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Die Kreuzweg-Legende

Die Kreuzweg-Legende

Titel: Die Kreuzweg-Legende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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stiegen ein und fuhren weiter. Immer in Richtung Süden. Schon bald erschienen in der Ferne graue Schatten unter dem zitternden heißen Sonnenlicht.
    »Das sind schon die Karpaten«, erklärte uns Kasimir.
    »Endlich ein Lichtblick!« stöhnte ich.
    Er lachte. Im nächsten Ort tankten wir noch einmal. Inzwischen sank auch die Sonne. Die Berge waren kaum nähergerückt. Ich fragte mich, ob wir bei Anbruch der Dunkelheit unser Ziel erreicht hatten und wurde angenehm enttäuscht, denn über eine Straße dritter Ordnung rollten wir in Szetisch ein.
    Wir fuhren sehr langsam, so daß Suko und ich Zeit und Muße besaßen, uns einen ersten Eindruck von dem Dorf zu verschaffen. Es war wirklich das Ende der Welt, wie Kasimir so ähnlich gesagt hatte. Die Hälfte der Häuser bestanden, wie auch die kleine Kirche, aus Holz. Die meisten von ihnen waren renovierungsbedürftig. Es existierte im Ort auch keine Kanalisation. Man goß das Abwasser in die Straßenrinne. Mir fiel auch die Schwüle auf, die sich über dem Land verteilt hatte. Noch war die Sonne zu sehen. Im Dunst der Luft allerdings wirkte sie wie ein verschwommener heißer Ball.
    Das roch nach einem gewaltigen Gewitter!
    Je mehr wir uns dem Zentrum des Dorfes näherten, um so zahlreicher wurden auch die Steinhäuser. Dafür waren deren Dächer nicht mit Ziegeln bedeckt, sondern mit Lehm, Stroh und Pflanzen, die so stark ineinander verkeilt und verschlungen waren, daß sie auch gegen starken Regen abdichteten.
    Wenige Menschen befanden sich auf der Straße. Ältere Leute saßen auf krummen Bänken vor ihren Häusern. Sie verfolgten den einfahrenden schwarzen Volvo mit mißtrauischen Blicken, denn diese Wagen sahen immer sehr amtlich aus.
    Durch die offenen Fenster wehte warme Luft. Manchmal vermischt mit Stallgeruch. Es war zu riechen, daß wir uns auf dem Lande befanden. Und dennoch störte mich etwas.
    Nicht das Dorf selbst, auch nicht direkt seine Bewohner, sondern das Flair, das hier vorhanden war. Ich spürte es mit jeder Faser meines Körpers.
    Hier stimmte etwas nicht.
    Die Ruhe kam mir nicht friedlich, sondern angespannt und erwartungsvoll vor. Auch Suko erging es so. Er hatte seine Stirn in leichte Falten gelegt, ein Zeichen für ihn, daß er ebenfalls etwas bemerkte.
    »Du also auch«, sagte ich.
    »Ja.«
    »Was ist?« meldete sich unser Fahrer.
    »Nichts eigentlich«, erwiderte ich. »Wir wundern uns nur über die Atmosphäre hier.«
    Kasimir lachte. »Ja, wir befinden uns eben am Ende der Welt. Die Berge sind nah, die Grenze ist nicht weit. Das hier würde man als Entwicklungsland bezeichnen.«
    Mit den Bergen hatte er recht. Sie umgaben den kleinen Ort wie eine Mauer. Auf den Hängen sah ich den dichten, dunkelgrünen Wald, in dem man sich leicht verlaufen konnte. Dort würden wir kaum Spazier-oder Wanderwege finden, das war schon ein regelrechter Urwald.
    »Am besten ist es, wenn wir zur Kirche fahren«, schlug Kasimir vor, »da versammeln sich die meisten Menschen.«
    »Auch ohne Grund?« fragte ich.
    »Die Leute hier sind sehr religiös geblieben, daran hat auch die Partei nichts ändern können, was die Funktionäre natürlich ärgert.« Kasimir hob die Schultern. »Was soll's? Ich stehe über den Dingen. Außerdem stamme ich auch vom Lande.«
    Die Kirche war nicht zu verfehlen. Wir brauchten uns nur nach dem Turm zu orientieren, der steil in den Himmel stach und auf dessen hölzerner Spitze das Kreuz im allmählich verschwindenen Licht der Sonne golden glänzte.
    Ich schaute besonders lange hin, denn für mich war es ein Fanal der Hoffnung.
    Durch eine mit Schlaglöchern versehene Gasse rollten wir. Ein Hund kläffte uns an. Zwei Kinder drückten sich in einen Flur, als der Wagen vorbeirollte. Die Jüngsten bestaunten ihn, als käme er vom Mond. Dann hatten wir den Kirchplatz erreicht.
    Vielleicht war es Zufall oder doch Kenntnis, denn vor dem Gotteshaus hatten sich tatsächlich einige Menschen versammelt. Frauen und Männer. Sie gruppierten sich um einen hochgewachsenen jungen Mann, der die Kutte eines Mönchs trug.
    Durch die göffneten Seitenscheiben des Volvo drangen die Stimmen der Menschen, und sie wurden leiser, als unser Wagen auf den Kirchplatz fuhr.
    Kasimir Wojtek stoppte sacht.
    Kaum stand der Volvo, da verstummten auch die Gespräche der Menschen. Ratlosigkeit breitete sich aus.
    Einige traten zurück, als hätten sie Angst, mit uns oder dem Auto in Berührung zu kommen. Uns wurden mißtrauische Blicke zugeworfen. Auf den Gesichtern

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