Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Kreuzzüge

Die Kreuzzüge

Titel: Die Kreuzzüge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Asbridge , Susanne Held
Vom Netzwerk:
2000 Mann, wahrscheinlich in Begleitung Balduins II. von Edessa, eine Warteposition bei Apamea. Dort versammelte sich die außergewöhnliche panlevantinische Allianz. Tughtegin hielt Wort und schloss sich Roger mit rund 10 000 Mann an; Balduin I. und Pons von Tripolis trafen dann im Lauf des August ein. Die vereinten Truppen, die sich schon so oft gegenseitig bekämpft hatten, hielten den ganzen Sommer hindurch ihre Stellung, und das Zusammenleben von Lateinern und Muslimen war offenbar kein Problem.
    Angesichts dieser gewaltigen Streitmacht versuchte Bursuq nach Kräften, eine offene Schlacht zu erzwingen, er sandte Männer aus, die im Lager der Bündnistruppen für Unruhe sorgen und die Gegner zum Kampf reizen sollten, daneben unternahm er Raubzüge auf das Summaq-Plateau. Wie schwer es war, die Disziplin angesichts dieser ständigen Provokationen aufrechtzuerhalten, lässt Rogers Drohung erkennen, jeden zu blenden, der aus den Reihen der Alliierten ausbrach. Die Lateiner nebst ihren damaszenischen Kampfgefährten hielten eisern ihre Stellung. Unverrichteter Dinge zog sich Bursuq aus Shaizar zurück, und die große Allianz trennte sich wieder, da die Bedrohung Syriens offensichtlich vorüber war.
    Roger kehrte nach Antiochia zurück, doch in den ersten Septembertagen [177] stellte sich Bursuqs Rückzug als Finte heraus. Er war nach Hama abgezogen, hatte dort die Auflösung des Verteidigungsheers abgewartet und zog nun umher und versuchte, eine Schneise in die nördlichen Gebiete des Summaq zu schlagen. Die Gefahr, dass das Fürstentum überrannt wurde, war offensichtlich, und Roger befand sich nun, da seine Verbündeten nicht mehr in der Nähe waren, in einer unerfreulichen Zwangslage. Nur Balduin von Edessa, der während des Sommers in Antiochia als eine Art stellvertretender Herrscher gewirkt und deshalb auch seine Truppen im Fürstentum behalten hatte, war noch geblieben. Sollte Roger nun pflichtschuldig abwarten, bis sich die lateinisch-muslimische Allianz wieder zusammengefunden hatte, während Bursuq ungestraft in Syrien sein Unwesen trieb, oder sollte er einen schnellen eigenen Vorstoß riskieren? Letztlich lief das auf dieselbe Frage hinaus, der sich Balduin I. zwei Jahre zuvor gegenübergesehen hatte, und trotz der klaren Lehre aus jenem Zusammenstoß zog der Fürst von Antiochia am 12. September 1115 seine Truppen bei Rugia zusammen und marschierte los, um den Feind aufzuhalten. Das war ein tollkühner Akt. Rogers Streitmacht belief sich auf 500 – 700 Ritter und vielleicht 2000 – 3000 Fußsoldaten, während auf der Gegenseite sicher doppelt so viele Kämpfer antraten. Die Lateiner hatten wohl ihre Hoffnungen auf eine antiochenische Reliquie des Wahren Kreuzes gesetzt, die der Bischof von Jabala in ihrer Mitte mit sich führte, und sich einer Reihe reinigender religiöser Riten unterzogen, doch selbst unter diesen Voraussetzungen muss es Roger klar gewesen sein, dass er die Zukunft des von Franken beherrschten Syriens aufs Spiel setzte.
    Diesmal waren es nun allerdings die Christen, die vom Glück begünstigt wurden und deren Kundschafter mehr Erfolg hatten. Auf seinem Zug durch das Ruj-Tal schlug Roger bei Hab sein Lager auf, wobei er ständig nach Bursuqs Truppen Ausschau halten ließ. Am Morgen des 14. September erhielt er die Nachricht, dass der Feind in der Nähe im Sarmin-Tal kampierte und Rogers Truppen noch nicht bemerkt hatte. Roger wagte einen Überraschungsangriff und zwang die Muslime zum überstürzten Rückzug auf einen nahegelegenen Berg namens Tell Danith, wo sie rasch überwältigt werden konnten. Bursuq ergriff die Flucht, und Roger erfocht einen glänzenden Sieg. So reich war die Beute aus dem eroberten muslimischen Lager, dass der triumphierende Fürst drei Tage brauchte, um alles unter seine Gefolgschaft zu verteilen. Indem er [178] die verabredeten Regeln gebrochen hatte, hatte Roger gewonnen, doch hatte er damit zugleich ein nicht unbedenkliches Beispiel für impulsives, überstürztes Handeln gegeben. 25
    Die letzten Jahre Balduins von Boulogne
    Einige Zeit später im Herbst desselben Jahres bekräftigte König Balduin I. seine Neigung zu kühnen, ja visionären Eroberungen. Im Osten, jenseits des Jordans, zwischen dem Toten und dem Roten Meer, erstreckte sich eine dürre, unwirtliche, kaum besiedelte Gegend, die ungefähr den Grenzen des heutigen Jordaniens entspricht; im 12. Jahrhundert wurde sie als Transjordanien bezeichnet. Bei aller Unwirtlichkeit fungierte der Landstrich

Weitere Kostenlose Bücher