Die Krankenschwester
gesagt.
Die Fahrt, die Schmerzen, die Bilder, die Sir James nur mehr verwaschen wahrnahm. Er hatte den Eindruck, seine Eingeweide würden explodieren, und der neben ihm sitzende Arzt begann bereits mit einer ersten Untersuchung. Er stellte Fragen, die Sir James nur knapp und sehr mühsam beantworten konnte, aber der Arzt, der ihn auch vorsichtig abgetastet hatte, wußte Bescheid.
Über sein Handy nahm er Kontakt mit dem Krankenhaus auf. Das alles bekam Sir James noch mit. Er wurde nicht bewußtlos. Aber die normale Welt lag für ihn eingepackt in einen Schleier, und sie konzentrierte sich einzig und allein auf das Innere des Krankenwagens.
Sir James hörte auch zu, was der Arzt sagte. Viel konnte er nicht verstehen, denn die Schmerzwellen waren einfach zu schlimm, aber er hatte zweimal den Begriff Blinddarm verstanden. Wenn es sich um einen Durchbruch handelte, dann wurde es knapp.
Das wußte auch der Fahrer, denn er hatte Blaulicht und Sirene eingeschaltet. Das Wimmern toste durch die Ohren des Patienten, und das farbige Licht huschte wie ein geisterhafter Gruß an dem Fahrzeug entlang, als raste der Wagen durch einen farbigen Nebel.
Sir James riß die Augen auf. Er trug noch seine Brille. Er sah das Gesicht des Arztes. Der Mann nickte ihm zu. Er sagte auch etwas, aber der Superintendent konnte ihn nicht verstehen. Er sackte plötzlich weg, denn eine erneute Schmerzwelle legte sich über seinen gesamten Körper und fraß ihn auf.
Aus. Vorbei…
Nichts bekam er mit. Nicht die Einlieferung ins Krankenhaus. Nicht das Hineinfahren in den OP, wo schon alles für eine Notoperation hergerichtet worden war.
Ärzte und Helfer arbeiteten im Team und perfekt zusammen. Das Leben des Patienten mußte gerettet werden.
Fast eine Stunde rang Sir James mit dem Tod. Dann hatten es die Ärzte geschafft. Sie waren erschöpft, und als sich der Oberarzt die Handschuhe abstreifte, in den Spiegel schaute, da schüttelte er den Kopf. »Was ein Blinddarm so alles anrichten kann, wenn er geplatzt ist«, sagte er nur, bevor er sich die Hände wusch.
***
Elfie Gazzow lächelte, als der Wagen stoppte und sie aussteigen konnte.
Man hatte nicht nur Purdy Fox als Begleiterin mitgegeben, sondern auch Teresa. Hinzu kamen der Fahrer und der Beifahrer. Zwei Männer, die es gewohnt waren, auf Schwerverbrecher zu achten und auch eine dementsprechende Ausbildung hinter sich hatten.
Elfie durfte aussteigen. Die Hände schmückten Ringe aus Metall.
Beinahe vorwurfsvoll streckte sie sie der Fox entgegen, die den Schlüssel eingesteckt hatte. »Soll ich so meine ehemalige Arbeitsstätte betreten?«
»Nein.«
»Dann bitte!«
Purdy Fox holte den schmalen Schlüssel aus der Tasche und löste die Handschellen.
Inzwischen schaute sich Elfie Gazzow um. Es tat unwahrscheinlich gut, mal wieder die Luft und den Geruch der Freiheit einzuatmen. Sie waren bis dicht an das Gebäude herangefahren, das in einem parkähnlichen Gelände stand, wo im letzten Jahr auch neue Zufahrtswege angelegt worden waren. Auch im Krankenhaus hatte man modernisiert, und das alte Gemäuer hatte einen frischen Anstrich erhalten. Den Bau umstanden neue Wohnhäuser und Apartmentblocks wie Festungen aus der Zukunft. Bauten aus Glas und Beton, auch zum Fluß hin gebaut, so daß sich an diesen Seiten oft genug das Wasser der Themse spiegelte, wenn die Sonne günstig stand.
Nicht zu dieser Jahreszeit. Die Wintersonne hatte sich verkrochen und traute sich kaum über den Horizont hinaus. Der Himmel zeigte eine graue Farbe, die wie verschmiert aussah. Wolken hatten sich über oder in andere Wolken hineingeschoben und diese Gebilde gebaut. Ein trüber Tag, an dem es nach Schnee roch und der kalte Wind aus Richtung Osten blies.
Sie waren nicht bis vor das Hauptportal gefahren, sondern standen an einem Seiteneingang. Hier wurden auch keine Patienten zur Notaufnahme gebracht, es war der Ausgang für die Toten und der Eingang für das Personal. In einem so großen Krankenhaus starben immer wieder Menschen. An manchen Tagen war der Leichenwagen sogar Dauergast, und auch jetzt parkte eines dieser dunklen Fahrzeuge nur wenige Schritte entfernt.
Die Tür diente manchen auch als Eingang. Hin und wieder hatte auch Elfie ihren Arbeitsplatz von hier aus betreten, und jetzt ging sie mit zügigen Schritten ebenfalls darauf zu, konnte aber noch nicht hineingehen, weil sie erst die Träger vorbeilassen mußte, die einen geschlossenen Sarg schleppten und in den Leichenwagen schoben.
Elfie lachte,
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