Die Kreuzzüge
Baibars durch Schmeichelei verführt werden konnte – seine Freundschaft mit Hadir war eine Lücke in seinem Verteidigungssystem, die zu gegebener Zeit geschlossen werden musste.
Mamlukische Diplomatie
In Anbetracht der Zeit und der Mittel, die Baibars in der muslimischen Levante einsetzte, als er in den frühen 1260er-Jahren seinen Mamlukenstaat aufbaute, und in Anbetracht der militärischen Aggressivität, die sein Handeln in späteren Jahren prägte, scheint die Vorstellung nahezuliegen, dass der Sultan sich von der Welt jenseits seiner Grenzen eher abkapselte und diplomatische Aktivitäten eher verschmähte. Tatsächlich jedoch trat er auf der internationalen Bühne als energischer, geschickter Akteur auf. Er nutzte das Mittel der Verhandlung, um drei ineinandergreifende Ziele zu verfolgen: Er wollte jeglicher Möglichkeit zuvorkommen, dass sich das Abendland mit den Mongolen verbündete; er wollte innerhalb der mongolischen Gruppen Zwietracht säen, indem er die Rivalitäten zwischen der Goldenen Horde und den persischen Ilkhanen unterstützte; und er wollte den reibungslosen Nachschub von Sklavenrekruten aus den sibirischen Steppen sicherstellen.
In seinem ersten Jahr als Sultan knüpfte er Kontakte mit dem [672] Sohn des verstorbenen Kaisers Friedrich II., König Manfred von Sizilien (1258 – 1266). Der Sultan beabsichtigte, die traditionell engen Beziehungen zwischen Ägypten und den Staufern fortzusetzen und Manfreds antipäpstliche Politik zu unterstützen, daher schickte er Gesandte mit exotischen Geschenken an den königlichen Hof in Sizilien, darunter auch eine Gruppe mongolischer Gefangener, die in ihrer kompletten Ausrüstung, mit Pferden und Waffen, vorgeführt wurden – sie mussten als Beweis dafür herhalten, dass es mit ihrem Ruf, unbesiegbar zu sein, vorbei war. Nach dem Tod Manfreds erneuerte Baibars den Kontakt mit dessen Rivalen und Nachfolger Karl von Anjou, dem habgierigen Bruder Ludwigs IX. von Frankreich.
Außerdem trat der Sultan 1261 mit der Goldenen Horde in diplomatischen Kontakt. Der mongolische Herrscher dieser Region, Berke Khan (1257 – 1266), war zum Islam übergetreten und befand sich in einem heftigen Machtkampf mit dem persischen Ilkhanat. Baibars schmeichelte Berkes religiöser Überzeugung, indem er dessen Namen in die Freitagsgebete in Mekka, Medina und Jerusalem einschließen ließ, und erhielt aufgrund dieser ersprießlichen Beziehungen dann Zugang zu den Märkten innerhalb der Goldenen Horde, wo die Sklaven aus der sibirischen Steppe verkauft wurden. Gleichzeitig hatte er damit den Norden des Mamlukensultanats und die Grenzen nach Kleinasien gesichert. Um
den ungestörten und effizienten Transport der Kyptschaken-Sklaven vom Schwarzen Meer nach Ägypten zu gewährleisten, schloss der Sultan auch mit den Genuesen Verträge ab, den wichtigsten Beförderern von Sklaven im Mittelmeerraum. Die italienischen Händler hatten erst kürzlich den sogenannten Krieg von St. Sabas verloren, eine zwei Jahre andauernde Auseinandersetzung mit Venedig um die wirtschaftliche und politische Vorherrschaft in Akkon und Palästina. Als dieser verbissene Bürgerkrieg 1258 mit der Niederlage der Genuesen endete, zogen sie sich nach Tyros zurück und waren in den 1260er-Jahren und darüber hinaus nur allzu gern bereit, in Handelsbeziehungen mit den Mamluken zu treten. Um sicherzustellen, dass genuesische Schiffe auch weiterhin ungehinderten Zugang zum Bosporus hatten, nahm Baibars außerdem Kontakt zu dem jüngst wiedereingesetzten byzantinischen Kaiser Michael VIII. Palaiologos auf, der nach dem endgültigen Zusammenbruch des lateinischen Kaiserreichs Romania nach Konstantinopel zurückgekehrt war. 9
Für einen Mamluk, der auf dem Schlachtfeld weit eher zu Hause war [673] als in den Intrigen höfischer Politik, meisterte Sultan Baibars den Umgang mit diesem verwickelten Netz diplomatischer Interessen mit erstaunlicher Virtuosität und großem Geschick, und nie ließ er dabei sein Ziel aus den Augen, das mongolische Ilkhanat und das lateinische Outremer voneinander fernzuhalten.
Perfektionierung der mamlukischen Militärmaschinerie
Zwischen 1260 und 1265 war Baibars auf dem Feld der Diplomatie und Staatskunst erstaunlich aktiv. Doch gleichzeitig traf er mit Nachdruck Vorbereitungen für einen Krieg und leitete ausgedehnte Maßnahmen zur Aufstellung von Truppen im mamlukischen Staat ein. Sein Ziel war es, gegen die Mongolen und die levantinischen Franken den Dschihad zu führen – Siege
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