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Die Kreuzzüge

Die Kreuzzüge

Titel: Die Kreuzzüge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Asbridge , Susanne Held
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Festigung seiner Autorität heiratete der Sultan Ismat, die Witwe Nur ad-Dins und Tochter Unurs, des lang verstorbenen Buriden-Herrschers von Damaskus. Dies war zunächst und vor allem eine politische Verbindung, denn die Ehe mit ihr erlaubte es Saladin, sich mit den beiden historischen Herrscher-Dynastien der Stadt zu verbinden, doch scheint auch echte Freundschaft, vielleicht sogar Liebe das Paar verbunden zu haben. * Gleichzeitig ergriff der Sultan anderweitige Maßnahmen, mit denen er sich den Apparat der Zangiden-Regierung zu eigen machte. Er nahm Nur ad-Dins Sekretär, Imad ed-Din al-Isfahani, in seinen Dienst, der neben al-Fadil bald zu den engsten Vertrauten des Sultans gehörte.
    Im September 1176 kehrte Saladin nach Ägypten zurück. Das verschaffte ihm nach den Gefahren und Konfrontationen der vergangenen Monate eine gewisse Ruhepause – er blieb im März 1177 mit seinem sechsjährigen Sohn al-Afdal drei Tage in Alexandria, um den Geschichten aus dem Leben des Propheten Mohammed zu lauschen –, doch spiegelt es [324] auch die neue Ausrichtung seines Lebens wider. Er herrschte nun über ein Reich, das sich vom Nil bis zum syrischen Orontes erstreckte, und sah sich den praktischen Problemen gegenüber, wie sie die Herrschaft über ein so riesiges Reich im Mittelalter mit sich brachte. Ein ganz entscheidender Aspekt dabei war die Kommunikation. Nur ad-Din, der mit denselben Schwierigkeiten zu tun hatte, stützte sich auf ein Netzwerk von berittenen Boten und Kurieren, ergänzt durch zahlreiche Brieftauben, und Saladin folgte diesem Beispiel. Er beschäftigte außerdem Spione und Kundschafter, um Informationen zu sammeln. Doch wie auch immer die Botschaften transportiert wurden, es bestand ständig die Gefahr, dass sie von den Gegnern abgefangen wurden, weshalb sich der Sultan hin und wieder auch auf Geheimschriften verließ. Entscheidend in dieser Epoche – für Muslime wie für Christen – war, dass die Nachrichtenübermittlung höchst unzuverlässig war, und die Absichten und Aktionen des Feindes zu erkennen glich oft reinem Rätselraten. Unwissen, Irrtum und Falschinformation – all das trug zur Entscheidungsfindung bei, und in den folgenden Jahren bemühte sich Saladin immer nach Kräften, über alle Ereignisse in der muslimischen Welt informiert zu sein und wenigstens ansatzweise auch über die Pläne und Aktionen der Franken. In dieser Situation waren die Dienste al-Fadils und Imad ed-Dins als Schreiber, Boten und Verbreiter von Propaganda von kaum zu überschätzender Bedeutung.
    Die Vereinigung von Kairo und Damaskus unter der Herrschaft der Ajjubiden nötigte den Sultan, Statthalter einzusetzen, die die Regierung in den Zeiten seiner Abwesenheit übernahmen. Während seiner gesamten Wirkungszeit wandte sich der Sultan zu diesem Zweck immer erst an seine Blutsverwandten, und manchmal bewährte sich dieses System, das schlicht auf dem Vertrauen in die eigene Sippschaft beruhte, durchaus. Im Herbst 1176, als er nach Ägypten zurückkehrte, konnte er feststellen, dass sein Bruder al-Adil und sein Neffe Farrukh-Shah das Land mit umsichtiger Klugheit regiert hatten. In Syrien jedoch erwies sich diese Praxis als weniger erfolgreich. Saladins älterer Bruder, eingesetzt als Regent von Damaskus, war inkompetent und entwickelte sich zu einer Belastung. Er neigte zu sinnloser Verschwendung (bei seinem Tod beliefen sich seine Schulden auf die unglaubliche Summe von 200 000 Gold-Dinaren) und hatte einen fatalen Hang zu Ausschweifung und Zügellosigkeit. Als dann in den späten 1170er-Jahren eine langanhaltende [325] Dürreperiode über das Land kam, wurde immer deutlicher, dass Turan-Shah ersetzt werden musste. Im Jahr 1178 räumte Saladin verzweifelt ein, dass »man kleine Fehler übersehen und weniger gravierende Angelegenheiten mit Schweigen übergehen kann; wenn jedoch ein ganzes Land verzehrt wird, [. . .] dann erschüttert das die Säulen des Islams«.
    Erfolgreicher war der Sultan bei seinen Versuchen, die materiellen und finanziellen Ressourcen in den nun von ihm beherrschten Ländern gleichmäßig zu verteilen. Im Jahr 1177 konzentrierte er sich auf die Nilregion, er verstärkte die Verteidigungsanlagen von Alexandria und Damiette und begann mit dem Bau einer massiven Festungsmauer, die nicht nur Kairo, sondern auch die Vorstadt Fustat im Süden umschließen sollte. Außerdem fasste er den mit hohen Kosten verbundenen, doch weitsichtigen Entschluss, die einst berühmte Flotte Ägyptens wieder

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