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Die Kreuzzüge

Die Kreuzzüge

Titel: Die Kreuzzüge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Asbridge , Susanne Held
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Rückzug an, sie hinterließen nach den Worten einer damaszenischen Chronik »den Feind erniedrigt, gebrochen, besiegt und entmutigt«. Als Beweis für ihren Triumph schickten sie dem Sultan in Bagdad ein Beutegeschenk: fränkische Gefangene und die Köpfe, die man den Leichen von Christen abgeschlagen hatte. Balduin überlebte, allerdings hatte sein Ruf beträchtlichen Schaden genommen. 23
    Maudud traf die für ihn schicksalhafte Entscheidung, den Frühherbst in Damaskus zu verbringen. Nachdem er zusammen mit Tughtegin am 2. Oktober 1113 das Freitagsgebet in der Großen Moschee besucht hatte, spazierte der Kommandant von Mosul über einen Hof; da wurde er von einem Angreifer überfallen und tödlich verwundet. Der Mörder wurde im Schnellverfahren enthauptet und seine Leiche verbrannt, doch weder seine Identität noch sein Motiv wurden aufgedeckt. Man vermutete, dass er Anhänger einer geheimen Sekte der Nizari war. Diese Splittergruppe [175] des ismailitischen Zweiges der Schiiten stammte ursprünglich aus Nordostpersien und fiel mit ihrem politischen Wirken im Vorderen Orient erstmals zu Beginn des 12. Jahrhunderts auf. Ihre Anhänger verfügten nur über geringe Mittel, gelangten jedoch durch Ermorden ihrer Feinde zu Macht und Einfluss, und da es von ihnen hieß, dass sie haschischsüchtig seien, kam für sie ein neuer Name auf: Assassinen. Zu Lebzeiten des Ridwan ibn Tutusch gewannen sie in Aleppo beträchtlichen Einfluss, aber nach seinem Tod wurden sie wieder aus der Stadt vertrieben. Die Assassinen fanden sodann in Tughtegin einen neuen Verbündeten, und aus diesem Grund geriet der Atabeg in den Verdacht, den Mord an Maudud mit geplant zu haben. Wie oder ob Tughtegin beteiligt war, steht nicht fest, doch es genügte das Gerücht, um ihn von Bagdad zu isolieren und eine neue Annäherung zwischen Damaskus und Jerusalem anzubahnen. 24
    Für die Franken führte die Krise des Jahres 1113 unmissverständlich die Notwendigkeit vor Augen, sich gegen die muslimische Aggression zu gemeinsamer Gegenwehr zusammenzuschließen; auch die Vorteile einer überlegten Defensivstrategie waren klar ersichtlich geworden. Insgesamt ergab sich aus den Ereignissen der Jahre 1111 und 1113 eine Grundstruktur lateinischer Militärpraxis, die für den Großteil des 12. Jahrhunderts gültig bleiben und das militärische Handeln der Franken bestimmen sollte: War man mit einer starken Invasionsmacht konfrontiert, verbündete man sich, versammelte sich an einem strategisch günstigen Ort, überwachte die bedrohte Region und schränkte die Bewegungsfreiheit des Feindes ein, aber einer unkalkulierbaren offenen Schlacht wich man standhaft aus.
    Genau dieser Methode bediente sich Roger, Fürst von Antiochia, als er im Jahr 1115 mit der ersten echten Bedrohung seiner Herrschaft konfrontiert wurde. Der einzige Unterschied bestand darin, dass er bei dieser Gelegenheit die Unterstützung nicht nur seiner lateinischen Landsleute, sondern auch der muslimischen Machthaber Syriens bekam. In Aleppo herrschte politisches Chaos, und der Sultan von Bagdad erkannte die Gelegenheit, die Stadt zu übernehmen und so seine Autorität im Vorderen Orient zu festigen. Zu diesem Zweck organisierte er einen weiteren Feldzug über den Euphrat, der diesmal von dem persischen Befehlshaber Bursuq von Hamadan angeführt wurde.
    Diese bedrohliche Perspektive rief bei den zerstrittenen muslimischen [176] Herrschern in Syrien eine unerwartete Reaktion hervor. Tughtegin verbündete sich mit seinem Schwiegersohn, Il-ghazi von Mardin, dem Anführer der turkmenischen Dynastie der Artuqiden, die über die Region von Diyar Bakr am Oberlauf des Tigris herrschte. Zusammen übernahmen Tughtegin und Il-Ghazi in Aleppo vorübergehend die Macht und wandten sich an Antiochia, um Friedensgespräche aufzunehmen. Roger begegnete diesem Angebot zunächst mit Misstrauen, doch er konnte schnell umgestimmt werden, möglicherweise von einem seiner führenden Vasallen, Robert fitz-Fulk dem Aussätzigen, der im Osten des Fürstentums herrschte und den mit Tughtegin eine enge Freundschaft verband. Im Frühsommer wurde dann auch ein Vertrag über militärische Zusammenarbeit unterzeichnet, und man bereitete sich auf Bursuqs Invasion vor.
    Als Bursuq in Syrien eintraf und feststellen musste, dass Aleppo ihm verschlossen blieb, folgte er dem Beispiel Maududs von Mosul im Jahr 1111 und bat Shaizar um Unterstützung bei einem Angriff auf Antiochias Südgrenze. Roger handelte entsprechend: Er bezog mit

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