Die Krieger 1 - Das Erbe der Magier
Oberen Königreiche, doch in Wahrheit ist sie eine Brutstätte falscher Propheten, verrückter Weltuntergangsverkünder und machtgieriger Möchtegernherrscher, die alle irgendeiner
Organisation
vorstehen. Und deren Mitglieder begehen auf Geheiß ihrer zwielichtigen Anführer die schlimmsten Verbrechen. Versteht Ihr? Wer im Verborgenen bleibt, hat meiner Ansicht nach auch guten Grund dazu. Warum arbeitet die Legion nicht in aller Öffentlichkeit? Wozu diese Heimlichtuerei, selbst hier in Lorelia?«
»Weil wir die Übeltäter, von denen Ihr sprecht, mit ihren eigenen Waffen schlagen müssen«, antwortete der Graf hitzig.
»Mutter wäre entsetzt, wenn sie dich so reden hörte«, sagte Eryne aufgebracht. »So abfällig hast du noch nie über die Heilige Stadt gesprochen!«
Nolan erwiderte ihren Blick mit unergründlicher Miene. Dann nahm er seine Gabel wieder in die Hand und spießte ein Stück Speck auf.
»Der Mensch ändert sich eben«, sagte er und biss hinein.
***
Amanon hatte seinem Pferd kaum Rast gegönnt und erblickte in der Ferne nun endlich das spiegelglatt daliegende Mittenmeer. Der Weg führte geradewegs auf die Küste zu und schlängelte sich dann an zerklüfteten Felsen und windumtosten Dünen entlang, bis etwa eine Dezime später das Dorf Eza in Sichtweite kam.
Die Reise hatte länger gedauert, als er erwartet hatte. Aber er hatte seinem Pferd, das solche Gewaltritte nicht gewohnt war, nicht noch mehr abverlangen können. Obendrein war es im Laufe des Tages stetig heißer geworden, und das arme Tier war immer wieder keuchend in Trab gefallen.
Erst als sie die ersten Häuser des Dorfes erreichten, wurde es wieder etwas munterer. Corenn und Grigän ritten so oft hierher, dass ihre Pferde ganz von selbst den richtigen Weg einschlugen, zumal sie im Gestüt von Yan und Leti geboren worden waren und als junge Fohlen hier geweidet hatten. So trabte Amanons Pferd freudig seiner früheren Koppel und einem Bottich mit frischem Wasser entgegen, ohne dass er es lenken musste.
Auch Amanon war in seiner Kindheit und Jugend oft nach Eza gekommen. Das kleine Fischerdorf, das aus einer Handvoll gelb getünchter Häuschen an zumeist unbefestigten Straßen bestand, schien sich kein bisschen verändert zu haben. Die Nähe zum Meer war überall spürbar: In den Höfen waren Boote zur Reparatur aufgebockt, zwischen den Bootshäusern trockneten Fischernetze im Wind, und in offenen Schuppen lagerten alte Krabbenkörbe. Das Leben in Eza richtete sich nach den Gezeiten und der Arbeit der Küstenfischer. So war es immer gewesen, und so würde es immer sein. Umso verwunderlicher war es, dass Yan und Leti, die ihren Nachbarn so unähnlich waren, nie daran gedacht hatten, von hier wegzuziehen.
Amanon wusste, dass sie viel herumgekommen waren und zusammen mit seinen Eltern zahlreiche Länder bereist hatten, bevor sie in ihr Heimatdorf zurückkehrten und Cael geboren wurde. Es wäre nur verständlich gewesen, wenn sie die Tätigkeiten ihrer Jugend wieder aufgenommen hätten, um ihren Lebensunterhalt zu bestreiten. Aber nach ihren Abenteuern stand den beiden nicht der Sinn danach, auf einem Fischerboot zu arbeiten oder Felder zu bestellen. Sie hatten so viele Erfahrungen gesammelt und Neues kennengelernt, dass sie nicht mehr in den alten Trott verfallen wollten.
So kam Leti auf die Idee, ein Gestüt aufzubauen, das Einzige im Süden des Matriarchats. Nachdem sie auf ihren Reisen dank Grigän ihre Leidenschaft für Pferde entdeckt hatte, kämpfte sie so lange, bis ihr Traum in Erfüllung ging. Mit ihren achtunddreißig Jahren genoss die stolze Kaulanerin einen Ruf als Pferdezüchterin, der bis nach Goran reichte. In ihren Ställen versorgte sie eine stattliche Anzahl Hengste und Stuten. Außerdem war sie feste Beraterin der Ratsfrau des Dorfes, da sie sich beharrlich weigerte, selbst die Leitung der kleinen Gemeinde zu übernehmen – sehr zum Bedauern ihrer Tante Corenn, die sich gefreut hätte, sie bei den Ratsversammlungen zu sehen.
Yan hingegen war und blieb ein Träumer und hatte daraus mit der Zeit sogar Kapital geschlagen. Seine unstillbare Neugier, sein wacher Verstand und die Erfahrungen, die er auf seinen Reisen gemacht hatte, führten dazu, dass er ständig auf neue Ideen kam. Sein Erfindungsgeist machte vor nichts halt: Beispielsweise begann er eines Tages, Boote aus Rindenbaumholz zu zimmern. Sobald diese Bäume abstarben, wurde ihr Holz nämlich so hart, dass es nur noch durch Feuer zerstört werden konnte, und
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