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Die Krieger 1 - Das Erbe der Magier

Die Krieger 1 - Das Erbe der Magier

Titel: Die Krieger 1 - Das Erbe der Magier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Grimbert
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sein Leben bedroht war, schien er von dem rätselhaften Befehl, den er erhalten hatte, nicht ablassen zu wollen.
    Der mutmaßliche Thalitte hingegen ließ sich die Gelegenheit nicht entgehen und wandte sich dem anderen Mann zu: Der Legionär, der Roban erstochen hatte, büßte nun für sein Verbrechen. Nachdem er noch einige Augenblicke mit dem Mut der Verzweiflung standgehalten hatte, traf der Fremde ihn an Brust und Oberschenkel. Der nächste Hieb brach ihm den linken Arm, der sich in einem unnatürlichen Winkel nach hinten bog. Dann sauste die Waffe des Kriegers ein letztes Mal durch die Luft und zerschmetterte dem sich zusammenkrümmenden Mann das Schlüsselbein. Mit schmerzverzerrtem Gesicht kippte er zur Seite.
    Der Sieger überließ ihn seinen Todesqualen, sprang mit einem raubtierartigen Satz an Nolans Seite und stieß ihn unsanft nach hinten. Mit offenem Mund sahen die beiden Geschwister dem nächsten mörderischen Zweikampf zu. Der Legionär griff immer wieder und immer schneller an, aber gegen die Eisenstange mit der scharfen Klinge vermochte sein Schwert nichts auszurichten, während jede seiner Blößen mit einem vernichtenden Hieb quittiert wurde. So ging es noch eine Weile hin und her, bis der Krieger ihn schließlich mit einem Fußtritt aus dem Gleichgewicht brachte und ihm seine Waffe, die er nun mit beiden Händen hielt, mit aller Kraft seitlich vor den Kopf donnerte. Mit diesem letzten Schlag hatte er seinen Gegner glatt enthauptet. Entsetzt beobachtete Eryne das Blutbad, das sich vor ihren Augen abspielte. Zum ersten Mal sah sie jemanden sterben. Heilige Eurydis, zum ersten Mal sah sie überhaupt einen Toten. Und jetzt ging der Rohling mit seiner mächtigen Waffe auf Nolan los …
    Auf einmal gaben ihre Knie nach. Ihre Augenlider flatterten, sie sah einen Streifen Himmel – und dann nichts mehr.
    ***
    Es war, als erwachte das Mädchen aus einem langen, tiefen Schlaf. Allmählich gewann sie das Bewusstsein ihrer selbst und all ihrer Sinne wieder, sachte, ganz langsam … Gleichzeitig wusste sie genau, was geschah, als würde sie sich selbst aus der Ferne beobachten. Sie ahnte, dass ein kalter Wind wehte, noch bevor sie den Luftzug an ihren Händen wahrnahm. Sie sah sich auf einem großen Pferd sitzen, bevor sie seinen warmen Leib an ihren Waden spürte. Und obwohl ihr schon lange klar war, dass ihr Zuhause meilenweit hinter ihr lag, machte sich erst jetzt Traurigkeit in ihr breit.
    Nach und nach holte die Wirklichkeit sie ein, als würde die Flut einen Strand überspülen. Alles, was sie gesehen, gehört oder empfunden hatte, gewann nun an Schärfe und verwandelte sich in tatsächliche Sinneseindrücke. Sie erinnerte sich, dass sie so etwas schon einmal erlebt hatte – anfangs war es ihr sogar mehrmals am Tag so ergangen. Früher waren ihre Aussetzer kürzer gewesen.
    Wie viel Zeit mochte diesmal vergangen sein, seit sie ins Unbewusste abgeglitten war? Sie war noch zu benommen, um darauf eine Antwort zu finden, so heftig wirbelten Empfindungen und Traumbilder durch ihren Kopf.
    Doch an der Wucht und Anzahl der Erinnerungen, die wie Wellen über ihr zusammenschlugen, um sich dann wieder ins Dunkel zurückzuziehen, erkannte sie schließlich, dass mehrere Dekaden verstrichen sein mussten. Ganze Monde lang hatte sie kein Wort gesprochen und keine einzige Regung gezeigt.
    Aus dem Nebel, der sie umfangen hatte, stieg nicht nur die Vergangenheit, sondern auch die Gegenwart immer klarer hervor. Nach einer Weile gelang es ihr, sich auf die umliegende Landschaft zu konzentrieren: eine Ebene, bewachsen mit sattem Gras, aus dem hier und da Granitfelsen hervorschauten. Am Horizont ragte eine Gebirgskette in den Himmel. Warum ritt sie darauf zu? Sie konnte sich nicht erinnern. Noch nicht. Und sie war nicht allein. Jemand sehr, sehr Großes ritt vor ihr her. In diesem Moment bemerkte sie die Leine, die am Zaumzeug ihres Pferdes befestigt war und zum Sattel ihres Großvaters führte.
    Ja! Ihr Großvater! Plötzlich fiel es ihr wie Schuppen von den Augen. Sie erkannte ihn! Jetzt fiel ihr auch ihr eigener Name wieder ein: Niss. Niss vom Vogelklan.
    Mit einem Mal kehrte rasend schnell, wie eine gewaltige Flutwelle, ihr Gedächtnis zurück. Und während sich die unzähligen Gedanken in ihrem Kopf allmählich ordneten, stieg ein grauenvolles, unerträgliches Bild aus der letzten Zeit in ihr auf. Ihre Eltern, ihre Großmutter Ispen und die anderen, sie … Im Fluss … Sie waren …
    Die Erinnerung war zu entsetzlich.

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