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Die Kreuzweg-Legende

Die Kreuzweg-Legende

Titel: Die Kreuzweg-Legende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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das will ich Ihnen sagen. Es gibt in den Bergen die Reste einer alten Burg. Dort hat vor Hunderten von Jahren ein Landgraf gelebt. Man nimmt an, daß dieser längst verstorbene Landgraf mit dem unheimlichen Reiter identisch ist.«
    »Besaß er ein Motiv?«
    »Das habe ich vohin erfahren, als ich die Menschen warnte«, erwiderte Kasimir. »Man hat die Tochter des Landgrafen damals grausam geschändet und anschließend umgebracht. Seit dieser Zeit ist er zu einem anderen Menschen geworden. Er soll sich auf die Seite des Teufels gestellt und ihm Seelen versprochen haben.«
    Ich winkte ab. »Wie gehabt. So etwas ist oft genug die Triebfeder schlimmer Taten.«
    Der Platz vor der Kirche hatte sich mittlerweile geleert. Letzte Sonnenstrahlen fielen noch auf ihn. Die Schatten wurden bereits länger, während die Kuppen der Berge noch vergoldet vor unseren Augen lagen und auch der Wald nicht so düster und drohend aussah. Dennoch beschlich mich ein unangenehmes Gefühl, als ich meinen Blick über die Wälder schweifen ließ. Genau dort, in dieser grünen Tiefe, lauerte das Grauen.
    Wenn es da wenigstens bliebe, wäre es nicht einmal so tragisch gewesen, aber es verließ den Schutz und zog hinunter in die Dörfer. Und damit auch zu den Menschen.
    »Dann können wir wohl jetzt zum Pfarrer gehen«, schlug St. Immel vor.
    »Damit Sie einen ersten Eindruck von dem bekommen, was dieser Reiter anrichten kann. Aber bitte, erschrecken Sie sich nicht. Es sieht ziemlich schlimm aus.«
    »Was ist denn geschehen?« fragte Kasimir.
    »Die Degenklinge hat den Pfarrer erwischt, und sein Arm hat sich, wie soll ich sagen? Verändert. Aber Sie werden es selbst sehen.« Der Mönch schritt vor.
    »Immer diese Geheimnistuerei«, beschwerte sich Kasimir. »Er soll doch sagen, was los ist.«
    »Vielleicht hätten Sie in seiner Lage ebenso reagiert«, erwiderte ich auf die Bemerkung. Marcus St. Immel besaß auch einen Schlüssel zum Pfarrhaus. Er öffnete die Tür und ließ uns voran in den Gang gehen. Wir mußten durchlaufen, um zu den Zimmern zu gelangen. Im Haus war es still. Das wunderte auch den Mönch, denn er meinte:
    »Da wird doch nichts geschehen sein?« Wenig später rief er den Namen des Pfarrers.
    Eine Antwort bekam er nicht.
    »Moment, ich gehe vor«, sagte er zu uns, durcheilte den dämmerigen Flur und wandte sich an dessen Ende nach links, wo wir das braune Holz einer Tür sahen.
    Er schloß sie nicht hinter sich, und so konnten wir seinen Ruf auch deutlich verstehen.
    »Mein Gott!«
    Wir eilten los. Suko und ich betraten als erste das Zimmer. Kasimir wenig später.
    Marcus St. Immel stand neben dem Bett. Er hatte die Hände gegen die Ohren gepreßt und starrte aus glanzlosen Augen den Pfarrer an, der in seinem Bett lag.
    Er hatte eine schräge Haltung eingenommen. Das Bettzeug war zerwühlt. Das Laken, mit dem er zugedeckt war, lag sogar auf dem Boden.
    Das alles hätte mich nicht entsetzt.
    Am schlimmsten sah der Pfarrer selbst aus. Er war schwarz wie ein Verbrannter…
    ***
    Wir schwiegen. Auch Kasimir Wojtek hielt den Mund. Wir hörten ihn nur scharf atmen. Jetzt wußten wir, wie gefährlich es war, gegen den schwarzen Reiter zu kämpfen. Der kannte keinen Pardon. Wenn er zustach, starb der andere besonders schlimm, sehr langsam und schmerzerfüllt.
    »Ich hätte ihn nicht allein lassen sollen!« flüsterte St. Immel mit erstickter Simme.
    »Hätten Sie etwas daran ändern können?«
    »Vielleicht durch Gebete. Oder das Kreuz…«
    Ich hob die Schultern. »Meiner Ansicht nach hat der Pfarrer das bestimmt selbst versucht. Nein, gegen diesen dämonischen Mörder muß man andere Geschütze auffahren.«
    »Und welche?«
    Ich hob die Schultern. »Das weiß ich noch nicht, Pater. Aber uns wird etwas einfallen. Wichtig ist, daß kein Mensch von der Klinge verletzt wird.«
    »Das sagt sich so leicht.«
    »Wir sind da, um es zu verhindern«, erklärte Suko. »Mit Ihnen sind wir zu viert. Da sollte es uns doch gelingen, den Reiter zu stellen.«
    »Hier im Dorf etwa?«
    St. Immel hatte eine sehr gute Frage gestellt. Ich schaute den Mann an und sah dessen besorgten Gesichtsausdruck. »Verflixt, Sie haben recht, Pater. Es wäre gefährlich, ihn in den Ort kommen zu lassen.«
    »Dann fangen wir ihn vorher ab«, sagte Kasimir Wojtek.
    »Wenn das so einfach ginge«, murmelte Suko.
    Ich schnickte mit den Fingern.
    »Hören Sie, Pater. Sie wissen genau, daß der Reiter früher der Landgraf gewesen ist und sich zwischen den Resten seiner Burg

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