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Die Kreuzfahrerin

Die Kreuzfahrerin

Titel: Die Kreuzfahrerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Nowicki
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Stadt – was bedeutete das? Sie wusste, es musste etwas sein wie ein sehr großes Dorf, aber darunter konnte sie sich in Wirklichkeit nichts vorstellen. Doch die Stadt am Fluss hörte sich interessant an.
    „Ja, die Stadt.“ Der Mönch dachte nach. „Die Stadt liegt am Fluss, der Donau heißt. Sie nennt sich Ratisbon oder auch Regensburg. Es gibt dort mehrere Klöster, soviel ich weiß. Also auch mehrere Möglichkeiten für dich, an die Pforte zu klopfen, und …“ Der Mönch zögerte.
    „Und?“, fragte Ursula
    „Und in der Stadt nimmt man es nicht so genau mit der Sünde.“ Dem Mönch war es sichtlich unangenehm, darüber zu reden. „Es ist besser, du gehst in die Stadt“, schloss er das Gespräch ab und unterstrich dies mit einer heftigen Handbewegung.
    „Bis dein Kleid trocken ist, wird es zu spät sein, um aufzubrechen. Du kannst heute hierbleiben. Die Nacht über gehst du in den Stall, da ist es auch warm. Jetzt mach dich nützlich.“ Er stand auf und reichte Ursula ein Reisigbündel. „Geh und feg das Haus Gottes aus, als Sühne für dein Nachtlager.“ Ursula beeilte sich, Folge zu leisten. „Danke“, sagte sie und reichte dem Mönch seine Schale. Dann nahm sie den Besen und eilte in das Kirchlein.
    Als sie auch im letzten Eck gefegt hatte, blieb sie einfach in der Kirche sitzen. Sie wollte den heiligen Mann nicht stören und verspürte nur wenig Lust, sich im Dorf zu zeigen. Es war schon Mittag vorbei, als der Mönch wieder in die Kirche kam.
    „Führst du Kräuter und Salben mit dir?“, fragte er sie unumwunden.
    „Ja, etwas“, antwortete Ursula sich wundernd.
    „Ist etwas dabei gegen Schmerzen in den Knochen?“
    Ursula überlegte. „Ja, eine Paste aus Talg, Blüten und Rinde.“
    „Dann komm.“ Sie folgte dem Mönch in seinen Schuppen, holte das kleine Tongefäß mit der Salbe aus ihrer Tasche und reichte es dem Mönch. Der roch nur kurz daran und forderte sie mit einem weiteren „Komm!“ auf, ihm zu folgen. Sie gingen von der Kirche aus am Rande des Dorfes entlang bis zu einer sehr niedrigen Hütte. Der Mönch trat ohne zu zögern ein, und Ursula folgte ihm auf dem Fuß. Im Schein eines Herdfeuers saßen zwei magere Gestalten und sahen den Ankömmlingen erwartungsvoll entgegen.
    „Was bringst du uns da, Vater?“, fragte eine Frau mit zahnlosem Mund.
    „Diese Magd kennt die Kräuter und hat eine Salbe für deinen Mann, Gundula“, stellte der Mönch Ursula vor. Dann drehte er sich nach ihr um. „Komm, hier ist jemand, der deiner Hilfe bedarf.“ Er zog sie an sich vorbei und schubste sie in Richtung des Greises. Der sagte nichts, sondern entblößte seine Knie, über die er nur ein Sacktuch gebreitet hatte. Ursula sah die Schwellung der Gelenke, die gar nicht zu dem restlichen knochigen Bein passten. Sie griff in ihr Töpfchen und schmierte beide Knie ein. Als sie fertig war, zeigte ihr der alte Mann seine Ellenbogen und die Handgelenke. Er sagte keinen Ton, nur seine Augen glänzten dankbar. Als Ursula ihm auch noch die eine Schulter gesalbt hatte, schaute die Alte ihren Mann eindringlich an. Der nickte nur. Und der zahnlose Mund der Frau verbreiterte sich zu einer Art Grinsen. „Danke, danke, wie können wir dir das nur vergelten?“, murmelte sie.
    Bevor Ursula irgend etwas sagen konnte, zog der Mönch eine Tierhaut von einem Balken. „Wie wäre es mit dieser alten Haut?“
    „Ja, nimm sie“, sagte das alte Weib verwundert, „Wenn das alles ist, was ihr wollt. Wir haben eh nichts, was wir sonst anbieten könnten.“
    Ursula wusste nicht, was der Mönch mit der Haut wollte, aber sie wusste ebenso wenig, was sie sagen sollte. Der Mönch deutete ihr zu gehen. Sprach einen kurzen Segen über das alte Paar und folgte ihr ins Freie. Dort schüttelte er die Haut aus und legte sie Ursula um die Schultern. „Hier, das wird dich künftig auf dem Weg vor Regen schützen. Du bleibst trocken und kannst dich zur Not auch darunter verkriechen.“ Ursula staunte nicht schlecht. Der Mönch hatte über den Vormittag nach einer Möglichkeit gesucht, Ursula zu helfen, und sie bei den beiden Alten gefunden. Die Haut, die wohl von einer großen Ziege oder einer kleinen Kuh stammen musste, war etwas steif, aber Ursula wusste, wenn sie sie ein paarmal eng aufwickelte und mit den Füßen diese Rolle walkte, würde sie wieder geschmeidiger werden. Eventuell würde auch etwas Fett helfen, was das Leder noch dichter gegen den Regen machen würde. Zurück in der Hütte des Geistlichen machte sie

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