Die Krankenschwester
Schon angegraut und mit einer aschigen Farbe.
»So sieht man sich also wieder, Schwester Elfie«, sagte er zur Begrüßung. »Ich hoffe, es geht Ihnen gut.«
»Jetzt schon.«
Professor Carter lachte. »Ja, die alte Umgebung, ich weiß.« Dann wandte er sich an Purdy Fox, stellte sich vor und erfuhr auch den Namen der Wärterin.
»Gut, setzen wir uns für einen Moment. Ich muß vor allen Dingen Ihnen noch einiges sagen, Elfie.«
»Bitte, ich bin ganz Ohr.«
Die Sitzgruppe stand am Fenster. Der Glastisch dazwischen war mit Zeitschriften bedeckt, die alle über medizinische Themen berichteten.
Die schmalen Sessel sahen unbequemer aus, als sie es tatsächlich waren.
Professor Carter saß so, daß er die beiden Frauen anschauen konnte.
Er konzentrierte sich aber auf Elfie Gazzow, und die Krankenschwester wich dem Blick nicht aus. Sie wußte, was sie wert war, aber sie wußte auch, daß Carter von ihren Kräften nicht überzeugt war und ihr deshalb skeptisch gegenüberstand.
»Ich möchte betonen, Schwester Elfie, daß ich es nicht gewesen bin, auf dessen Initiative man Sie hergeholt hat. Es war einzig und allein der Wunsch des Patienten.«
Elfie blieb gelassen. »Es hätte mich gewundert, wenn es anders gewesen wäre.«
Der Arzt schaute auf seine Hände. »Ja, Sie kennen meine Einstellung. Ich bin Wissenschaftler und kein Heiler. Deshalb kann ich auch nicht an Ihre heilenden Hände glauben, obwohl Teile der Medienlandschaft das wohl anders beurteilen.«
»Man hat mir geglaubt, Professor. Und – haben Sie meine Erfolge nicht mit eigenen Augen gesehen?«
»Das gebe ich zu. Mir fehlt auch noch die wissenschaftliche Erklärung, aber ich arbeite daran.«
Die Krankenschwester schüttelte den Kopf. »Sie werden diese Erklärungen nie finden können, Professor.« Sie streckte ihm die gespreizten Hände entgegen. »Das ist die Erklärung.«
Carter winkte ab. »Gut, das ist Ihr Problem, aber darum geht es nicht. Man hat Sie eingeweiht?«
Elfie drehte den Kopf und warf der neben ihr sitzenden Purdy Fox einen spöttischfragenden Blick zu. »Hat man das wirklich?« fragte sie leise.
»Ich gab Ihr die Informationen, die auch ich hatte, Herr Professor.«
»Dann wissen Sie, um was es geht?«
»Nein!«
Carter war irritiert. »Wieso nicht?«
»Weil man wohl nicht viel wußte. Oder nichts zugeben wollte.« Elfie lachte. »Es ist schließlich mein höchster Chef, der bei Ihnen in der Klinik liegt, Professor.«
»Ja, Mr. Cramer. Und er hat darauf bestanden, Sie zu holen.«
»Woran ist er denn so plötzlich erkrankt?«
Der Arzt lehnte sich zurück. Er wirkte auf einmal etwas unsicher. »Da stehen auch wir vor einem Rätsel, sage ich mal. Er hat einen Blutsturz gehabt, als er in seinem Büro saß. Zum Glück hat ihn seine Sekretärin früh genug entdeckt und Hilfe holen können. Er wurde eingeliefert, wir untersuchten ihn, aber ich muß zugeben, daß wir vor einem Rätsel stehen. In seinem Innern muß etwas zerrissen worden sein, aber was es war, konnten wir nicht feststellen, weil sich der Patient weigerte, die weiteren Untersuchungen über sich ergehen zu lassen. Statt dessen bat er um Ihren Besuch, Schwester Elfie.«
Sie nickte. »Er weiß, was ich wert bin. Er ist davon überzeugt, daß ich ihn heilen kann.«
Carter war es nicht, wie die beiden Frauen seinem Gesichtsausdruck entnehmen konnten. Er wollte jedoch etwas über das Vorgehen der Krankenschwester erfahren, die aber schüttelte den Kopf.
»Nein, Professor, da werde ich Ihnen nichts sagen oder erklären. So wie Sie Ihre ärztlichen Geheimnisse haben, bin auch ich mit einigen Geheimnissen verbunden. Ich werde sie nicht weitergeben, denn ich habe eine Aufgabe zu erfüllen. Ich bin geboren, um zu heilen und nicht, um in einer Zelle zu sitzen.«
»Sie vergessen die drei Toten, deren Kehlen durchschnitten waren.«
»Das war nicht ich.«
»Aber man hat Sie verurteilt.«
»Ein Fehlurteil. Ich sitze aufgrund von Indizien im Knast. Möglicherweise bin ich auch einer Intrige auf den Leim gegangen. Wer kann das schon wissen?«
»Daran kann ich jetzt auch nichts ändern«, sagte Carter. »Es ist auch nicht mein Feld. Der Patient hat darum gebeten, daß Sie allein zu ihm kommen, und ich werde seinem Wunsch Folge leisten.«
»Wo liegt er?«
»Hier auf meiner privaten Station.«
»Gut, dann haben wir es ja nicht weit.« Elfie Gazzow stand als erste auf.
»Wenn ich um einen Kittel bitten dürfte. Es macht sich halt besser.«
»Der hängt im Schwesternzimmer
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