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Die Kreuzfahrerin

Die Kreuzfahrerin

Titel: Die Kreuzfahrerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Nowicki
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klar, dass Pilger wohl nicht willkommen sein würden, wenn all die Toten und der Feuerschein am Horizont mit ihnen zu tun hatten.
    „Dann solltet ihr schauen, dass niemand euch morgen als Wallfahrende erkennt. Wenn wir Glück haben, leben die Freunde, die wir dort haben, noch. Dann haben wir nichts zu befürchten. Wir bringen schon viele Jahre Holz den Fluss runter, und Gilg hat einen Sohn, der sich hier eine Frau genommen hat. Die Familie hat einen guten Stand in der Stadt, und sie können uns sicherlich weiterhelfen und uns vor Anfeindung schützen. Also betet, dass wir unsere Leute wohlbehalten finden.“
    Ursula stutzte. Ihre Vorstellung davon, dass diese Männer eigenbrötlerische Einzelgänger waren, geriet ins Wanken. Gilg hatte einen Sohn, also hatte auch er eine Frau gehabt und eine Familie. Wo war diese Frau? Hatten die anderen auch eigene Familien? Wo waren sie? All das fragte Ursula sich jetzt, wusste aber, dies war nicht der rechte Zeitpunkt, um neugierige Fragen zu stellen.
    Bertram bestimmte, dass in dieser Nacht jeweils zwei Männer Wache halten sollten, und legte den Wechsel untereinander fest. Alle anderen verkrochen sich mit einem flauen Gefühl im Magen auf ihre Strohsäcke. Ursula nahm, wie schon so oft, ihre kleinen Holzfiguren in die Hände, streichelte den Engel und den Bären und betete zu Gott, er möge ihnen am folgenden Tag beistehen.

Belgrad,
4. Juli 1096
    Noch bevor es richtig hell war, lösten die Flößer ihre Stangen aus dem Grund des Flusses und dirigierten die Flöße wieder in die Mitte. Mit der aufgehenden Sonne vor ihnen, blitzte am rechten Ufer etwas an den Mauern einer Stadt auf. Beim Näherkommen erkannten sie, dass es Rüstungen von Rittern waren, die dort hingen. Vor ihnen teilte sich der Strom. Gilg hatte von Bertram die Anweisung, sich links im Hauptarm des Flusses zu halten und dann eine kleinere Insel am linken Ufer anzusteuern. Dort wollten sie festmachen. Vom Floß aus sahen sie, dass es an vielen Stellen der Siedlung gebrannt hatte. Der Fluss wurde von einer großen Insel geteilt. Als sie an das Ende dieser Insel gelangten, gab sie den Blick frei auf eine Stadt mit einer Festung. Sie konnten viele geschwärzte Dachbalken erkennen, und überall stieg Rauch zum Himmel. Sie machten fast genau gegenüber der brennenden Stadt halt. Gilg, Bertram und Will bestiegen das Boot und ruderten über den Fluss. Kilian hatte nach Bertrams Anweisungen das Sagen auf dem Floß. Sie sollten sich so ruhig wie möglich verhalten, das Feuer kleinhalten und niemanden an die Flöße heranlassen. Sollten Bertram, Gilg und Will nicht innerhalb von zwei Tagen zurück sein, sollte Kilian weiterfahren. Auch wenn sich mehrere Boote gleichzeitig nähern sollten, hatte Kilian die Weisung, die Flöße ins Fahrwasser zu bringen und zur Not einige Stämme zu opfern, um flüchten zu können.
    Nun saßen sie alle da, sahen dem sich entfernenden Kahn hinterher und hofften, die drei Gefährten möglichst schnell wiederzusehen. Der Wind wehte den Geruch von Feuer und den süßlichen Gestank von Aas über den Fluss. Je höher die Sonne stieg, desto schlimmer schien der Geruch zu werden. Ursula sah immer wieder zum anderen Ufer hinüber, konnte aber kaum eine Menschenseele entdecken. Es wurde Abend, und Bertram war noch nicht zurückgekehrt. Alle auf dem Floß waren merklich angespannt, und wortlos nahmen sie nur etwas Brot zu sich, bevor sie sich schlafen legten. Auch Ursula und Hilde waren in dieser Nacht zum Wachehalten eingeteilt. Nicht nur Ursula konnte in dieser Nacht fast nicht schlafen. Alle lagen ängstlich wach, und wenn es ihnen gelang einzudösen, schreckten sie kurz darauf wieder hoch, aus Angst, etwas überhört zu haben. Die Zeit bis zum nächsten Morgen verstrich nur sehr langsam.
    Als die Sonne den Himmel längst in helles Blau verwandelt hatte, näherte sich von der Stadt her ein Boot. Beim Näherkommen erkannte Ursula darin Bertram und Will. Die zwei anderen Männer, die noch dabei waren, kannte sie nicht. Wo war Gilg? Das Boot kam näher, und Ursula meinte, auf Bertrams Gesicht eine recht zufriedene Miene lesen zu können. Peter lief wie ein junger Hund auf den Baumstämmen hin und her. Längst hatte er hinter seinem Bruder den Sohn Gilgs erkannt und freute sich auf das Wiedersehen mit dem lange nicht getroffenen Freund.
    „Utz!“, rief er. „He, Utz, ich grüße dich!“ Und kaum war der Angerufene vom Boot auf die Stämme des Floßes gestiegen, lagen sich die beiden in den

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