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Die Kreuzfahrerin

Die Kreuzfahrerin

Titel: Die Kreuzfahrerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Nowicki
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offensichtlich, und der Kahn wurde zurück ins Wasser geschoben. Jobst, Peter, Will und Kilian atmeten sichtlich auf, als sie ihre Kameraden auf das Floß zurudern sahen. Auch Ursula und Hilde hatten mit Bangen gewartet, auch wenn sie nicht wirklich wussten, was zu befürchten war. Doch als Bertram befahl, dass man auf dieser Seite des Flusses bleiben sollte, war ihnen klar, dass dies aus Vorsicht geschah.
    Bertram und die beiden anderen brachten Getreide, gedörrtes Fleisch und sogar ein Fässchen Bier. Nur Gemüse hatten sie nicht in ausreichender Menge bekommen können, dafür aber zwei Schläuche mit Wein. Am Abend freuten sich die Männer sehr über das Bier, auch wenn Bertram darauf bestand, dass sie es mit Wasser verdünnten. Ursula kostete aus Peters Becher, aber es schmeckte ihr nicht. Hilde hingegen trank mit den Männern mehr als einen Becher.

Vor den Toren Arqas,
15. April 1099
    Ursula klebte die Zunge am Gaumen. Schweiß lief ihr über das Gesicht und versickerte unterhalb ihres Halses in dem immer größer werdenden dunklen Fleck auf ihrem Kleid. Sie musste etwas trinken. Die Pause zwischen zwei Wehen abpassend nahm sie vorsichtig einen kleinen Schluck, hielt ihn lange im Mund, bevor sie runterschluckte. Dann nahm sie noch einen Schluck und verschloss ihren Wasserschlauch wieder sorgfältig. Kaum hatte sie den Schlauch weggelegt, da spürte sie die nächste Welle von Schmerzen herannahen. Sie biss die Zähne zusammen, und doch musste sie wieder schreien. Sie spürte, wie das Kind durch ihre Muskeln immer weiter vorwärtsgedrückt wurde. Vorsichtig tastete sie zwischen ihre Beine und erschrak etwas, als sie die Schädeldecke des Kindes spürte.
    „Wir haben es gleich geschafft.“ Hoffnung keimte in ihr auf, und sie wollte sich und dem Kind Mut machen. Tief atmend sammelte sie Kraft für die letzten Anstrengungen. Sie wusste, das letzte Stück durch die Enge war das Schlimmste. Ähnlich war es auch damals auf dem Fluss gewesen.

Vor Belgrad,
Juni 1096
    Mit dem neuen Proviant herrschte auch wieder bessere Stimmung auf den Flößen. Die Männer waren guter Dinge, und der Fluss sowie das Wetter schienen ihnen gewogen. Es hatte nur wenige Regentage gegeben, und als der Fluss in einer sehr engen Kurve seine Richtung änderte, so dass von nun an die Sonne in der Mittagszeit direkt vor ihnen hoch am Himmel stand, wurde es immer wärmer. Auch die Landschaft veränderte sich. Der Strom, der jetzt sehr breit und träge dahinfloss, wurde von einer bräunlich gelben Steppe begrenzt, in der die Flussleute nur selten Menschen ausmachen konnten. Viel öfter konnten sie in der Ferne die dunklen Rauchschwaden größerer Feuer sehen. Ursula und auch die anderen ahnten, dass dies die bösen Zeichen von Plünderungen waren. Was im Land allerdings wirklich vorging, konnten sie sich beim besten Willen nicht vorstellen. Bis sie nach zwei Monaten wieder in östliche Richtung treibend sich einer schon seit mehreren Tagen drohend vor ihnen aufsteigenden Rauchwolke näherten. Dort wo ein anderer Fluss in die Donau mündete, schwammen auf einmal leblose Körper im Wasser. Als Ursula in die gebrochenen Augen und den offenen Mund einer der ersten Leichen blickte, schrie sie entsetzt auf. Die Männer mussten mit Stangen den ein oder anderen vorbeitreibenden Toten vom Holz fernhalten, damit sie ihn nicht mit sich zogen. Menschen am Ufer riefen ihnen etwas zu. Es klang alles andere als freundlich. Als es Abend wurde, kündete vor ihnen am Horizont ein orangefarbener Schein von einem großen Feuer.
    Bertram schickte Kilian nach vorne, und wenig später kam der mit allen anderen zurück. Einzig Peter musste vorne am Ruder bleiben und die Flöße in der Flussmitte halten. Die Männer setzten sich zusammen und berieten sich. Ursula bemerkte die besorgten Mienen aller, als sich die Versammlung wieder auflöste. Wenig später steuerten sie in seichteres Gewässer und hielten erneut mit Hilfe der langen Stangen am Rande der Strömung an.
    Beim Abendmahl sagte Bertram dann allen, was beschlossen worden war.
    „Wir wissen nicht, zu was der Fluss uns morgen führt. Vor uns liegt eine große Stadt. Die Zeichen, die wir alle sehen können, deuten auf nichts Gutes hin. Im Fluss treiben Tote. Sollte das wieder das Werk der Pilgerscharen sein, müssen wir auf der Hut sein. Hilde, habt ihr auch Kleider, an die ihr noch kein Kreuz geheftet habt?“, fragte er plötzlich.
    „Ja, haben wir.“ Hilde wusste, worum es ging, und auch Ursula war sofort

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