Die Kreuzzüge
zuwiderhandelte, wurde kurzerhand aufgehängt.
Materielle Unterstützung erhielten die Soldaten des mamlukischen Heeres durch Baibars’ Investition in schwere Bewaffnung. Die technische Verbesserung von Belagerungswaffen, vor allem ausgeklügelter Katapulte, die mit Gegengewichten arbeiteten (im Französischen als trébuchet bezeichnet, im Deutschen als Blide), wurde energisch vorangetrieben. Diese Maschinen waren zentraler Bestandteil der mamlukischen Belagerungsstrategie. Sie konnten auseinandergenommen, zu einem bestimmten Ort transportiert und dort schnell wieder zusammengebaut werden; die größten dieser Maschinen konnten Steine schleudern, die über 500 Pfund wogen.
Neben der Ausübung roher militärischer Gewalt legte Baibars schließlich noch großen Wert auf genaue, aktuelle Informationen über den Feind. Daher unterhielt er im gesamten Vorderen Orient ein ausgedehntes Netzwerk von Spionen und Kundschaftern, und er erhielt Berichte von Agenten, die unter den Mongolen und den Franken lebten. Außerdem war der Sultan für die nomadischen Beduinen ein großzügiger Schutzherr und sicherte sich damit sowohl in militärischen Auseinandersetzungen als auch in der Informationsbeschaffung ihre wertvolle Unterstützung.
Durch all diese Maßnahmen erschuf Baibars das gewaltigste muslimische Heer in der gesamten Epoche der Kreuzzüge: eine Streitmacht, die größer, disziplinierter und grimmiger war als alle anderen, die bisher im Krieg um das Heilige Land aufgetreten waren – die perfekte Militärmaschine ihrer Zeit. 11 Nun, da der Sultan seine Machtposition umsichtig legitimiert und gesichert hatte und der geeinte islamische Vordere Orient hinter ihm stand, tat er den nächsten Schritt: Er setzte diese tödliche Waffe im Namen des Dschihads ein.
[676] DER KRIEG GEGEN DIE FRANKEN
Im Unterschied zu seinen ajjubidischen Vorgängern hatte Sultan Baibars keinerlei Interesse daran, sich mit Outremer zu verständigen. Ihm ging es nicht darum, die Franken bei Laune zu halten, um Handelsbeziehungen nicht zu gefährden und einem Kreuzzug aus Westeuropa zuvorzukommen, er wollte die Lateiner in der Levante einfach nur komplett vernichten. Baibars rechnete damit, dass dann die Handelswaren wieder durch das mamlukische Ägypten fließen würden und dass jeder Invasionsversuch der Abendländer, wenn es erst im Heiligen Land keine lateinischen Stützpunkte mehr gab, zum Scheitern verurteilt war. Er blieb zwar auch gegenüber der Bedrohung durch die Mongolen wachsam, aber das hinderte ihn nicht daran, mehrere gnadenlose Schläge gegen die Kreuzfahrerstaaten zu führen.
Während in den frühen 1260er-Jahren die Vorbereitungsarbeiten rasch voranschritten, unternahm Baibars einige vereinzelte Erkundungsüberfälle ins fränkische Palästina; ihr einziges nennenswertes Ergebnis war die Zerstörung der Kirche in Nazareth. Um den Ausbruch verfrühter Feindseligkeiten in größerem Ausmaß zu verhindern, schloss der Sultan einige begrenzte Waffenstillstandsverträge mit unterschiedlichen Gruppen im lateinischen Königreich ab, das sich mittlerweile in einem bestürzenden Zustand der Zerstrittenheit und Schwäche befand. Den ergiebigsten Vertrag schloss er mit Johann von Ibelin, dem Grafen von Jaffa, ab, einem der letzten großen Barone von Outremer. 1261 entsprach Baibars den Friedensbitten Johanns und erhielt als Gegenleistung das Recht, den Hafen von Jaffa zum Transport von ägyptischen Getreidelieferungen in mamlukische Gebiete Palästinas zu benutzen. Nachdem jedoch 1265 die Belagerung der Mongolen von al-Bira gescheitert war, machte Baibars mit seiner Offensive gegen die Franken Ernst.
Eine Schneise der Zerstörung
In den nächsten drei Jahren verfolgte Sultan Baibars eine brutale Eroberungs- und Verwüstungsstrategie; seine kriegerischen Aktivitäten nahmen ein Ausmaß an, wie man es seit den Tagen von Hattin im Jahr 1187 nicht mehr gekannt hatte. Als formale Rechtfertigung für seinen Angriff benutzte der Sultan die jüngste mongolische Invasion in das Gebiet der [677] Mamluken im Norden, die, so sein Vorwurf, von den Franken angeblich unterstützt wurde. Zu Beginn des Jahres 1265 schlug er dann selbst zu. In der Vergangenheit wäre Baibars’ erstes Ziel wohl die direkte Auseinandersetzung mit dem fränkischen Heer gewesen, aber davon waren nur noch kümmerliche Reste übrig. Dem Sultan stand es daher frei, sein Ziel, die lateinischen Ansiedlungen auszulöschen, relativ ungestört zu verfolgen.
Im Februar errichtete das
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