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Die Kreuzweg-Legende

Die Kreuzweg-Legende

Titel: Die Kreuzweg-Legende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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schmaler Arm, an dem noch Fetzen eines alten Kleidungsstücks hingen.
    »Meine Liebe!« rief der Reiter. »Endlich habe ich dich gefunden. Du warst die letzte.« Er bückte sich, streckte einen Arm aus und umfaßte mit seiner Hand das Gelenk der anderen.
    Zwei kalte Totenhände hatten sich berührt. Größere Hindernisse lagen nicht mehr im Weg. Der Günstling des Teufels brauchte nur mehr kräftig zu ziehen, um den Zombie zu sich heranzuholen.
    Das tat er auch. Der Schutt geriet in Bewegung. Sand und trockener Lehm rieselten nach. Jedoch nicht in der Menge, um den Reiter stören zu können. Er holte den Zombie hervor.
    Das Wesen wurde aus dem Schutt geschleift. Es bewegte sich nicht, hing schräg wie eine Puppe im Griff und schleifte mit seinen Füßen über den Boden.
    Zwangsläufig geriet es in den Lichtkreis der Kerze, und dieser Schein enthüllte ein schauriges, grauenhaftes Bild, das in einem normalen Menschen das nackte Entsetzen hochgetrieben hätte. Halbverwest war die Gestalt. Ein Gesicht, in dem kaum noch Haut oder Fleisch zu finden waren, nur mehr an den Wangen ein wenig, dafür aber bleiche Knochen.
    Mit einem letzten Ruck riß der Reiter den Zombie aus dem Schutt hervor, richtete ihn auf und drückte ihn mit dem Rücken gegen die Gangwand. Dort blieb die Gestalt stehen. Sie hatte noch zu wenig Kraft, um sich allein auf den sechwachen Beinen halten zu können, deshalb wurde sie von dem Reiter gestützt.
    Sehr nahe stand er bei der Schreckensgestalt. Seine dunklen Hände tasteten über den fast verwesten Körper und fanden an den Knochenwangen ihren Halt.
    »Ja, mein Täubchen«, hauchte der Reiter. »Jawohl… es hat lange gedauert, aber nun bist du zurückgekommen. Ich freue mich darüber. Ich habe es gehofft, ich habe es ersehnt. Du bist die letzte, und ihr alle werdet mir Wanda ersetzen, die ich nicht mehr in den Kreis mit hineinbekam. Sie ist zu früh weggeschafft worden. Ich hätte schneller sein sollen, aber mit euch anderen vier…« Er verstummte, weil die weibliche Untote wieder ein schweres Ächzen von sich gab. Der Reiter trat zurück.
    Jetzt konnte der Zombie von allein stehen, auch wenn der Kopf nach vorn sank und von einer Seite auf die andere pendelte. Die Kiefer bewegten sich, die Hände zitterten, und glucksende Laute drangen aus dem offenen Maul mit den lappigen Lippen.
    Dann stieß sich die Untote ab. Dabei drehte sie sich schwankend, wäre fast gefallen, aber sie fand das Gleichgewicht und verließ den Stollen in Richtung Kreuzung.
    Der Restschein des Lichts gab dem Körper eine noch schaurigere Untermalung. Nur allmählich verschwand die Untote aus dem Lichtschein und wurde von der Dunkelheit verschluckt. Der Reiter hob die Kerze hoch. Mit sicheren Schritten folgte er seiner Dienerin, die bereit war, alles für ihn zu tun. Und Menschen gab es genug…
    ***
    Schlafen, hatte Kasimir Wojtek gesagt.
    Wenn das so einfach gewesen wäre. Zu Beginn der Fahrt waren wir zu aufgeregt, wenigstens ich, und nachher, als die Müdigkeit kam, fuhren wir über so schlechte Straßen, daß ich immer wieder wachgerüttelt wurde. Schon tief im Landesinneren frühstückten wir. Kasimir sah noch aus wie der frische Morgen, obwohl er die Nacht über gefahren war. Er mußte eine Bombenkondition besitzen. Nur seine blonden Barthaare waren gewachsen.
    Das Frühstück bestand aus Brot und frischer Milch. Wir nahmen es auf einem Bauernhof am Rande der Straße ein. Die Bäuerin, eine nette Frau, setzte sich zu uns und brichtete aus ihrem Leben. Einfach hatte sie es nicht, das stand fest.
    Bis zum Abend würden wir noch unterwegs sein, um unser Ziel zu erreichen.
    Deshalb zogen wir das Frühstück nicht zu sehr in die Länge und fuhren weiter.
    Ich schlief ein wenig, auch Suko döste. Gegen Mittag hielten wir wieder an. Es war warm geworden. Die Sonne knallte in den Wagen. Deshalb fuhr ihn Kasimir in den Wald hinein, weil dort genügend Schatten war.
    »Ich werde dann auch eine Mütze voll Schlaf nehmen«, erklärte er lächelnd, schloß die Augen und schnarchte los.
    Der sägte fast einen ganzen Wald ab. Das hielt ich nicht aus, ging nach draußen, legte mich ins Gras, und hier konnte ich endlich einschlafen. Suko weckte mich.
    Kasimir Wojtek war schon wach. »John!« rief er. »Wollen Sie hier liegenbleiben?«
    Ich richtete mich auf. »Nein«, sagte ich, mir den Schlaf aus den Augen reibend. »Aber Sie wissen ja, auch Polizisten schlafen gern.«
    »Das habe ich in London aber nicht feststellen können.«
    Wir

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