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Die Kreuzfahrerin

Die Kreuzfahrerin

Titel: Die Kreuzfahrerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Nowicki
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wohl noch reichen würden. Vielleicht könnte sie ein paar Pilze abseits des Weges finden. Doch sie hatte Angst, in der fremden Umgebung den Weg zu verlieren. Außerdem müsste sie schon bald beginnen, sich nach einem guten Platz für die Nacht umzusehen. Sie wollte dieses Mal nicht in die Dunkelheit geraten. Sie entschloss sich, den Weg nur soweit zu verlassen, dass sie ihn durch die Bäume hindurch noch erkennen konnte. So strich sie nun parallel zum Weg durch das Laub und suchte nach Pilzen. Als erstes fand sie jedoch vor allem Bucheckern. Sie kannte die Früchte der Waldbäume und wusste, dass sie voller Fett und nahrhaft waren wie Nüsse. Sie sammelte sich einen kleinen Vorrat davon, bis sie schließlich auf einen ersten Pilz stieß. Sie fand noch weitere, und plötzlich stand sie vor einem kleinen Unterstand, der aus ein paar Ästen und Baumrinde errichtet worden war. Sie kannte einen solchen primitiven Unterschlupf von der Zeit, als sie die Rinder gehütet hatte. Dieser hier war etwas größer, hatte also wohl einem Erwachsenen gedient. Doch nun schien er schon des längeren nicht mehr benutzt worden zu sein. Der Wind hatte jede Menge trockenes Laub hineingeweht, und es waren rundherum keine frischen Spuren zu entdecken. Ursula sah sich um und lauschte. Sie konnte den Weg gerade noch so erkennen, weil sie wusste, in welcher Richtung er etwa lag. Die Rindenschindel des Unterstandes wiesen mit ihrer Außenseite in dieselbe Richtung. Ursulas Augen leuchteten vor Freude auf. Das war wie gemacht für sie. Mit Eifer machte sie sich sofort daran, den Boden unter diesem willkommenen Dach zu säubern, und fand unter dem Laub auch noch eine kleine Feuerstelle. Es war eine kleine Mulde, mit einem Einlass für Luft umrandet von Steinen. Sie sammelte sich dünne trockene Zweige. Legte den Boden damit aus und dann ihre Haut darüber. So war sie vor der Kälte und Feuchtigkeit des Bodens geschützt. Nachdem sie sich auch noch einiges Brennmaterial besorgt hatte, richtete sie sich in dem Unterstand halbwegs ein und machte sich ein kleines Feuer. Sie achtete sehr darauf, nicht viel Rauch zu erzeugen und dass die Flammen kaum über den Rand der Steine züngelten. Sie wollte auf keinen Fall jemanden anlocken. Sie schnitt die Pilze klein, und nachdem sie Wasser mit Steinen aus dem Feuer erhitzt hatte, gab sie die Pilze dazu. Noch ein paar Mal gab sie die im Feuer wieder erhitzten Steine dazu. Dann ließ sie die so entstandene Suppe noch ein wenig zusammen mit ein paar Kräutern ziehen. In der Zwischenzeit holte sie sich die Bucheckern aus ihren stacheligen Hüllen. Zusammen mit der Suppe ergab das ein gutes Mahl. Sie wusste allerdings, dass sie nicht zu viele der Eckern roh essen durfte, und bereute, dass sie weder einen Topf noch eine Pfanne hatte. Vielleicht würde es auch mit einem flachen Stein funktionieren, überlegte sie sich, doch den hatte sie jetzt auch nicht. Also nahm sie eventuelle Bauchschmerzen an diesem Abend erst einmal in Kauf. Ursula war zufrieden und satt. Mit der hereinbrechenden Dämmerung kam aber auch die Angst zu ihr zurück. Das würde ihre erste Nacht unter freiem Himmel werden. Sie fürchtete sich ein wenig und hätte sich gerne zu ihrem Schutz ein großes Feuer gemacht, doch das wäre sicherlich ganz weit zu sehen gewesen. Lieber streute sie etwas Sand über die Glut und verhielt sich einfach ganz still. Sie packte all ihre Sachen zurück in die Tasche und deckte sich mit ihrer Decke zu. Noch war es nicht allzu kalt. Sie würde es schon überstehen. Sie war sehr müde, aber der Schlaf wollte sich lange nicht zu ihr gesellen. Sie lag in der Dunkelheit und lauschte auf die Geräusche um sich herum. Jedes Knacken, das ein oder andere Rascheln, Rufe von fernen Vögeln ließen sie aufschrecken. So sehr sie sich aber auch anstrengte, ihre Augen konnten die Finsternis zwischen den Stämmen nicht durchdringen. Von Zeit zu Zeit nickte sie ein. Doch immer wieder wurde sie wach, dann lauschte sie erneut, aber nichts war so nahe, dass sie sich hätte Sorgen machen müssen. Als dann doch ein tiefer Schlaf über sie fiel, begann es schon langsam zu tagen.

Auf dem Weg nach Regensburg,
6. September 1095
    Das Rascheln einer Maus im Laub, die es wohl auf ihre Bucheckern abgesehen hatte, weckte sie, als die Sonne schon über den Baumwipfeln stand. Sie ließ sich keine Zeit für eine Mahlzeit, schob ein Stückchen Brot in den Mund und rollte ihr Lager auf. Erneut auf dem Weg schritt sie gut gelaunt aus. Die Nacht war

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