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Die Krieger 1 - Das Erbe der Magier

Die Krieger 1 - Das Erbe der Magier

Titel: Die Krieger 1 - Das Erbe der Magier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Grimbert
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sein sollen? Hier gab es nichts als Felsen, Sand und Schilf. Außer ihr selbst war keine Menschenseele in Sicht.
    Die Mörderin wartete noch eine Dezille lang auf ein Zeichen oder eine Erklärung der Göttin, aber Zuia war wieder in ihre Meditation versunken. Ein leichtes Lächeln umspielte ihre runzeligen Lippen. Seit sie an Land gegangen waren, hatte sie kein Wort über den Anlass ihrer Reise verloren, dabei weihte sie Zejabel sonst immer in ihre Geheimnisse ein. Doch obwohl sie das Verhalten ihrer Gebieterin verwirrte, fügte sie sich der Göttin, der zu gehorchen man sie von klein auf gelehrt hatte. Etwas anderes konnte sie sich nicht vorstellen, auch wenn sie allmählich das Gefühl hatte, ihre Zeit zu vergeuden.
    Seit drei Tagen harrten sie in dieser Ödnis aus, ohne auch nur einen Finger zu rühren. Ihre Tätigkeiten hatten sich darauf beschränkt, ein notdürftiges Lager aufzuschlagen, Holz zu sammeln und Süßwasser zu suchen, also mehr oder wenig niedere Arbeiten, mit denen sie im Lus’an nicht einmal ihre Diener betraut hätten.
    Zur Sicherheit erkundete Zejabel in regelmäßigen Abständen die Umgebung, aber das Einzige, vor dem sie sich hier in Acht nehmen mussten, waren Riesenschildkröten. Die Tiere pflegten sich in den Sand einzugraben und schossen manchmal mit schäumendem Maul so plötzlich aus dem Boden hervor, dass man sich nur mit einem raschen Satz zur Seite vor einem schmerzhaften Biss retten konnte. Deshalb zog Zejabel es vor, von Fels zu Fels zu springen, wo es nur ging. So bewahrte sie sich zudem die Geschmeidigkeit und Beweglichkeit, die sie ihrer jahrelangen Ausbildung zur Kahati verdankte.
    Als Kahati war Zejabel zur Erbin der Göttin auserkoren und nahm damit nach der Unsterblichen und dem Großen Judikatur auf der Insel Zuia den dritthöchsten Rang ein. Diese Ehre hatte sie in unzähligen Kämpfen und unter vielen Opfern errungen. Sie hatte Entbehrungen erlitten und grausame Prüfungen bestanden, um als Auserwählte im Lus’an, der einzigen lebenswerten Provinz ihrer Heimat, wohnen zu dürfen. Und nun, wenige Monde nach ihrer Ernennung, mit der ihr Traum in Erfüllung gegangen war, fühlte sie sich der Welt so fremd wie noch nie zuvor.
    Man hatte sie nicht darauf vorbereitet, ihre Insel zu verlassen, das Meer zu überqueren und sich ihre Mahlzeiten selbst zuzubereiten. Wer hätte auch ahnen können, dass ihr das bevorstünde? Bislang hatte Zuia das Lus’an so gut wie nie verlassen. Sonst wäre das Geheimnis ihrer Existenz längst gelüftet worden …
    Welches bedeutsame Geschehnis, das die Sterblichen niemals würden verstehen können, hatte die Göttin dazu bewogen, ihr zurückgezogenes Leben aufzugeben, das sie seit Jahrhunderten führte?
    Wieder stieß Zuia ein raues Lachen aus, ohne auch nur die Augen zu öffnen. Aus Gewohnheit sah sich Zejabel prüfend um, legte dann das Werkzeug aus der Hand, das sie gerade gesäubert hatte, und bereitete sich auf die Meditation vor. Sie musste wissen, was die Unsterbliche so amüsant fand.
    Sie freute sich, dass es ihr trotz mangelnder Übung rasch gelang, sich in den Zustand der
Entsinnung
zu versetzen. Doch so sehr sie sich auch anstrengte, sie konnte sich einfach nicht auf den Geist bestimmter Lebewesen konzentrieren. Stattdessen vernahm sie nur ein unverständliches Stimmengewirr, in dem sich kaum einzelne Gedanken ausmachen ließen.
    Trotzdem versuchte sie es wieder und wieder. Im nächsten Moment traf sie die
Reglosigkeit
mit solcher Wucht, dass sie sich keuchend auf dem Boden ausstrecken musste. Eine Weile fühlte sie sich vollkommen leer.
    Sie musste Geduld haben. Schließlich hatte sie noch einen langen Weg vor sich, bis sie die endgültige Weihe erhielt. Einige Monde der Anstrengung genügten nicht, um eine Göttin zu werden.
    ***
    Die Geschwister Kercyan sahen sich verwirrt an. Der Name des Wallatten sagte ihnen nichts. Eryne bezweifelte, dass ihr Retter ein echter Prinz war, obwohl die Vorstellung durchaus etwas Romantisches hatte.
    Seine Grausamkeit und die ungehobelten Manieren schreckten sie zwar ab, aber irgendwie fühlte sie sich auch zu ihm hingezogen. Im Grunde war das nicht verwunderlich: Er sah gut aus, und es war beruhigend, einen starken Mann an ihrer Seite zu wissen. Noch dazu hatte er sie aus der Gewalt der Legionäre befreit und ihr damit vermutlich das Leben gerettet. Trotzdem trennten sie Welten. Eine Annäherung oder gar ein Kuss erschienen Eryne undenkbar. Obwohl …
    Sie wusste kaum, wie ihr geschah. Noch nie

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