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Die Kreatur

Die Kreatur

Titel: Die Kreatur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean Koontz
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sollte sich vielleicht jeder bei Gewitter in ein ungeschütztes Feld stellen und darauf hoffen, dass er vom Blitz getroffen wird und ewig lebt.«

    Deucalion wurde es immer schwärzer vor Augen, je mehr seine Wut sich steigerte, und die Erinnerung an die Blitze, die manchmal in seinen Augen pulsierte, pochte jetzt so heftig wie noch nie zuvor. Das Blut rauschte in seinen Ohren, und er hörte sich selbst schnauben wie ein strapaziertes Pferd.
    Victor sagte belustigt: »Deine Fäuste sind so fest geballt, dass du dir mit deinen eigenen Fingernägeln die Handflächen aufschlitzen wirst. So viel Hass ist ungesund. Entspanne dich. Ist das denn nicht der Moment, für den du gelebt hast? Du solltest ihn bis zur Neige auskosten.«
    Deucalion öffnete seine geballten Fäuste und spreizte die Finger weit auseinander.
    »Pater Duchaine sagt, der Blitz hätte dir auch eine Bestimmung gegeben. Meine Vernichtung. Also … hier bin ich.«
    Obwohl es ihm widerstrebte, seine Unfähigkeit einzugestehen, wandte Deucalion die Augen von dem durchdringenden Blick seines Schöpfers ab, bevor er merkte, was er getan hatte.
    »Wenn du mich nicht töten kannst«, sagte Victor, »dann sollte ich vielleicht das Werk zu Ende führen, das ich vor so langer Zeit nicht vollständig abgeschlossen habe.«
    Als Deucalion wieder aufblickte, sah er, dass Victor einen Revolver gezogen hatte.
    »Eine .357 Magnum«, sagte Victor. »Mit 158-Grain JHP-Geschossen. Und ich weiß genau, wohin ich zielen muss.«
    »In jener Nacht«, sagte Deucalion, »während des Gewitters, durch das ich meine Bestimmung erhalten habe, sind mir auch Einsichten in die Quantenstruktur des Universums gewährt worden.«
    Victor lächelte jetzt wieder. »Ah. Eine frühe Version des Downloads von Daten direkt ins Gehirn.«
    Deucalion hob seine eine Hand, in der er zwischen Daumen und Zeigefinger eine Vierteldollarmünze hielt. Er schnippte sie in die Luft, und der Vierteldollar löste sich während seines Fluges in nichts auf.

    Das Lächeln seines Schöpfers erstarrte.
    Deucalion zog eine zweite Münze heraus und warf sie in die Luft, und sie flog schimmernd höher und immer höher hinauf, doch sie verschwand nicht, sondern fiel hinunter, und in dem Augenblick, als sie klirrend auf dem Küchentisch landete, verschwand Deucalion spurlos.

71
    Carson fuhr, und Michael saß auf dem Beifahrersitz: Zumindest in diesem einen kleinen Punkt war die Welt noch in Ordnung.
    Er hatte Deucalions Handynummer gewählt und war natürlich mit der Voicemail für Jelly Biggs verbunden worden. Er hinterließ eine Nachricht und bat um ein Treffen um Mitternacht im Luxe-Lichtspieltheater.
    »Was tun wir bis dahin?«, fragte Carson.
    »Glaubst du, wir könnten es riskieren, kurz bei mir vorbeizufahren? Dann könnte ich ein paar Kleinigkeiten in einen Koffer werfen.«
    »Lass uns hinfahren, dann sehen wir schon, woran wir sind.«
    »Vielleicht könntest du das Gas gerade so weit zurücknehmen, dass wir unter Schallgeschwindigkeit bleiben.«
    Carson beschleunigte und sagte: »Was glaubst du, wie Deucalion diese Houdini-Tricks hinkriegt?«
    »Frag mich nicht. Bei Taschenspielertricks stelle ich mich katastrophal ungeschickt an. Du kennst doch diesen Trick für kleine Kinder, wo du so tust, als zwicktest du ihnen die Nase ab, und dann zeigst du ihnen, wie sie aus deiner Faust rausschaut, nur dass es in Wirklichkeit dein Daumen ist?«

    »Ja.«
    »Die gucken mich immer an wie einen Schwachsinnigen und sagen: ›Das ist doch bloß dein doofer Daumen.‹«
    »Ich habe dich nie mit Kindern rumalbern sehen.«
    »Ich hab’ Freunde, die sich ein Kind angeschafft haben«, sagte er. »Wenn Not am Mann war, habe ich durchaus schon mal den Babysitter gespielt.«
    »Ich wette, du kannst gut mit Kindern umgehen.«
    »Barney der Dinosaurier bin ich nicht, aber ich mache meine Sache gar nicht mal so schlecht.«
    »Der muss in diesem Kostüm schwitzen wie ein Schwein.«
    »So viel kann mir keiner zahlen, dass ich Barney spielen würde«, sagte er.
    »Als Kind habe ich Bibo gehasst.«
    »Warum?«
    Sie sagte: »So was von einem selbstgerechten Langweiler.«
    »Weißt du, wer mir Angst eingejagt hat, als ich ein kleiner Junge war? Snuggle der Kuschelbär.«
    »Sollte ich Snuggle kennen?«
    »In diesen Werbespots für Weichspüler, die sie im Fernsehen immer gezeigt haben. Da haben die Leute davon geschwärmt, wie flauschig ihr Bademantel oder ihre Handtücher sind, und Snuggle der Teddybär hat sich hinter einem Kissen

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