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Die Kreatur

Die Kreatur

Titel: Die Kreatur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean Koontz
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stellen?«
    Michael schmunzelte. »Man sollte meinen, das könnten wir, nicht wahr?«
    »Wir können bei der Polizei keinem mehr trauen«, verriet Carson. »Korruption unter Polizisten spielt nämlich auch mit rein. Liane, kannst du Vicky nicht für ein paar Tage aus der Stadt wegbringen?«
    Liane wandte sich an ihre Schwester und sagte: »Wir könnten bei Tante Leelee wohnen. Sie möchte schon so lange, dass wir sie besuchen.«
    »Ich mag Tante Leelee«, sagte Vicky, »außer, wenn sie von der planetarischen Polwanderung anfängt.«
    »Tante Leelee glaubt«, erklärte Liane, »das gestörte Gleichgewicht aufgrund der ungleichmäßigen Verteilung der Weltbevölkerung wird eine Wanderung der Magnetpole der Erde zur Folge haben, die zum Untergang der Zivilisation führt.«

    Vicky sagte: »Sie kann sich stundenlang darüber auslassen, wie dringend es notwendig ist, zehn Millionen Menschen schleunigst von Indien nach Kansas umzusiedeln. Aber wenn man davon mal absieht, ist sie ziemlich amüsant.«
    »Wo wohnt Leelee?«, fragte Carson.
    »In Shreveport.«
    »Glaubst du, das ist weit genug, Michael?«
    »Na ja, Tibet ist es nicht, aber es wird schon reichen. Vicky, wir müssen uns deinen Wagen borgen.«
    Vicky zog die Stirn in Falten. »Wer fährt?«
    »Ich«, sagte Michael.
    »Okay, in Ordnung.«
    »Ein paar Tage bei Tante Leelee, das wird der Heuler«, sagte Liane. »Wir fahren gleich morgen früh los.«
    »Ihr müsst eher losfahren«, sagte Carson. »Spätestens in einer Stunde.«
    »So ernst ist die Lage?«, fragte Vicky.
    »Ja, allerdings.«
    Als Carson und Michael gingen, umarmten sich die vier der Reihe nach, nur die gedemütigte Katze tauchte nicht wieder auf.
    Auf dem Weg zum Wagen warf Carson Michael die Schlüssel zu. »Was soll das heißen?«, fragte er und warf sie ihr zurück.
    »Du hast Vicky versprochen, dass du fährst«, sagte sie und schmetterte die Schlüssel ab.
    »Ich habe es ihr nicht versprochen, ich habe nur ›Ich‹ gesagt. «
    »Ich will sowieso nicht fahren. Das mit Arnie macht mich ganz krank.«
    Er warf ihr die Schlüssel von Neuem zu. »Ihm fehlt nichts und er ist in Sicherheit.«
    »Er ist Arnie . Er ängstigt sich, er ist von zu vielen neuen Eindrücken überwältigt, und er glaubt, ich hätte ihn im Stich gelassen. «

    »Er glaubt nicht, dass du ihn im Stich gelassen hast. Deucalion kann sich gut mit Arnie verständigen. Das hast du doch selbst gesehen. Deucalion ist ganz bestimmt in der Lage, ihm die Situation begreiflich zu machen.«
    Sie schmetterte die Schlüssel wieder ab und sagte: »Tibet. Ich weiß noch nicht mal, wie man nach Tibet kommt.«
    »Du fährst nach Baton Rouge und biegst nach links ab.« Er versperrte ihr den Zugang zur Beifahrertür des Honda.
    »Michael, andauernd beklagst du dich über meinen Fahrstil. Jetzt hast du endlich mal eine Chance. Du solltest dir diese Gelegenheit nicht entgehen lassen.«
    Wenn sie ihm die Schlüssel aushändigte, dann war das der Inbegriff von Kapitulation und wies auf äußerste Mutlosigkeit hin. Er hatte Carson noch nie mutlos erlebt. Kratzbürstig gefiel sie ihm besser.
    »Jetzt hör mir mal gut zu, Carson. Wenn Arnie hier wäre und mittendrin stecken würde, während die Neue Rasse in dieses akute Auflösungsstadium gerät – falls es das ist, was sich gerade abspielt –, dann wärst du außer dir vor Sorge. Du würdest dir zehnmal so viele Sorgen um ihn machen.«
    »Na und?«
    »Also ereifere dich jetzt nicht wegen Tibet. Komm mir bloß nicht plötzlich auf die weibliche Tour.«
    »Oh«, sagte sie, »das war gemein von dir.«
    »Es sieht mir aber ganz danach aus, als hätte ich Recht.«
    »Hast du nicht. Du bist verdammt gemein.«
    »Ich nenne die Dinge nur beim Namen. Und mir scheint es, als kämest du mir auf die weibliche Tour.«
    »So tief bist du bisher noch nie gesunken, Mister.«
    »Was wahr ist, ist wahr. Manche Leute sind zu schwach und zu sensibel, um die Wahrheit zu verkraften.«
    »Du manipulativer Mistkerl!«
    »Glaubst du etwa, es macht mir was aus, von dir beschimpft zu werden?«

    »Wenn ich es mir recht überlege, könnte ich schärfere Geschütze auffahren«, sagte sie. »Gib die verdammten Schlüssel her.«
    Sie riss sie ihm aus der Hand und ging auf die Fahrertür zu.
    Sobald sie sich angeschnallt hatten und Carson den Schlüssel ins Zündschloss steckte, sagte Michael: »Ich musste so heftig werden. Du wolltest, dass ich fahre – das hat mir einen gewaltigen Schrecken eingejagt.«
    »Mir auch«, sagte sie

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