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Die Kreuzweg-Legende

Die Kreuzweg-Legende

Titel: Die Kreuzweg-Legende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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untoten Frauen, die er zu Wächterinnen seiner zerstörten Burg erkoren hatte. Sie würden Wache halten und jeden, der sich den Überresten näherte, als Opfer nehmen.
    Darauf warteten sie…
    Er nahm die Kerze in die rechte Hand und näherte sich der alten Tür. Sie war nicht mehr ganz zu schließen. Das Holz hatte sich im Laufe der Zeit verzogen.
    Das Licht warf Schatten über die mit Spinnweben bedeckten Wände. Es schuf eine Grusel-Atmosphäre. Kein Atemzug drang durch den unheimlichen Keller, dafür das Knirschen der Schritte, wenn unter den Sohlen der Stiefel kleine Steine zerbrachen.
    Jeder Schritt wurde von diesem Geräusch begleitet. Ein anderes, wesentlich lauteres entstand, als der Unheimliche die alte Rostklinke anfaßte und die Tür aufzog.
    Sie schrammte mit der unteren Seite über den Boden, zerdrückte kleinere Steine, saß für einen Moment fest, um dann weiter nach innen gezerrt zu werden.
    Ein Luftzug fuhr durch den Spalt. Er streifte auch die Flamme, die sofort zu flackern begann und fast erloschen wäre, hätte der Unheimliche seine Hand nicht so gehalten, daß sie geschützt wurde.
    Mit vorsichtigen Schritten verließ er den Raum. Er betrat einen der unterirdischen Gänge, die nicht verschüttet waren. Dabei mußte er seinen Kopf einziehen, um nicht an die Decke zu stoßen. Schritt für Schritt durchmaß er den Gang, bis er an eine Kreuzung geriet. Wie dunkle Tunnels tauchten rechts und links die Öffnungen anderer Stollen auf.
    Der Reiter blieb stehen, bewegte seinen Arm nach rechts und schaute dem Lichtschein der Kerze nach, wie er in das Dunkel hineintauchte und eine rötliche Insel schuf.
    Schon nach wenigen Schritten existierte eine Barriere, denn der Gang war verschüttet.
    Von der Decke waren die Massen nach unten gefallen und bildeten ein unüberwindliches Hindernis.
    Aber der Reiter hatte schon einige Steine zur Seite geräumt, denn er verfolgte einen bestimmten Zweck. In dieser Nacht würde er den Rest erledigen.
    Mit schleichenden Schritten näherte er sich dem Geröll. Als er davor stehenblieb und die Kerze absetzte, vernahm er das Geräusch. Ein normaler Mensch wäre, hätte er dieses schwere Ächzen und Stöhnen vernommen, fluchtartig davongelaufen und hätte sich nie mehr blicken lassen. So grauenhaft klang das Seufzen, als würde ein Tier oder ein Mensch in den letzten Zügen liegen.
    Bei der Person, die hinter dem Schutt lag, war es gerade umgekehrt. Sie begann zu leben.
    »Keine Sorge, meine Liebe!« erklang es dumpf aus dem Maul des Reiters. »Ich hole dich endgültig, denn du allein fehlst mir noch in meiner Sammlung. Bald wirst du frei sein. Da hat der Schrecken für dich ein Ende, und du wirst Menschen bekommen, die du beglücken kannst. Ich werde sie dir später geben, nur ich…«
    Sein Lachen grollte durch die unterirdischen Gänge und verklang irgendwann.
    Danach machte er sich an die Arbeit. Auch für ihn war es nicht leicht, die Gesteinsbrocken zur Seite zu räumen. Am Tage, wenn die Sonne ihr Licht über die Erde verstreute, hätte er es nicht geschafft, doch in der Nacht besaß er Kraft. Da schaffte er auch Steine weg, die für einen Menschen zu schwer gewesen wären.
    Er rollte sie kurzerhand hinter sich in den Gang, wo sie irgendwo zur Ruhe kamen.
    Das flackernde Kerzenlicht wurde immer trüber, je mehr sich die Staubwolken verdichteten. Niemand war da, der den Unheimlichen in dieser Tiefe störte, und er schaffte weg, soviel er nur konnte. Noch einen großen, sehr kantigen Stein mußte er aus dem Verbund lösen, um sein Ziel zu erreichen.
    Beide Hände setzte er ein, stemmte die Hacken seiner Stiefel in den Boden und zog.
    Zuerst bewegte sich der Stein nicht. Er mußte noch einmal nachziehen, bis es soweit war.
    Ein harter Ruck, dann hatte er es geschafft.
    Das kantige Hindernis rutschte nach vorn und wurde nicht mehr von dem Verbund festgehalten, jetzt war die Bahn frei.
    Oder fast…
    Nur noch Schutt trennte den Unheimlichen von seinem eigentlichen Ziel. Und wieder vernahm er das Geräusch.
    Ein Jammern und Seufzen. Schaurig, noch sehr dumpf klingend, aber schon lauter als zuvor.
    Von der anderen Seite arbeitete jemand gegen. Der schwarze Reiter schaute zu, wie Bewegung in das Geröü kam, der Staub noch dichter wurde, kleinere Steine den Hügel hinabrutschten und sich an einer Stelle aus dem Schutt etwas hervorschob.
    Dünn war es. Grau und lappig…
    Eine Klaue…
    Finger krümmten sich, bildeten eine Faust, um sich wieder zu öffnen. Das Gelenk folgte, ein

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