Die Kreuzzüge
Heer der Mamluken in den Wäldern nahe der befestigten Küstenstadt Arsuf sein Lager. Baibars ließ neben dem Zelt des Sultans ein großes zweites Zelt aufstellen, in dem heimlich fünf riesige Bliden zusammengebaut wurden. Als der Belagerungszug bereit war, setzte sich das Heer am 27. Februar in Richtung des lateinischen Hafens Cäsarea in Marsch. Die Muslime tauchten so plötzlich und unvermittelt auf, dass sie schnell die Unterstadt besetzen konnten, während die christliche Bevölkerung sich in die Zitadelle rettete – sie gehörte zu den Bauwerken, die erst kürzlich mit dem Beistand König Ludwigs IX. wieder aufgebaut und neu verstärkt worden waren. Der Sultan setzte seine Katapulte ein und nahm die Stadt mit Felsbrocken und griechischem Feuer unter schweren Beschuss, während gleichzeitig ein Belagerungsturm errichtet wurde, auf dem der Sultan selbst kämpfte. Am 5. März waren die geschlagenen Verteidiger auf einigen aus Akkon entsandten Schiffen geflohen und hatten Cäsarea aufgegeben. Baibars befahl, Stadt und Zitadelle dem Erdboden gleichzumachen.
Dann, wieder ohne Angabe seines Zieles, wandte sich der Sultan am 19. März in Richtung Süden und begann die Belagerung von Arsuf. Die Stadt war damals von einem tiefen Burggraben umgeben und verfügte über einen mächtigen Wehrturm. Zunächst versuchten Einheiten der Mamluken unter dem Befehl Qalawuns, zu den Mauern von Arsuf einen Zugang zu bauen, indem sie den Burggraben abschnittsweise mit Riesenmengen Holz auffüllten, das sie aus den Wäldern der Umgebung geholt hatten. Den Verteidigern gelang es allerdings, das aufgeschichtete Holz über Nacht zu verbrennen. Nach diesem anfänglichen Rückschlag begann Baibars mit unaufhörlichem Beschuss, und am 30. April 1265 kapitulierte die Garnison und wurde gefangen genommen. Angesichts dieser übermächtigen Offensive waren die wenigen in Akkon stationierten Franken völlig hilflos. Selbst als Hugo von Lusignan, der nominelle Herrscher über das Königreich Jerusalem, am 23. April mit einer [678] kleinen Unterstützungstruppe eintraf, wurde nichts unternommen, um der Invasion der Mamluken Einhalt zu gebieten. Anfang Mai befahl Baibars seinen Männern, Arsuf zu zerstören, und führte die gefangenen Christen im Triumph nach Ägypten: Dort zwang er sie, mit zerbrochenen Kreuzen um den Hals in Kairo einzuziehen. Im Sommer schrieb der Sultan an König Manfred von Sizilien und berichtete von seinen Erfolgen. Manfred antwortete mit Gratulationsgeschenken, die er nach Ägypten schickte – eine deutliche Demonstration der achselzuckenden Gleichgültigkeit, die der Zukunft Outremers in gewissen westlichen Kreisen mittlerweile entgegengebracht wurde. Andere, darunter auch der Papst, begannen allerdings, sich Gedanken zu machen, was angesichts der Aggressivität der Mamluken zu tun sei.
In dieser ersten Angriffswelle schlug Baibars mit ungeheurer Geschwindigkeit und Effizienz zu. Sein Vorgehen und seine Erfolge offenbarten die Belagerungskunst der Mamluken und ihre Überlegenheit an Heeresstärke und Technik. Auch legte der Sultan eine bemerkenswerte Fähigkeit an den Tag, mit List vorzugehen; so konnte er verhindern, dass sich sein Opfer auf den Angriff vorbereiten konnte. In allen weiteren Feldzügen griff Baibars zu ungewöhnlichen Mitteln, damit das Überraschungsmoment gewahrt blieb. Durch Boten ließ er, ständig auf der Hut vor feindlichen Spionen und Kundschaftern, seinen Generälen versiegelte Befehle mit den Details über das nächste Ziel überbringen, die diese erst lesen durften, wenn sie schon aufgebrochen waren. Vor allem aber hatte es sich im Fall von Cäsarea und Arsuf nur zu deutlich gezeigt, dass das Ziel des Sultans nicht Besetzung, sondern Zerstörung war. Seine Strategie für die Mittelmeerküste sollte darin bestehen, die lateinischen Hafenstädte vom Territorium des Heiligen Landes hinwegzufegen und so die Eingänge, die Outremer mit dem Westen verbanden, einen nach dem anderen zu verschließen.
Bezwingung der Franken
Im Frühjahr 1266 setzte Baibars zu einer neuen Angriffsserie an. Ein Heer von rund 15 000 Mann unter Qalawun wurde in den Norden entsandt, um die Grafschaft Tripolis zu verwüsten; einige kleinere Festungen wurden eingenommen und geschleift. Im selben Sommer wurde eine zweite mamlukische Streitmacht entsandt, sie sollte die armenischen [679] Christen Kilikiens für ihr Bündnis mit den Mongolen bestrafen. Das muslimische Heer drang im August 1266 in das Land ein und verwüstete
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