Die Kreuzzüge
einige armenische Siedlungen. Dieses erbarmungslose Vorgehen hinterließ das kilikische Königreich Hethums in einem desolaten Zustand.
Gleichzeitig führte der Sultan den Großteil seines Heeres in einer Serie vernichtender Überfälle längs der Küste nach Norden: Um Akkon, Tyros, Sidon und andere Städte herum entfesselte er seine Strategie der verbrannten Erde. Dann wandte sich das Heer der Mamluken ins Landesinnere, um die große Templer-Festung Safed in Galiläa anzugreifen, das letzte Bollwerk der Lateiner im Landesinnern Palästinas. Baibars’ Kanzler erklärte, dass diese Burg ausgewählt wurde, weil »sie ein Kloß im Hals Syriens war und ein Hindernis, das der Brust des Islams das Atmen erschwerte«. Die Belagerung begann am 13. Juni 1266, Baibars setzte Katapulte und Sappeure ein, und obwohl die Templer sich tapfer verteidigten, mussten sie am 23. Juli um Einstellung der Kampfhandlungen bitten. Die ausgehandelten Kapitulationsbedingungen sollen angeblich den Franken freien Abzug zur Küste zugesichert haben, doch wurden sie nie umgesetzt. Ob es sich nun um einfachen Betrug oder, wie die meisten muslimischen Quellen es nahelegen, um eine Strafmaßnahme handelte – eine Reaktion darauf, dass die Tempelritter nicht wie vereinbart unbewaffnet von Safed abzogen – jedenfalls befahl Baibars die Hinrichtung der Garnison. 1500 Christen wurden also auf einen nahegelegenen Hügel geführt, den Ort, wo die Templer selbst ihre muslimischen Gefangenen hinzurichten pflegten, und alle wurden enthauptet. Nur ein einziger Franke wurde verschont und nach Akkon geschickt, um von den Ereignissen zu berichten und seine Landsleute in Angst und Schrecken zu versetzen. 12
Nach diesem Massaker ließ der Sultan Safed mit großer Sorgfalt und sehr viel Geld wiederherstellen und besetzte die Festung mit muslimischen Truppen. Nicht nur die Festungsanlagen wurden verstärkt, innerhalb der Mauern wurden auch zwei Moscheen errichtet. Dies bildete die zweite Säule der Strategie des Sultans: die Verwendung größerer Burganlagen im Landesinnern als Verwaltungs- und Militärzentren der Mamluken. In den darauffolgenden Monaten überrannte er noch mehrere weitere Burgen und Siedlungen in Palästina, darunter auch Ramla. Bis zum Ende des Sommers standen Galiläa und das Landesinnere Palästinas unter der Herrschaft der Mamluken.
[680] Nach zwei Jahren katastrophaler Niederlagen befand sich Outremer in einem Zustand völliger Auflösung. Die Lateiner wussten sich keinen Rat mehr, wie sie auf diesen offenbar unbesiegbaren Feind reagieren sollten. Im Oktober 1266 versuchte der tapfere Hugo von Lusignan, mit rund 1200 Mann in Galiläa einzufallen, doch die Hälfte seiner Truppe wurde von der mittlerweile in Safed stationierten muslimischen Garnison niedergemetzelt. Von da an begannen die Franken, sich mit aller Macht um Bedingungen für einen Frieden mit den Mamluken zu bemühen, koste es, was es wolle. Es gab Fälle, in denen Baibars nichts dagegen hatte, potentielle Gegner in Ruhe zu lassen und zu isolieren, während andernorts sein Werk der Eroberung und Zerstörung fortschritt. 1267 etwa stimmte der Großmeister der Johanniter einem erniedrigenden Zehnjahresvertrag zu, der die Festungen Krak des Chevaliers und Margat zum Gegenstand hatte. Er erklärte sich einverstanden, auf die bislang von den Muslimen in der Region geforderten Tributzahlungen zu verzichten, und akzeptierte auch das Baibars zugeschriebene Recht, den Vertrag zu annullieren, wann immer dieser es wünschte. Als dann allerdings die Franken von Akkon sich im März desselben Jahres verzweifelt um einen Friedensvertrag bemühten, lehnte Baibars ihr Ansinnen kurzerhand ab und unternahm im Mai einen weiteren Zerstörungszug in die Umgebung der Stadt, terrorisierte die Bevölkerung und verbrannte die Ernte. Ein lateinischer Chronist berichtet, dass die Mamluken »mehr als 500 einfacher Leute töteten«, die sie auf den Feldern gefangen genommen hatten, dann »schnitten sie ihnen das ganze Haar von den Köpfen bis unterhalb der Ohren ab«. Die Haarbüschel sollen dann an einem »Seil am großen Turm in Safed« aufgehängt worden sein. In muslimischen Quellen wird diese Geschichte nicht bestätigt, doch sie legt auf jeden Fall ein deutliches Zeugnis vom Ausmaß des Schreckens ab, den die Christen während der fürchterlichen Anschläge von Baibars entweder wirklich erfuhren oder aber sich in ihrer Vorstellung ausmalten. 13
Das Schicksal Antiochias
Baibars’ akribische
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