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Die Kreuzfahrerin

Die Kreuzfahrerin

Titel: Die Kreuzfahrerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Nowicki
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hofften auf Getreide, Gemüse, getrocknetes oder eingesalzenes Fleisch und vielleicht ein Fässchen Bier.

In der Nähe von Pressburg,
24. Mai 1096
    Am nächsten Tag steuerten sie bereits um die Mittagsstunde die Flöße aus der Strömung. Bertram und Gilg bestiegen den Kahn und ruderten flussabwärts. Schon bald waren sie den Blicken der anderen entschwunden. Ursula fischte zusammen mit Peter. Hilde traute sich nicht in die Sonne, und die anderen Männer verkrochen sich auf ihre Strohsäcke, dankbar für die eingelegte Pause.
    Am späten Nachmittag kehrten Bertram und Gilg zurück. Ihre Mienen beim Näherkommen verrieten nichts Gutes. Ohne einen einzigen Sack neuen Proviants kletterten sie zurück auf das Floß.
    „Es gibt hier nichts mehr. Das Dorf ist verlassen. Wir haben uns umgesehen und einen Alten gefunden, der als Einziger zurückgelassen wurde oder der sich wohl versteckt hatte“, berichtete Gilg. „Wenn wir ihn richtig verstanden haben, sind Fremde in die Gegend eingefallen und haben alles, was sie zu essen finden konnten, geraubt. Sie haben die Frauen vergewaltigt und viele Männer erschlagen.“
    „Ja, und es waren welche von euren Leuten.“ Zornig schaute Bertram Hilde an.
    „Was soll das heißen?“, fragte Hilde.
    „Das soll heißen, es waren auch welche von denen, die sich das Kreuz auf die Kleidung genäht haben. Selbst Wandermönche waren dabei und sorgten nicht für Einhalt. Dabei leben hier auch nur Christen.“
    „Und was machen wir nun?“, wollte Peter wissen.
    „Der Alte hat uns geraten, wir sollen es etwas weiter stromab auf der anderen Seite des Flusses versuchen. Nur wenige Pilger wurden am nördlichen Ufer gesehen.“
    „Wir werden“, mischte sich Gilg wieder ein, „aber sicherlich auch dort nicht viel bekommen. Wir werden also mehr von Fisch und Wasser leben müssen.“
    Die Männer verzogen ihre Gesichter. Sie hatten sich bereits auf Bier und auf etwas Abwechslung im Speiseplan gefreut.
    An diesem Abend verarbeiteten Ursula und Hilde das letzte Mehl zu Fladenbrot, und die Männer brieten die Fische, die Peter und Ursula gefangen hatten. Die missliche Lage schlug sich bei allen auf das Gemüt. Selbst Bertram und Hilde hatten keine Lust, miteinander zu streiten. Der große Mann und die kleine runde Frau hatten seit der ersten Begegnung keine Möglichkeit ausgelassen, um miteinander zu zanken. Ursula kannte ihre Freundin und wusste, dass dies eher ein Zeichen der Wertschätzung als Ablehnung war. Wenn Bertram Hilde zuwider wäre, würde sie mit ihm nicht ein einziges Wort wechseln. Auch wenn Bertram immer so mürrisch und misstrauisch tat, er war sicher ein guter Mensch. Peter hatte Ursula anvertraut, dass die anderen überhaupt nichts hatten davon wissen wollen, dass man zwei Frauen mitnehmen sollte. Bertram hatte schließlich alle überredet, und das war nicht leicht gewesen. Der junge Bruder Bertrams hatte mehr und mehr Vertrauen zu Ursula gefasst und erzählte ihr nicht nur viel, sondern saß oft in ihrer Nähe. Vor einigen Nächten hatte Hilde schon darüber gespottet und Ursula aufgefordert, den Knaben zu fragen, ob er etwas Geld übrig habe. Dass der Junge darauf aus sein könnte, daran hatte Ursula bisher nicht gedacht.

In der Nähe von Pressburg,
25. Mai 1096
    Sie waren am darauffolgenden Tag noch nicht lange unterwegs, als am Ufer die Hütten der empfohlenen Siedlung sichtbar wurden. Gilg und die anderen manövrierten die Flöße in seichteres Wasser auf der anderen Seite des Flusses. Dort stachen sie ihre Stangen in den Grund und stoppten so ihre Fahrt. Als alles ordentlich vertäut war, bestiegen Bertram, Gilg und Lentz den Kahn und ruderten über den Fluss. Bei den Häusern am anderen Ufer hatten sich bereits einige Menschen versammmelt und sahen ihnen entgegen. Hilde, Ursula und die anderen beobachteten, wie Bertram als erster aus dem Kahn sprang, ihn im Wasser hinter sich her zum Ufer zog, den Fluss jedoch nicht verließ. Aus dem Wasser heraus verhandelte er mit einigen Männern, die vor die anderen ans Ufer getreten waren. Schließlich wateten sie zu Bertram ins Wasser und zogen gemeinsam mit ihm den Kahn an Land. Bertram, Gilg und Lentz verschwanden in der Menschentraube zwischen den Hütten.
    Es dauerte lange, bis die ungeduldig Wartenden wieder Bewegungen am anderen Ufer wahrnehmen konnten. Bertram, die beiden anderen und Männer aus dem Dorf kamen schwer beladen zwischen den Hütten hervor und packten ihre Lasten in das Boot. Dann verabschiedete man sich

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