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Die Kreuzzüge

Die Kreuzzüge

Titel: Die Kreuzzüge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Asbridge , Susanne Held
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kahlgeschoren, anschließend wurde ihnen siedendes Pech über den Kopf gegossen, und sie wurden mit Federn beworfen, »damit man sie gleich erkennt«. 15
    Im weiteren Verlauf des dritten Kreuzzugs bewältigten Richard und [419] Philipp August die potentiellen Probleme der Seeroute im Großen und Ganzen gut. Damit schufen sie einen wichtigen Präzedenzfall; seitdem war es für Kreuzfahrerheere ganz üblich, ihre Ziele zu Schiff zu erreichen.
    AUFBRUCH INS HEILIGE LAND
    Richard und Philipp August kamen am 30. Dezember 1189 und noch einmal am 16. März 1190 zusammen, um die letzten Vorbereitungen zum Kreuzzug miteinander zu beraten. Dann, am 24. Juni, empfing Richard im Rahmen einer öffentlichen Zeremonie in Tours seine Pilgertasche und den Pilgerstab, und der französische König unterzog sich demselben Ritual am gleichen Tag in Saint Denis (womit er in die Fußstapfen seines Vaters Ludwig VII. trat). Am 2. Juli trafen sie sich in Vézelay und kamen überein, dass alles, was sie sich auf dem kommenden Feldzug aneigneten, zwischen ihnen geteilt werden sollte. Dann, am 4. Juli 1190, genau drei Jahre nach der Niederlage der Franken bei Hattin, brach der Großteil der beiden Kreuzfahrerheere gleichzeitig auf. Um die beiden Gruppen unterscheiden zu können, war bestimmt worden, dass Philipp Augusts Truppen rote und Richards Truppen weiße Kreuze tragen sollten. Die beiden Heere trennten sich bei Lyon; in Messina wollten sie wieder zusammenkommen, um dann gemeinsam in Richtung Levante in See zu stechen.
    Richard war in der Lage gewesen, ein riesiges Heer zu versammeln und auszustatten – ihm standen die Ressourcen des großen angevinischen Reiches sowie die Gelder zur Verfügung, die durch den Sala-
din-Zehnten zusammengekommen waren. Wahrscheinlich brach er von Vézelay mit einem Kontingent von rund 6000 Soldaten auf; als er dann Europa verließ, umfasste seine gesamte Streitmacht möglicherweise sogar 17 000 Mann. Er zog südlich in Richtung Marseille, von wo er zu Schiff an der italienischen Küste südwärts segelte, und traf am 23. September in Messina ein; ein Teil seines Heeres segelte unter dem Kommando des Erzischofs Balduin von Canterbury direkt ins Heilige Land. Richard hatte außerdem eine Flotte von mehreren hundert Schiffen aus England, der Normandie, der Bretagne und Aquitanien ausgerüstet, die auf der Route um die Iberische Halbinsel herum nach Sizilien segelte, um dort dann wieder mit dem König zusammenzutreffen. Das Kontingent [420] Philipp Augusts scheint sehr viel kleiner gewesen zu sein. Er marschierte von Lyon nach Genua, wo er die Bedingungen für den Transport nach Sizilien und in den Vorderen Orient aushandelte: Er bezahlte eine Schiffsmiete von 5850 Mark für 650 Ritter und 1300 Knappen und kam Mitte September in Messina an.
    Der Winter kam nun schnell näher und der Seeweg wurde gefährlich, weshalb man beschloss, dass die Weiterreise in die Levante bis zum kommenden Frühjahr verschoben werden sollte. Richard hatte außerdem politische Probleme in dieser Region zu lösen. Wilhelm II., König von Sizilien, durch seine Ehe mit Richards Schwester Johanna mit Richard verschwägert, starb im November 1189, was in Sizilien Streitigkeiten um die Nachfolge auslöste, die Richard schnell beenden konnte. Als der Friede wiederhergestellt war, nutzten die Kreuzfahrer den Winter, um ihre Flotte instand zu setzen und weitere Vorräte an Waffen und Ausrüstung zu beschaffen – so orderte Richard beispielsweise eine Lieferung gewaltiger Katapultsteine. Außerdem traf er in dieser Zeit mit Joachim von Fiore zusammen, einem Zisterzienser-Abt, der wegen seiner prophetischen Fähigkeiten einen bemerkenswerten Ruf genoss. Joachim konnte auch prompt von einer Vision berichten, die Richard die Eroberung von Jerusalem verhieß und den unmittelbar anschließenden Anbruch des Jüngsten Tages. Er sicherte dem König offenbar zu, dass »der Herr dir den Sieg über seine Feinde schenken wird, und er wird dir einen Namen machen, der größer ist als die Namen aller Fürsten auf Erden« – was dessen ohnehin schon vorhandene selbstbewusste Zuversicht noch verstärkt haben mag. 16
    Auch das chronische Problem von Richards Verlobung mit Philipp Augusts Schwester Alice von Frankreich wurde endlich gelöst. Richard war der Sache ausgewichen, seit er den englischen Thron bestiegen hatte, obwohl der französische König immer wieder verlangt hatte, die Hochzeit solle endlich stattfinden. Nun, da der Aufbruch ins Heilige Land

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