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Die Kreuzfahrerin

Die Kreuzfahrerin

Titel: Die Kreuzfahrerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Nowicki
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Armen.
    „Utz, wie schön, dass es dir gut geht“, freute sich Peter. „Was ist passiert? Erzähl, wie geht es deiner Frau? Habt ihr Kinder?“
    „Langsam, langsam“, zügelte Bertram seinen Bruder. „Jetzt lass uns erst einmal alle aufs Floß. Was ist das für eine Art? Zu erzählen gibt es noch Zeit genug.“ Dann half er dem anderen Mann auf das Floß und stellte ihn den anderen vor. „Das ist Zoltan, er ist mit Utzes Frau verwandt. Utz und die Seinen sind jetzt bei ihm, da sein Haus nicht völlig zerstört wurde. Das Haus von Utz und das seiner Schwiegereltern ist niedergebrannt.“
    Sie versammelten sich an der Feuerstelle, und Bertram gab der Ungeduld seines Bruders nach. „Bitte, Utz, erzähl, was sich ereignet hat.“
    Kurz überlegte der Angesprochene, dann begann er zu erzählen, und Ursula hörte in seiner Stimme einen für sie ganz neuen Klang, der sie vermuten ließ, dass Utz schon lange nicht mehr in seiner eigenen Sprache geredet hatte.
    „Ja, wie ihr sehen könnt, ist großes Unglück über Beograd hereingebrochen. Es ist erst etwa sechs oder sieben Tage her, ich weiß es nicht mehr so genau. Da kam von Westen her eine unheimlich große Zahl Leute. Sie wollten Essen haben, aber es waren so viele. Es hieß, sie seien auf Pilgerfahrt nach Jerusalem und vom Papst gesandt. Die Städte gaben ihnen daraufhin, was sie entbehren konnten. Es waren auch Ritter dabei. Viele von ihnen hatten schon im Umland damit begonnen zu plündern. Einige von ihnen haben in Semlin einen Streit angefangen, und die Soldaten der Stadt haben sie daraufhin erschlagen. Zur Warnung der anderen haben sie dann die Rüstungen der Ritter an die Stadtmauer gehängt. Da sind viele weitergezogen, aber dann kamen nochmal so viele oder sogar mehr, angeführt von einen Eremiten, den sie Peter nannten.“ Er schaute kurz zu seinem Freund, dem die Nennung seines Namens nicht angenehm war. „Dieser Peter versuchte die Leute zu beruhigen, die angesichts der Rüstungen ihrer Landleute wohl wütend waren. Auf dem Markt kam es zu einem Streit wegen dem Preis eines Paar Schuhe. Es entbrannte eine Schlägerei, und als die Soldaten der Stadt hinzukamen, ein Gefecht. Das Pilgerheer soll drüben an die 4000 Menschen erschlagen haben. Im allgemeinen Aufruhr flohen die Pilger dann über die Save zu uns nach Beograd. Die Wachen versuchten sie zurückzudrängen, doch es waren einfach zu viele. Sie schienen wie von Sinnen, drangen in alle Gassen der Stadt, raubten und begannen Feuer zu legen. Wir sind alle aus der Stadt geflüchtet, so kamen wir wenigstens mit dem Leben davon. Mehrere Tage hausten sie in der Stadt und folgten dann ihren Leuten Richtung Niš. Jetzt sind sie Gott sei Dank weg, aber mehr als die Hälfte der Stadt ist verwüstet. Unser Haus liegt in Asche, und auch das Haus der Eltern meiner lieben Frau besteht nur noch aus verkohlten Balken.“
    Alle hatten zugehört, und Hilde ebenso wie Ursula wurde es mal heiß, mal kalt, bei dem Gedanken, sie könnten zu diesen marodierenden Haufen gezählt werden. Aber sie hatten das Kreuz genommen. Eine Umkehr gab es für sie nicht mehr, denn die hätte Verdammnis bedeutet.
    Bertram ergriff nun das Wort. „Wir sind hier sicher, und niemand will uns Böses. Ich habe bereits mit einigen Leuten gesprochen, und Gilg ist drüben und verhandelt. Wir können einiges Holz verkaufen. Es wird hier nötig gebraucht. Und wir haben dann immer noch genug für die Händler am Ende des Flusses. Wir erhalten auch noch etwas Verpflegung, und Zoltan hat uns eingeladen seine Gäste zu sein.“ Bei der Erwähnung seines Namens grinste der Fremde freundlich und nickte.
    „Aber wir dürfen die Flöße nicht ohne Aufsicht lassen“, erstickte Bertram alle aufkeimende Freude auf einige Tage an Land. „Ich denke, wir sollten uns einfach abwechseln. Lentz, Will und Kilian gehen den einen Tag und die anderen am nächsten. Dass Gilg die ganze Zeit bei seinem Sohn sein kann, ist, glaube ich, nur gerecht. Außerdem beherrscht er die Landessprache am besten und kann so für uns verhandeln. So, nun wisst ihr alles, und ich denke, wir können mit der Arbeit beginnen. Wir werden etwa ein Drittel der losen Stämme über den Fluss bringen. Es ist nur gut, nicht mehr so breit zu sein, wenn wir uns durch das Eiserne Tor zwängen.“
    Die anderen Flößer nickten. Sie wussten Bescheid, doch Hilde und Ursula hörten zum ersten Mal vom Eisernen Tor. Hilde hatte die Zähne zusammengebissen, um nicht gleich vor den Fremden

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