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Die Kreuzzüge

Die Kreuzzüge

Titel: Die Kreuzzüge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Asbridge , Susanne Held
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bald Abstand von der bisher von Toulouse gepflegten Politik des Gehorsams gegenüber Byzanz und der Antipathie gegen Antiochia; irgendwann zwischen 1113 und 1115 heiratete er Tankreds Witwe, Cäcilia von Frankreich. Pons blieb von Jerusalem abhängig, doch in Verbindung mit Cäcilias Mitgift fiel ihm ein antiochenisches Herrschaftsgebiet im Ruj-Tal zu, eine von nur zwei südlichen Zugangsstraßen nach Antiochia. Diese personellen und bündnispolitischen Verschiebungen wiesen in zwei verschiedene Richtungen: Zum einen verhießen sie eine neue Ära fränkischen Zusammenhalts angesichts äußerer Bedrohungen; zum andern warfen sie erneut die alten Fragen des Machtgleichgewichts [173] in Outremer auf, vor allem das Problem der Beziehung zwischen Antiochia und Edessa.
    Gemeinsam stark
    Die neue lateinische Einheit wurde bald durch die beständig drohende Invasion aus dem Irak auf die Probe gestellt. Im Mai des Jahres 1113 führte Maudud von Mosul, mittlerweile Bagdads oberster Militärbefehlshaber, ein drittes Abbasiden-Heer heran, und diesmal verließ er die Route Richtung Syrien, um in Palästina einzudringen. Die häufigen und brutalen Überfälle der Franken auf damaszenisches Territorium im Norden und Osten Galiläas scheinen Tughtegin überzeugt zu haben, dass er fortan von jeder Form einer dauerhaften Annäherung an Jerusalem absehen konnte. In der letzten Maiwoche schloss er sich Maudud mit einer starken Truppe an, und gemeinsam setzten sie sich in Richtung Galiläa in Marsch.
    Als Balduin I. in Akkon von dieser Bedrohung erfuhr, schickte er einen dringenden Hilferuf an seine neuen Nachbarn, Roger und Pons. Der König stand nun vor einer schwierigen Entscheidung. Sollte er warten, bis sich die gesamte Streitmacht der fränkischen Allianz zusammengefunden hatte, während Maudud und Tughtegin ungehindert den Nordosten seines Reiches verwüsteten, oder sollte er einen schnellen Gegenschlag mit nur eingeschränkten militärischen Mitteln riskieren, um ihren Übergriffen ein Ende zu machen? In der zweiten Junihälfte entschied er sich für letztere Option. Balduins überstürztes Handeln wurde von Zeitgenossen heftig kritisiert – sogar sein Kaplan notierte, der König sei von seinen Verbündeten getadelt worden, weil er »gegen den Feind überstürzt und ungeordnet vorgegangen« sei, »ohne auf ihren Rat und ihre Hilfe zu warten«. Ganz ähnlich argumentiert auch die moderne Geschichtsschreibung. Zur Verteidigung des Königs muss gesagt werden, dass er wohl doch nicht so beklagenswert unbesonnen wie im Jahr 1102 handelte. Unser Wissen um die Einzelheiten der Ereignisse des Sommers 1113 ist lückenhaft, doch es sieht so aus, als sei Balduin von Akkon mit der Absicht aufgebrochen, einen vorgeschobenen Posten zu beziehen, von dem aus er Galiläa überwachen konnte, nicht aber, dem Feind in offener Schlacht entgegenzutreten.
    Unglücklicherweise wurden der König und sein Heer Opfer eines [174] Überraschungsangriffs. Balduin, der seine Späher normalerweise so umsichtig einzusetzen verstand, hatte sein Lager offenbar in der Nähe der al-Sennabra-Brücke aufgeschlagen, einem Übergang über den Jordan südlich des Sees Genezareth, aber es entging seiner Aufmerksamkeit, dass seine Feinde ganz in der Nähe, am östlichen Ufer, standen. Muslimische Kundschafter entdeckten den Standort des Königs, und Maudud und Tughtegin gingen zum Blitzangriff über. Die muslimischen Truppen strömten über die Brücke, fielen über die schockierten Franken her und töteten 1000 – 2000 Mann, darunter auch etwa 30 Ritter. Balduin selbst musste schmachvoll die Flucht ergreifen und verlor dabei seine königliche Standarte und sein Zelt, die wichtigsten Symbole seiner Königswürde.
    Eingeschüchtert zog er sich auf den Berg Tabor oberhalb von Tiberias zurück, wo kurz danach die Truppen aus Antiochia und Tripolis zu ihm stießen. Er wählte nun eine entschieden umsichtigere Strategie, indem er seine Truppen in der Defensive beließ und die Region zwar überwachte, aber einer direkten Konfrontation aus dem Weg ging. Fast vier Wochen lang behielten beide Seiten ihre Positionen bei und beobachteten die Angriffsbereitschaft des Gegners, doch konnten es sich Maudud und Tughtegin angesichts eines derart großen lateinischen Heeres nicht leisten, geschlossen in den Süden Richtung Jerusalem zu marschieren; mehr als einige weit ausgreifende Raubzüge ließ die Situation nicht zu. Im August traten die muslimischen Verbündeten über den Jordan den

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