Die Krieger 1 - Das Erbe der Magier
ihren Alpträumen heimsuchte.
Sombre. War er etwa am Verschwinden ihrer Eltern schuld?
»Dann stimmt die Prophezeiung also«, bemerkte Nolan, der mit einem Mal totenbleich war.
»Das hat nichts zu bedeuten«, widersprach Eryne. »Der Erzfeind kann genauso gut erst in tausend Jahren geboren werden.«
»Das hatten wir auch gehofft«, sagte Bowbaq seufzend. »Aber nach den Angriffen auf unsere Familien … Ich glaube, der Mog’lur will nicht länger auf seinen Kampf warten.«
Cael begriff sogleich, was er damit meinte. Wenn der Dämon die Erben jagte, weil er ihren Tod wollte, dann war der Erzfeind, der gegen ihn antreten sollte, vermutlich schon geboren. Und das bedeutete, dass einer von ihnen der Erzfeind sein musste!
»Ich kann das einfach nicht glauben«, murmelte Eryne. »Wer an diesem Tisch fühlt sich imstande, gegen einen unsterblichen Dämon zu kämpfen? Ich jedenfalls nicht!«
»Es könnte ja auch einer von Bowbaqs Enkeln sein«, warf Cael ein.
»Wenn dem so ist, haben wir schon verloren«, meinte Amanon.
»Vielleicht habt ihr ja noch Brüder oder Schwestern, von denen ihr nichts wisst«, schlug Keb vor. »Vielleicht haben eure Väter einen Bastard mit der Nachbarin gezeugt.«
»Wie könnt Ihr so etwas sagen!«, empörte sich Eryne.
»Möglich wäre es schon. Natürlich, bevor Rey unsere Mutter kennenlernte«, fügte Nolan rasch hinzu, als seine Schwester entsetzt die Augen aufriss.
»Nehmen wir einmal an, das würde stimmen. In diesem Fall würden unsere unbekannten Geschwister keine Steine aus dem Jal’dara besitzen«, sagte Amanon. »Dann wären auch sie entführt worden. Und damit sind wir wieder am Anfang. Hoffen wir also lieber, dass der Erzfeind einer von uns sechs ist.«
»Wie kommst du auf sechs?«, fragte Nolan.
»Tja, alle Anwesenden außer Bowbaq. Von den Undinen wissen wir, dass keiner unserer Eltern der Erzfeind ist. Es kommt also nur eins ihrer Kinder oder im Fall von Niss sogar Enkel infrage.«
»Ich habe mit der Geschichte nichts zu tun«, brummte Keb. »Mich kannst du von der Liste streichen.«
»Im Gegenteil, gerade du bist der perfekte Kandidat«, widersprach Amanon. »Ob du es willst oder nicht, Saat war dein Vater. Und du weißt, dass er den Erzfeind zeugen wollte, um ihm anschließend den Körper zu stehlen.
Deinen
Körper!«
Einige Augenblicke lang herrschte unerträgliche Spannung im Raum, während Keb Amanons Worte abwog. Dann zuckte er mit den Schultern.
»Das ist mir egal«, sagte er. »Ich habe nichts mit der Sache zu tun. Ich bin nicht der Erzfeind. Für die Rolle müsst ihr jemand anderen finden.«
»Nolan wird doch bald Maz, oder?«, warf Bowbaq ein. »Ich meine … Wer könnte einem Dämon mehr entgegensetzen als ein Priester?«
»Ich bin es auf keinen Fall«, murmelte der junge Mann und wurde noch blasser als zuvor. »Ich verdiene es nicht. Außerdem bin ich der schlechteste Kämpfer von uns allen.«
»Wir wissen nicht, ob Sombre im Kampf besiegt werden muss«, entgegnete Amanon.
»Und was ist mit dir, wo du schon so schlau bist?«, knurrte Keb. »Vielleicht bist du derjenige, der die Welt retten soll!«
»Niemand behauptet, dass die Welt in Gefahr ist«, antwortete Amanon. »Hier geht es erst mal nur um uns und unsere Familien.«
Da bemerkte Cael, dass Nolan, der neben ihm saß, knallrot anlief. Schämte sich der Novize etwa? Weil er sich nicht zum Erzfeind berufen fühlte? Das war doch nur verständlich! Cael hatte ebenfalls nicht die geringste Lust, sich als Held aufzuspielen.
»So kommen wir nicht weiter«, sagte Eryne. »Auf diesem Boot scheint es niemanden zu geben, der den Schneid hat, dem Dämon gegenüberzutreten.«
»Vielleicht irrt Ihr Euch«, begann Amanon zaghaft. »Ich möchte Euch nicht erschrecken, aber … Alles weist darauf hin, dass
Ihr
der Erzfeind seid.«
Erynes Gesicht erstarrte zu einer Maske. Die anderen waren nicht minder überrascht, außer Niss, die hinaus in den Regen starrte. Amanon rang nach den richtigen Worten.
»Das Tagebuch meiner Mutter enthält eine Art Anhang. Dort hat sie alles niedergeschrieben, was sie über die Pforten, das Jal und die Etheker herausgefunden hat. Ich werde noch etwas Zeit brauchen, um alles gründlich zu studieren. In diesem Teil stellt sie auch Vermutungen darüber an, wer der Erzfeind sein könnte …«
»Und?«, drängte Eryne. »Sagt endlich, was Ihr uns die ganze Zeit verheimlicht habt!«
»Nun gut. Es ist mir etwas unangenehm. Vor ungefähr zehn Jahren, als Emaz Lana erfuhr, dass
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