Die Kreuzzüge
zu erkämpfen, die seinen Ruf und seine Position weiter stärken würden, und Gebiete zu erobern, um die muslimische Herrschaft über die gesamte Levante auszuweiten.
Von Anfang an wurden gewaltige Anstrengungen unternommen, um die Verteidigungsanlagen im gesamten Mamlukensultanat zu verstärken. In Ägypten wurden die Festungsmauern von Alexandria ausgebaut, und die Nilmündung bei Damiette wurde teilweise verschlossen, damit nicht noch einmal feindliche Schiffe in das Nildelta eindrangen, wie das unter der Führung Ludwigs IX. geschehen war. In ganz Syrien wurden Festungsanlagen, die von den Mongolen etwa in Damaskus, Baalbek und Shaizar zerstört worden waren, wieder instand gesetzt. Im Nordosten, entlang des Euphrats, der nun faktisch die Grenze zum persischen Ilkhanat darstellte, wurde die Burg al-Bira strategisch wichtig. Die Festung wurde verstärkt und mit einer großen Garnison besetzt; ihre Sicherheit ließ Baibars mit Hilfe der barid Tag und Nacht überwachen. Wie wichtig al-Bira war, erwies sich in den letzten Monaten des Jahres 1264, als es den Truppen des Sultans von dort aus gelang, der ersten ernsthaften Offensive des Heeres aus dem Ilkhanat erfolgreich Widerstand zu leisten. Dieser Angriff, verursacht durch eine Kampfpause im Krieg zwischen der Goldenen Horde und dem mongolischen Persien, veranlasste den Sultan, seine Kriegstruppen zusammenzuziehen, doch noch während er sich bereitmachte, von Ägypten aus loszumarschieren, trafen Berichte ein: Die Gegner hatten ihre aussichtslose Belagerung von al-Bira bereits abgebrochen und sich zurückgezogen.
[674] Doch abgesehen von der unstrittigen Bedeutung von Festungen bedeutete das Heer für diesen Sultan das Fundament des mamlukischen Staates. Er übernahm das Rekrutierungssystem der Mamluken und weitete es aus, indem er Tausende junge männliche Sklaven aus dem Stamm der Kyptschaken und später der Kaukasier einkaufte. Die Jungen erhielten eine militärische Ausbildung und wurden dann mit 18 Jahren freigelassen, um ihren ehemaligen Herren im mamlukischen Sultanat zu dienen. Das Vorgehen garantierte eine sich beständig selbst erneuernde Militärmacht – ein moderner Historiker nannte sie einen »auf eine Generation beschränkten Adelsstand« –, denn die Kinder von Mamluken wurden nicht mehr als Teil der kriegerischen Elite betrachtet, sie hatten nur noch Zugang zur zweiten Garde der halqa -Reserve.
Baibars investierte riesige Summen in den Aufbau, die Ausbildung und die Vergrößerung des Mamlukenheers. Insgesamt erhöhte sich die Zahl der kämpfenden Mamluken um das Vierfache auf rund 40 000 Mann. Den Kern dieser Streitmacht bildete das 4000 Mann starke königliche Mamlukenregiment, Baibars’ neue Elite, die in einer besonderen Ausbildungseinrichtung innerhalb der Zitadelle von Kairo geschult wurde. Hier wurden die Rekruten in der Kunst des Schwertkampfs unterwiesen – sie lernten, präzise zuzuschlagen, indem sie denselben Streich bis zu 1000 Mal pro Tag wiederholten –, sowie im berittenen Kampf mit den mächtigen Komposit-Reflexbogen. Der Sultan legte Wert auf strenge Disziplin und drastischen militärischen Drill in jeder einzelnen Abteilung des Mamlukenheers. Während seiner Regierungszeit wurden in Kairo zwei riesige Hippodrome erbaut – Trainingsfelder, auf denen die Grundfertigkeiten im Reiten und Kämpfen perfektioniert werden konnten. Wenn Baibars sich in der Hauptstadt aufhielt, kam er täglich zum Kampftraining und lieferte so selbst das Vorbild für Professionalität und Engagement ab. Seine Mamluken wurden ermuntert, mit neuen Waffen und Techniken zu experimentieren, und es gab Bogenschützen, die sogar versuchten, vom Rücken ihrer Pferde aus mit griechischem Feuer getränkte Pfeile abzuschießen. 10
Wenn die Mamluken erwachsen waren, erhielten sie einen Sold, doch es wurde von ihnen auch erwartet, dass sie über ein eigenes Pferd, Waffen und eine eigene Rüstung verfügten. Um sicherzustellen, dass sein Heer angemessen ausgerüstet war, hielt Baibars Truppeninspektionen ab, bei denen das gesamte Heer in voller militärischer Ausrüstung an einem einzigen [675] Tag vor dem Sultan vorbeizuziehen hatte (auch um sicherzustellen, dass nicht mehrere Männer sich dieselbe Ausrüstung teilten). Wer an dieser Parade nicht teilnahm, dem drohte die Todesstrafe. Auch zur Aufrechterhaltung der Ordnung bei Feldzügen wurde mit drakonischen Maßnahmen gearbeitet. Auf vielen Expeditionen war Wein verboten, und jeder Soldat, der dem Verbot
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