungen keine Pausen zu machen, egal was geschieht. Wenn wir auf die Toilette gehen oder uns eine Decke umlegen müssen, tun wir dies, ohne das Verbinden der Atmung zu unterbrechen. Wenn wir uns die Nase putzen, husten, gähnen oder einen Schluck Wasser trinken müssen, erledigen wir dies rasch und kehren dann zur Atmung zurück. Wenn verdrängte Emotionen an die Oberfläche treten und wir das Bedürfnis haben, zu weinen, gestehen wir uns diese Erfahrung zu. Aber sobald das Bedürfnis schwindet, kehren wir zur verbundenen Atmung zurück.
2. WIR BLEIBEN WÄHREND DER GESAMTEN SITZUNG KÖRPERLICH SO RUHIG WIE MÖGLICH. Bewusstsein der Präsenz wird nicht nur geschaffen, indem wir unsere Atmung bewusst verbinden, sondern auch durch die körperliche Ruhe während der Atemsitzung. Abgesehen von unserer Atmung sind alle physischen Dinge, die während unserer Sitzung
Weitere Kostenlose Bücher