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Die Kreuzfahrerin

Die Kreuzfahrerin

Titel: Die Kreuzfahrerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Nowicki
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sich gleich ans Werk. Der Mönch schaute ihr kurz zu, nickte und ging dann wieder seiner Wege. Die Arbeit mit dem Fell zog sich bis zur Dämmerung hin. Immer wieder rollte Ursula es von einer anderen Seite auf und verteilte mit der Hand Fett auf dem Leder, um anschließend wie ein Böcklein auf der Rolle herumzuspringen, sie zu verdrehen und erneut auszuschütteln. Zuletzt schnitt sie sich zwei Löcher, in die sie zwei Riemen, die sie aus dem unteren Ende trennte, einfädelte. So konnte sie sich den Umhang zubinden und brauchte ihn nicht festzuhalten. Stolz präsentierte sie ihrem Gastgeber das Ergebnis, als dieser in seinen Verschlag zurückkehrte. Ursula bereitete ihm einen Kräutersud, und gemeinsam aßen sie dazu den restlichen Brei. Dann führte sie der Mönch in den Stall. „Ich wecke dich beim Morgengrauen“, sagte er noch. „Du solltest früh aufbrechen. Gute Nacht.“
    „Gute Nacht“, sagte auch Ursula und suchte sich im Heu nahe bei einem Rind ihren Platz. Nun war sie schon den zweiten Tag weg vom Hof. Im Gegensatz zur letzten Nacht fühlte sie sich jetzt sicher und wohl. Sie überdachte den vergangenen Tag. Sie war dankbar und froh über das Verständnis des Mönches. An den nächsten Morgen denkend verdunkelte sich ihr Gemüt. So gut wie gerade jetzt würde sie es in nächster Zeit sicher nicht haben. „Regensburg“, flüsterte sie, und: „Donau.“ Wickelte sich fester in ihre Decke und schlief ein.

Auf dem Weg nach Regensburg,
5. September 1095
    Der nächste Morgen kam viel zu rasch. Sicher und warm gebettet hatte Ursula gut geschlafen und war noch fest dabei, als der Mönch sie – diesmal allerdings nicht mit einem Fußtritt – weckte. Sie rappelte sich auf, rieb sich die Augen und zog sich ein paar Grashalme aus den Haaren. Sie stand auf und folgte schnell dem Geistlichen in seinen Verschlag. Dort stand für sie schon eine Schale mit Brei bereit.
    Ursula begann dankbar zu löffeln, und der Mönch sah ihr zuerst schweigend zu. Ursula hatte noch nicht ganz aufgegessen, da räusperte sich ihr Gastgeber. „Wenn du aus dem Dorf kommst, folgst du einfach dem Weg. Du wirst etwas mehr als einen Tag brauchen, bis du an eine Gabelung gelangst. Halte dich rechts. Nach einem weiteren Tag wird der Weg breiter werden, und vielleicht triffst du dort dann auch Leute. Frag nach Regensburg, sie werden wahrscheinlich eh dorthin unterwegs sein. Aber Vorsicht. Sei nicht zu vertrauenswürdig. Viel Gesindel treibt sich in diesen Zeiten auf der Straße herum“, riet er ihr. „So, und nun spute dich, pack deinen Kram und geh.“ Ursula nickte, wollte sich noch bedanken, doch der Mönch gab ihr mit einer Handbewegung zu verstehen, er wolle nichts dergleichen hören. Ursula war schon beinahe zur Tür heraus, da rief sie der Mönch noch einmal zurück. Er war aufgestanden und reichte ihr nun eine ganz gerade gewachsene Haselrute, die etwa doppelt so dick war wie ihr eigener Daumen. „Hier, mit einem Stock wandert sich’s besser. Zur Not kannst du dich auch damit verteidigen“, sprach er, machte noch das Segenszeichen über ihrem Haupt und entließ sie.
    Im Dorf war noch niemand vor den Häusern zu sehen. Ursula gelangte unbemerkt bis an den Rand und betrat von da an eine neue Welt. Die ersten Schritte kosteten sie noch Mut, doch das Zagen in ihr schwand mit jedem Schritt, den sie sich weiter von ihrem früheren Zuhause entfernte. Ihre Haut hatte sie zusammengeschlagen und über ihre Tasche gehängt. Der Morgen war neblig, aber es fiel kein Regen. Gut gerüstet, ausgeschlafen und gestärkt kam sie zügig voran. Der Weg war nicht zu verfehlen. In diese Richtung verließen wohl mehr Fuhrwerke das Dorf, und so war da eine deutliche Spur zwischen den Bäumen des Waldes hindurch. Ab und an hörte sie ein Rascheln eines auffliegenden Vogels im Gebüsch oder die sich entfernenden Hufschläge von Wild, sonst begegnete ihr aber nichts. Als die Sonne höher stieg, durchdrang sie den Nebel, und es wurde bald wärmer. Ursula merkte, wie ihr langsam wärmer und wärmer wurde und erste Schweißtropfen sich auf ihrer Stirn bildeten.
    „Ich muss mir meine Kräfte einteilen“, dachte sie bei sich selbst. „Es ist nicht nötig, so in Schweiß zu kommen.“ Sie beschloss, sich eine kleine Pause zu gönnen und dann gemächlicheren Schrittes weiterzuwandern.
    Als die Sonne ihren höchsten Stand bereits überschritten hatte, machte sie erneut Rast, gönnte sich etwas Brot und Käse. Sie überlegte, wie lange ihre schmalen Vorräte

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