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Die Kreuzfahrerin

Die Kreuzfahrerin

Titel: Die Kreuzfahrerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Nowicki
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noch etwas frischer, als wenn es nur aus den getrockneten Vorräten bereitet würde. Außerdem entdeckte sie auf dem Rückweg einen Hagebuttenstrauch mit vielen roten Früchten. Auch davon nahm sie zwei Handvoll mit. Als sie zu dem Lager zurückkehrte, feixte Lothar: „Du brauchst länger zum Wasserholen, als es braucht, um das Wasser zu kochen.“
    Ursula zeigte ihm die Hagebutten, und er verbesserte sich: „Ja, so ist recht, jeden Gang nutzen für mehr als eins ist klug.“ Ursula lächelte und machte sich an ihre Arbeit. Sie füllte den Topf mit Wasser und begann, Steine aus dem Feuer zu holen.
    „Nimm die glatten, runden,“ riet ihr Ruth. „Das sind Flusssteine, die das Wasser ganz glatt geschliffen hat. An ihnen haftet nicht so viel Asche und Ruß.“ Ursula tat wie ihr geheißen, und zwischen dem Austauschen der Steine kniff sie die Hagebutten auf und entfernte die darin enthaltenen Samenkörner. Als das Wasser schließlich zu sieden begann, fügte sie die Fruchthülsen und die Kräuter hinzu.
    Ruth, die das Kind mittlerweile in den Wagen gelegt hatte, machte sich an dem Kessel über dem Feuer zu schaffen. Schon bald roch es nach dem Eintopf, und Ursula, die seit mehreren Tagen nichts Ordentliches mehr gegessen hatte, spürte, wie sich ihr Magen in Vorfreude zusammenzog.
    Die ganze Zeit wurde alles Tun von Kommentaren und Erzählungen Lothars begleitet. Schließlich mischte sich der eher ruhige Karl ein: „Es wird wirklich Zeit, dass das Essen fertig ist und du dir den Mund vollstopfst. Seit Ursula hier ist, hast du nicht einen Moment den Mund gehalten. Wenn Ursula mit uns weitergehen möchte, hast du noch Zeit genug, deine Geschichten loszuwerden. Du brauchst nicht alles an einem Tag erzählen. Zuletzt vertreibst du das Mädchen sogar mit deinem ewigen Gebrabbel.“
    Als wäre dies das Zeichen gewesen, nahm Ruth einige Schalen und begann, eine nach der anderen aus ihrem Kessel heraus zu füllen. Lothar nahm eine der Holzschüsseln und brachte sie Ursula. Diese sah ungläubig auf das Essen. Oben auf dem dicken Eintopf ragte ein Knochen mit einem Batzen Fleisch daran hervor. „Was ist das?“, fragte sie unwillkürlich.
    „Hase“, antwortete Lothar. Und als er Ursulas ungläubigen Blick sah, fügte er hinzu: „Ja, der Meister Langohr trat uns gestern in den Weg, und als ich ihm unser Leid klagte und dass der kleine Johannes für den Winter noch warme Fußsäckchen braucht, warf der Hase sich unter einen herabfallenden Stein.“
    „Nur der Vogt darf Wildtiere jagen. Ist das nicht Sünde?“, gab Ursula zu bedenken.
    „Ach was“, murrte Karl. „Wir jagen ja nicht und nehmen ihm auch keinen Hirsch, kein Reh oder eine Wildsau. Wir stellen über Nacht nur kleine Fallen, und wenn sich da ein Tier hineinverirrt, so ist das Gottes Wille, wenn nicht sogar ein Geschenk.“
    „Iss ruhig“, schaltete sich Ruth ein. „Und hör nicht auf die Kerle. Es ist nichts Unrechtes, und es ist gut.“
    Ursula ließ sich das nicht zweimal sagen. Hungrig biss sie vom Fleisch ab und kaute genüsslich, während sie ihren Löffel hervorkramte. Es schmeckte wirklich wunderbar.
    Dann schenkte Ursula von ihrem Sud aus, und das Getränk fand Anklang bei ihren Gastgebern. „Mal etwas anderes als ewig nur Wasser und saure Milch.“ Lothar nahm sich gleich noch eine Schale. „Hm, das wärmt und erfrischt zugleich.“
    Ursula freute sich. Mittlerweile war die Dämmerung hereingebrochen. Karl legte noch ein Holzscheit nach, und das Feuer wurde heller. Satt und zufrieden traute Ursula sich nun, ihrer Neugierde Ausdruck zu verleihen. „Warum seid ihr unterwegs? Und wovon lebt ihr?“, fragte sie.
    „Wir sind Handelsleute, fahrendes Volk. Wir sind immer unterwegs. Der Wagen ist unser Haus. Wir sind keine Gaukler, die auf den Märkten ihre Späße machen, sondern bringen Waren von hier nach dort und von dort weiter woanders hin.“
    „Was für Waren?“, wollte Ursula wissen.
    „Jetzt bringen wir Tuch und anderen Tand aus dem Westen nach Regensburg. Wenn wir alles verkauft haben, wenden wir uns nach Süden und kaufen Salz in den Bergen. Das bringen wir dann nach Westen und verkaufen es dort. Mit dem Erlös kaufen wir neue Waren und bringen die dann wieder hierher oder auch woanders hin. Und so weiter und so fort“, erklärte ihr Lothar.
    „Aber allzu lange wollen wir nicht in Regensburg weilen. Ein Reiter erzählte uns davon, dass der Papst im Frankenland weilt und dass er noch vor Ende des Jahres eine Versammlung in einer Stadt

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