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Die Kreuzzüge

Die Kreuzzüge

Titel: Die Kreuzzüge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Asbridge , Susanne Held
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legte nun genau die Art von bündnispolitischer Geschmeidigkeit an den Tag, die Nur ad-Din befürchtet hatte: Er bat Amalrich von Jerusalem, Ägypten zu Hilfe zu kommen, und versprach reichen Lohn. Der fränkische König war einverstanden; im Sommer 1164 marschierte er nach Ägypten, um sich Shawar anzuschließen und Schirkuh zu belagern, der sich nach Bilbais geflüchtet hatte. Die Stadt war nur schwach befestigt, es gab nur eine niedrige Stadtmauer und keinen Graben, doch Schirkuh organisierte eine disziplinierte Verteidigung, und drei Monate lang war die Situation unentschieden. Dann, im Oktober, erhielt Amalrich Kenntnis von Nur ad-Dins Siegen bei Harim und Banyas; nachdem er rasch ein Ende der Feindseligkeiten in Ägypten ausgehandelt hatte, konnten sowohl die Lateiner als auch die Syrer friedlich in ihre eigenen Länder abziehen, und Shawar behielt die Herrschaft über Kairo.
    In den nun folgenden Jahren hieß es, Schirkuh habe »nicht aufgehört, von dem Plan einer Invasion [in Ägypten] zu sprechen«. Im Jahr 1167 hatte der kurdische Kriegsherr eine Invasionstruppe aufgestellt, um Shawar zu stürzen. Schirkuh agierte zunehmend unabhängig, und Nur ad-Din kommandierte zwar mehrere Truppenführer ab, die Schirkuh begleiten sollten, doch missfiel ihm offenbar der Plan, Ägypten anzugreifen. An diesem Feldzug nahm unter anderen auch ein vielversprechender junger Mann vom Hof von Damaskus teil, der 29-jährige Neffe Schirkuhs, Yusuf ibn Ajjub. Es war bekannt, dass er zu Nur ad-Dins Lieblingspartnern beim Polo gehörte; möglicherweise hat er in der Schlacht von Harim mitgekämpft, und mit Sicherheit wurde er im Jahr darauf zum shihna (einem Polizeichef vergleichbar) von Damaskus ernannt. In dieser Position erwarb er sich einen Ruf als strenger, aber gerechter Hüter des Gesetzes und, was vielleicht nicht ganz so zuverlässig belegbar ist, als Eintreiber der Gelder von Prostituierten.
    Im Januar des Jahres 1167 führte Schirkuh seine Truppen über die Halbinsel Sinai. Diese bedrohliche Aktion veranlasste Shawar, sich erneut an Palästina um Hilfe zu wenden; in tiefster Verzweiflung versprach er den Franken, ihnen die immense Summe von 400 000 Gold-Dinaren zu bezahlen. Also setzte sich Amalrich im Februar wieder Richtung Ägypten in Marsch, und erneut wurde das Land zum Schlachtfeld, stellvertretend für den größeren Kampf zwischen dem muslimischen Syrien und Outremer. Die Gegner trafen in einer Schlacht bei al-Babayn aufeinander, [296] in der Wüste ein ganzes Stück südlich von Kairo, und trennten sich ohne klare Entscheidung. Yusuf bewies später seine Fähigkeiten als militärischer Befehlshaber während einer mörderischen Belagerung von Alexandria, doch weder die Franken noch die Syrer konnten einen eindeutigen Sieg erringen.
    Schirkuh musste sich wie schon 1164 ohne nennenswerte Erfolge nach Syrien zurückziehen. Shawar blieb an der Macht, und die jüngsten Ereignisse hatten lediglich dazu geführt, dass sich der fränkische Einfluss in der Region noch erhöht hatte: Amalrich hatte mit dem Wesir einen neuen Vertrag abgeschlossen, der ihm einen jährlichen Tribut von 100 000 Dinaren zusicherte. In Kairo selbst wurde eine lateinische Präfektur und Garnison stationiert. Damit war Ägypten zum Vasallenstaat des Königreichs Jerusalem geworden. Nur ad-Din jedoch dachte gar nicht daran, Schirkuh für seinen Misserfolg zu bestrafen; er übertrug ihm vielmehr den Oberbefehl über Homs und beschenkte Yusuf ibn Ajjub mit Ländereien in der Gegend um Aleppo. Zumindest zu diesem Zeitpunkt war der Herrscher von Damaskus offenbar sehr daran interessiert, die Energien dieser beiden kurdischen Feldherren auf syrische Angelegenheiten zu lenken; er wollte sie in seiner Nähe haben, um etwaige Unabhängigkeitsbestrebungen im Auge behalten zu können.
    Wäre es bei dieser Situation geblieben, dann hätte das Schirkuhs ägyptische Ambitionen endgültig zunichte gemacht. Amalrich aber versuchte, sein Blatt zu überreizen. Schon seit ein paar Jahren bemühte sich der König, engere Bande zu Byzanz zu knüpfen, nicht zuletzt, um sich die Beteiligung der Griechen an einer gemeinsamen Invasion in Ägypten zu sichern, und die ersten Früchte trug diese diplomatische Strategie, als er im August 1197 Maria Komnena, die Nichte des Kaisers, heiratete. Es wurden bereits detaillierte Pläne für die Koordination des Feldzugs angestellt, und Wilhelm von Tyrus begab sich als königlicher Gesandter nach Konstantinopel, um die Verhandlungen

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