Die Krieger 1 - Das Erbe der Magier
Bände. Anscheinend waren Bowbaqs einstige Gefährten verschwunden, nicht anders als Ispen, Prad, Robe, Iulane, Harqi, Jeran und Tolomin. Nur die sechs Erben, die vor ihm standen, besaßen die magischen Anhänger und waren deshalb verschont geblieben.
Erst in diesem Moment sah Bowbaq, dass die Töchter und Söhne seiner Freunde, die er als Kinder auf seinen Knien hatte reiten lassen, Waffen trugen. Nolan war sogar verletzt: Auf seiner Wange prangte ein Bluterguss, und an der Augenbraue klaffte ein Riss. Ihre Blicke waren gehetzt. Sie wirkten wie Verfolgte, die vor einer unbekannten Gefahr flohen, nicht anders als ihre Eltern vor vielen Jahren. Aber wie sollte die junge Generation es schaffen, gegen den Fluch zu kämpfen, der auf ihren Familien lastete? Die Kinder seiner früheren Gefährten waren verletzlich und unerfahren. Die beiden ältesten, Eryne und Amanon, waren gerade einmal vierundzwanzig Jahre alt.
»Wo ist Eure Familie?«, fragte Eryne.
»Verschwunden«, antwortete Bowbaq seufzend. »Ich bin als Einziger übrig geblieben. Ich und Niss.«
Enttäuschung zeichnete sich auf den Gesichtern der jungen Leute ab, während sich Bowbaq hinter seine Enkelin stellte.
»Sie ist das einzige Kind von Prad, meinem Sohn«, sagte er und strich ihr übers Haar.
»Ich freue mich, dich kennenzulernen«, erwiderte Eryne mit einer leichten Verbeugung.
Das Mädchen antwortete nicht, sondern wich zurück und trat Bowbaq dabei auf die Füße, was ihn noch trauriger machte.
»Sie ist … etwas krank. Schon seit drei Jahren«, erklärte er der überraschten Eryne. »Ihr dürft es ihr nicht übelnehmen. Sprecht ganz normal mit ihr, auch wenn sie nicht antwortet. Das wird ihr helfen, wieder gesund zu werden.«
Die anderen sahen Niss mitleidig an. Eryne verbeugte sich erneut, nahm behutsam die Hand des Mädchens und drückte sie.
»Ich freue mich, dich kennenzulernen«, wiederholte sie lächelnd. »Ich bin Eryne. Ich hoffe, du bleibst eine Weile bei uns. Lass mich nicht mit dieser Horde Männer allein!«, fügte sie augenzwinkernd hinzu.
Niss blieb zwar ebenso stumm wie vorher, versuchte aber nicht mehr, sich hinter Bowbaq zu verstecken, selbst dann nicht, als Nolan und Amanon sie begrüßten. Als Cael an der Reihe war, ging das Mädchen sogar so weit, ihm die Hand hinzustrecken. Vielleicht, weil sie fast gleich alt waren? Jedenfalls war dem Jungen sichtlich unbehaglich zumute. Sein argloser Gesichtsausdruck erinnerte Bowbaq an Yan. Der Gedanke an seinen Freund, schmerzte ihn sehr. Wo mochte er nur sein? Und was war mit seinen anderen Gefährten?
Nachdem sie eine Weile geschwiegen und verlegene Blicke gewechselt hatten, trat der stämmige Bursche vor, der sich bisher im Hintergrund gehalten hatte. Bowbaq runzelte die Stirn, als er die Lowa des Fremden sah. Waffen wie diese hatten in der Schlacht am Blumenberg viele tapfere Arkarier getötet. Wie kamen die Kinder zu einem solchen Begleiter? Und, bei Eurydis, an wen erinnerte der Mann ihn bloß?
»Ich bin Ke’b’ree Lu Wallos«, verkündete der Krieger und setzte vor Niss ein Knie auf den Boden.
Ein Wallatte! Als sich der Mann wieder erhob, spannte Bowbaq unwillkürlich seine Muskeln an.
»Man sagte mir, du hättest einen Mann namens Saat getötet«, fuhr der Fremde fort. »Ist das wahr?«
Bowbaq spürte die Unruhe der jungen Leute um ihn herum. Hinter ihm, auf der Treppe des Gerichtsgebäudes, kündeten Trommelschläge vom Ende des Prozesses.
»Ich habe gegen ihn gekämpft, ihn aber nicht getötet«, erklärte er. »Es war Leti, die ihm den Todesstoß versetzte.«
Der Wallatte quittierte die Antwort mit einem zweifelnden Blick und einem zweideutigen Grinsen.
»Erhebe deine Waffe nicht gegen mich. Aber du musst wissen, dass ich der Sohn von Königin Che’b’ree bin. Sie war eine Weile Saats Mätresse, wenn du verstehst, was ich meine.«
Saats Sohn! Deshalb war er Bowbaq so bekannt vorgekommen. Dieser Kebree hatte in der Tat die Gesichtszüge des Hexers aus Goran geerbt. Bowbaq gefror das Blut in den Adern. Er schob Niss hinter sich und packte seine Kaute, eine Keule aus massivem Rindenbaumholz, mit der er einen Auroch hätte erschlagen können.
»Was hast du mit meinen Freunden zu schaffen?«, knurrte Bowbaq mit seiner Bärenstimme.
»Ich hoffe, dass sie sich endlich entschließen, zum Boot zurückzukehren, bevor es anfangt zu regnen«, blaffte der Wallatte.
»Was für ein Boot?«, wollte Bowbaq wissen.
»Wir haben einander viel zu erzählen«, mischte sich
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