Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Krankenschwester

Die Krankenschwester

Titel: Die Krankenschwester Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
als sie Purdys Gesicht sah. Die Frau war ein wenig blaß geworden. Sie mochte wohl keine Särge.
    »Das wird Ihnen auch mal so ergehen, Purdy. Freuen Sie sich über jeden Tag, an dem Sie noch leben. Die Zeit ist oft kürzer, als man denkt.«
    »Da haben Sie ja Ihre Erfahrungen.«
    »Sicher. Ich habe in meinem Job viele Menschen sterben sehen.«
    »Klar. Sie haben ja nachgeholfen.«
    »Das waren nur Indizien.«
    »Ich glaube den Richtern.«
    »Müssen Sie ja, Purdy.« Elfie Gazzow sagte es lächelnd. »Sonst kämen Sie mit Ihrem Gewissen nicht zurecht, falls Sie überhaupt eines besitzen. Oft daran zu denken, daß man Unschuldige hinter Gitter gesteckt hat, ist auch nicht das Wahre.«
    »Halten Sie den Mund, verdammt!«
    »Ist Ihnen das Thema unangenehm?«
    »Gehen Sie endlich!«
    Elfie lachte leicht meckernd. Sie mochte es, wenn Frauen wie die Fox unsicher wurden. Im Knast waren sie die Königinnen, aber hier wirkten sie schon erbärmlich.
    Im Krankenhaus selbst erging es der Fox auch nicht besser. An die Knastumgebung hatte sie sich gewöhnt, aber nicht an die Kellerräume eines Hospitals. Hier wurden die Leichen aufgebahrt oder obduziert, und hier wurden auch die gewaltigen Müllberge zwischengelagert, die das Krankenhaus produzierte. Hier war die Energieversorgung untergebracht, und Purdy Fox hatte den Eindruck, daß es nach Verwesung roch.
    Sie ging neben Elfie. Teresa war zurückgeblieben, die beiden Männer schritten hinter den Frauen her. Keiner von ihnen sprach. Das hier war Elftes Welt, sie kannte sich hier aus, und sie blieb vor einem Fahrstuhl mit einer sehr breiten Tür stehen. Sie bestand aus Metall. Das Licht einer Deckenleuchte fiel dagegen und gab der Tür einen leichten Glanz.
    »Professor Kenneth Carter weiß Bescheid«, erklärte die Fox. »Er wird uns erwarten.«
    »Wie schön. Dann müssen wir in den ersten Stock, denn dort hat er seih Büro.«
    »Wie gut kennen Sie ihn?«
    Elfie lächelte hintergründig. »Recht gut. Auch vom Prozeß her. Er hat nicht unbedingt gegen mich ausgesagt.«
    »Aber er hat Ihnen auch nicht geholfen.«
    »Richtig.«
    Die Fox zerrte die Tür auf. Zusammen mit Elfie Gazzow betrat sie die Kabine, die wesentlich größer war als die eines normalen Lifts, denn hier wurden zumeist Waren und Gegenstände transportiert und weniger Menschen.
    Auch die beiden Männer betraten den Aufzug. Sie hatten bisher nicht gesprochen, und das behielten sie auch bei, bis sie die erste Etage erreicht hatten. Mit hinein in das Zimmer des Chefs wollten sie nicht gehen, sie warteten statt dessen auf dem Flur, wo Bänke standen, eingerahmt von irgendwelchen Topfpflanzen.
    »Wie lange kann es denn dauern?«
    Purdy Fox war angesprochen worden und hob die Schultern. »Ich hoffe, daß es in einer halben Stunde erledigt ist.«
    »Gut.«
    Elfie Gazzow lachte leise, was die Fox jedoch störte, denn sie fragte: »Ist was?«
    »Nein, nicht. Was soll sein?«
    »Gehen wir.«
    Sie mußte eine Schwingtür aufdrücken. Dahinter lag ein langer und breiter Gang. Krankenzimmer reihte sich an Krankenzimmer, aber so weit mußten die beiden nicht gehen, denn zuvor knickte er noch nach links weg und mündete in eine Sackgasse, wo sich die Türen des Chefbüros befanden.
    Professor Carters Büro war das letzte in der Reihe. Um ihn zu sprechen, mußte erst ein Vorzimmer durchquert werden, wo eine Sekretärin saß, die große Augen bekam, als sie die Krankenschwester sah.
    »Hi, da bin ich wieder.«
    »Ja«, sagte die Sekretärin und deutete auf die zweite Tür, dabei vermied sie es, Elfie anzuschauen. Wahrscheinlich dachte sie an die Gerichtsverhandlung, wo sie nicht eben pro Gazzow gesprochen hatte.
    »Der Professor erwartet Sie bereits.«
    »Danke«, sagte die Fox.
    Das Büro des Chefs war nüchtern eingerichtet. Allerdings mit hellen Möbeln, so daß schon eine gewisse Freundlichkeit vorherrschte. Carter hatte hinter seinem Schreibtisch gesessen. Als die beiden Frauen das Büro betraten, stand er auf und nickte ihnen zu. Er trug den weißen Kittel offen. Eine graue Weste war zu sehen, ein helles Hemd, eine Krawatte.
    Der Professor war ein sehr schlanker, ein schon hagerer Mann mit tief in den Höhlen liegenden Augen.
    Seine Wangenknochen traten stärker hervor als bei den meisten Menschen, und die knochige Nase hatte in der Mitte einen Höcker, der die Lesebrille festhalten konnte. Eine schmale Oberlippe, ein breiter Mund mit kantigen Lippen vervollständigte die Erscheinung, auf dessen Kopf buschiges Haar wuchs.

Weitere Kostenlose Bücher