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Die Krieger 1 - Das Erbe der Magier

Die Krieger 1 - Das Erbe der Magier

Titel: Die Krieger 1 - Das Erbe der Magier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Grimbert
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Hilflos spürte Niss, wie das Dunkel, aus dem sie sich gerade erst hervorgekämpft hatte, wieder nach ihr griff. Mit äußerster Anstrengung gelang es ihr, den Mund zu öffnen und einen erstickten Laut von sich zu geben, der ein gellender Hilferuf werden sollte und doch vom Getrappel der Hufe übertönt wurde. Dann verlor sie die Kontrolle über ihre Gedanken und Bewegungen, ohne es zu bemerken, ohne noch Widerstand leisten zu können.
    Bowbaq drehte sich zu seiner Enkelin um, die gleichmütig und brav wie immer im Sattel saß. Er seufzte traurig und richtete den Blick wieder auf den Pfad. Einen Augenblick lang hatte er geglaubt, sie habe schwach nach ihm gerufen.
    ***
    Obwohl Nolan rannte, so schnell er konnte, kam er dem Krieger kaum hinterher. Dabei trug der Mann auch noch Eryne! Dieser Kerl war eine echte Naturgewalt, geschmeidig und kraftvoll zugleich, wie er im Kampf gegen die Legionäre bewiesen hatte. Kaum hatte der letzte Gegner sein Leben ausgehaucht, hatte sich der Unbekannte die ohnmächtige Eryne über die Schulter geworfen und war ohne Umschweife zum Tor hinausgelaufen, nachdem er dem Novizen mit einer Handbewegung bedeutet hatte, ihm zu folgen. Nolan hatte sich dem Mann an die Fersen geheftet, ohne auch nur ein Wort mit ihm gewechselt zu haben. Was blieb ihm auch anderes übrig?
    So rannten sie schon eine ganze Weile unter den neugierigen Blicken der Passanten durch die Straßen, immer weiter in die Vorstadt hinein, weit weg von den reichen Villenvierteln, Robans Schloss und den vier Toten, die sie dort zurückgelassen hatten.
    Natürlich hatte Nolan in dem Unbekannten sogleich den Spitzel erkannt, der vor ihrem Haus ausgeharrt hatte.
    Dass er nun auch noch im Schloss des Grafen aufgetaucht war und ihre Entführer getötet hatte, machte die Sache noch rätselhafter. Der Krieger hatte nichts mit den unheimlichen Gestalten zu tun, die seine Alpträume heimsuchten. Er war ihm also nicht schon seit Ith auf den Fersen. Allem Anschein nach stammte er nicht einmal aus den Oberen Königreichen, sondern aus dem Osten. Vermutlich war er Wallatte, ein Abkömmling der Barbaren, die in der Schlacht am Blumenberg vernichtend geschlagen worden waren.
    Trotz der unerwarteten Hilfe des Fremden war Nolan noch lange nicht bereit, ihm sein Vertrauen zu schenken. Dazu hatten sie in letzter Zeit zu viele böse Überraschungen erlebt. Außerdem hatte der Mann soeben bewiesen, dass er gefährlicher war als drei kampferprobte Legionäre zusammen – und er hatte Eryne in seiner Gewalt. Dieser Gedanke machte Nolan solche Angst, dass sein Herz noch schneller schlug. Keuchend versuchte er mit dem Fremden Schritt zu halten, um seine Schwester nicht aus den Augen zu verlieren.
    Erleichtert stellte er fest, dass der Krieger nun, da sie in das Gassengewirr am Hafen eingetaucht waren, endlich langsamer lief. Sein Novizengewand klebte ihm am Körper, und unter dem Rucksack war er nass vor Schweiß. Obwohl er völlig außer Atem war und sich seine Beine bleischwer anfühlten, legte er die Hand an seinen Stockdegen, um die Waffe notfalls sofort ziehen zu können. letzt würde sich zeigen, was der Fremde vorhatte. Vielleicht würde er sogar gegen ihn kämpfen müssen.
    Zunächst lief der Krieger aufs Geratewohl weiter. Willkürlich bog er in stinkende Gassen ein, blickte sich dabei immer wieder um und rannte schließlich auf einen der zahlreichen Kanäle zu, die Lorelia mit Wasser versorgten. In einer niedrigen, moosbewachsenen Unterführung setzte er Eryne in ihrem kostbaren Kleid ab und lehnte sie an eine schmutzige Mauer.
    Endlich konnte Nolan den Mann genauer in Augenschein nehmen. Seine kantigen Gesichtszüge und der stechende Blick ließen auf einen Menschen schließen, der fernab der zivilisierten Gesellschaft der Oberen Königreiche unter rauen Bedingungen aufgewachsen war. Er war noch jung, obwohl er auf den ersten Blick rund zehn Jahre älter wirkte als Eryne. Die langen Haare, die ihm an der Stirn und im Nacken klebten, verliehen ihm ein noch wilderes Aussehen, und die warme Jagdkleidung, die in dieser Jahreszeit seltsam anmutete, hatte er durch eiserne Handschützer ergänzt. Dazu trug er die schreckliche
Lowa,
die er mit furchterregendem Geschick handhabte.
    Waffen dieser Art hatte Nolan schon häufig gesehen. Als die Barbaren aus der Heiligen Stadt geflohen waren, hatten sie Hunderte davon zurückgelassen. Die Schlagwaffe bestand aus einer schweren Eisenstange, die in einer fußlangen Klinge auslief. Unten am Schaft befand

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