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Die Kreatur

Die Kreatur

Titel: Die Kreatur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean Koontz
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wollte ich gewissermaßen auch nett zu ihnen sein.«
    »Wie heimtückisch«, sagte Michael.
    »Du sagst es«, stimmte Aubrey ihm zu. »Das ist es wirklich. Man lässt solche Leute an sich heran – vor allem, wenn sie so guten Kuchen backen –, und ehe man sich’s versieht, spendet man Geld für wohltätige Zwecke.«
    »Das hast du aber nicht im Ernst getan«, sagte Carson.
    »Dieses Jahr schon sechzigtausend«, sagte Aubrey verlegen.
    »Ausgeschlossen.«
    »Im Waisenhaus standen überfällige Reparaturen an, und irgendjemand musste schließlich einspringen, damit sie was zu beißen haben.«
    »Aubrey Picou hilft einem Waisenhaus«, sagte Michael.
    »Ich wäre euch dankbar, wenn ihr das niemandem erzählen würdet. Ich habe schließlich einen Ruf zu wahren. Die alte Clique würde mich sonst für verweichlicht halten. Oder für senil.«
    »Dein Geheimnis ist bei uns gut aufgehoben«, versprach ihm Carson.
    Aubreys Miene hellte sich auf. »He, was sagt ihr dazu – ich gebe euch das Geld ganz einfach. Nicht in Form eines Darlehens. Ihr benutzt es für das, was ihr braucht, und eines Tages, wenn ihr besser bei Kasse seid, gebt ihr es mir nicht zurück,
sondern ihr spendet es für einen wohltätigen Zweck eurer Wahl.«
    »Und du glaubst, damit kannst du Jesus zum Narren halten? «, fragte Michael.
    »Das sollte eigentlich klappen«, sagte Aubrey selbstzufrieden. »Das wäre dann eben so, als würde ich einer Schule für Taubstumme einen Packen Scheine geben, und der Rektor schöpft den Rahm ab, und von dem Rahm bezahlt er einen flotten Dreier mit zwei Nutten.«
    »Kannst du ihm noch folgen?«, fragte Michael Carson.
    »Das ist mir zu metaphysisch.«
    »Die Sache ist die«, sagte Aubrey, »dass der Rahm und die Nutten nicht meine Schuld wären, bloß weil ich einer Schule für Taubstumme Geld gespendet habe.«
    »Du willst also, dass ich dir das Geld, das du mir leihst, nicht zurückzahle, sondern es einer Schule für Taubstumme spende? «, fragte Carson.
    »Das würde mir gefallen. Aber denkt immer daran – was ihr in der Zwischenzeit mit dem Geld anfangt, dafür habt ihr euch zu verantworten.«
    »Du hast dich zu einem echten Theologen gemausert«, sagte Michael.

18
    Nachdem die Leiche von William dem Butler und all seine Finger von zwei Männern aus den Händen der Barmherzigkeit abgeholt und aus der Villa entfernt worden waren, putzten Christine, die Haushälterin, und Jolie, das Dienstmädchen, das für den dritten Stock zuständig war, den Flur, um ihn von den Blutspuren zu reinigen.

    Erika wusste, dass sie als Dame des Hauses nicht auf die Knie gehen und mithelfen durfte. Victor hätte das nicht gebilligt.
    Da ihr gesellschaftlicher Rang sie davon abhielt mitzuhelfen, wusste sie nicht, was sie tun sollte; folglich blieb sie daneben stehen und sah zu.
    Das Blut ließ sich natürlich leicht von dem Mahagoniboden aufwischen, aber Erika stellte erstaunt fest, dass es sich auch von der gestrichenen Wand und aus dem antiken persischen Läufer entfernen ließ, ohne sichtbare Rückstände zu hinterlassen.
    »Was ist das für ein Fleckenentferner, den ihr da benutzt?«, fragte sie und deutete auf die Sprühflaschen aus Plastik ohne Etikett, mit denen Christine und Jolie sich ausgerüstet hatten.
    »Mr Helios hat ihn erfunden«, sagte Jolie.
    »Daran muss er ein Vermögen verdient haben.«
    »Er ist nie in der Öffentlichkeit vermarktet worden«, sagte Christine.
    »Er hat ihn speziell für uns entwickelt«, gab Jolie preis.
    Erika wunderte sich darüber, dass Victor Zeit fand, neue Haushaltsprodukte zu ersinnen, wenn man bedachte, was er sonst noch alles zu tun hatte.
    »Andere Flecklöser«, erklärte Christine, »würden selbst dann, wenn sie jede Verfärbung entfernen, die für das Auge sichtbar ist, Blutproteine in den Teppichfasern zurücklassen, die jedes Spurensicherungsteam identifizieren könnte. Dieses Mittel hier vernichtet alles.«
    »Mein Mann ist sehr klug, nicht wahr?«, sagte Erika, nicht ohne einen Anflug von Stolz.
    »Extrem klug«, sagte Christine.
    »Extrem«, stimmte Jolie ihr zu.
    »Ich möchte unbedingt, dass er mit mir zufrieden ist«, sagte Erika.
    »Das wäre eine gute Idee«, sagte Jolie.

    »Ich glaube, heute Morgen habe ich sein Missfallen erregt.«
    Christine und Jolie warfen einander einen bedeutsamen Blick zu, aber keine von beiden gab Erika eine Erwiderung.
    Sie sagte: »Er hat mich beim Sex geschlagen.«
    Da sie inzwischen sämtliche Blutspuren entfernt hatten, wies Christine Jolie an,

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