Die Krieger 1 - Das Erbe der Magier
Wahnsinnigen die Worte brüllen gehört und gleichzeitig Kopfschmerzen bekommen hast? Schließlich haben wir alle nur wenig geschlafen.«
»Ich habe mir das nicht eingebildet«, zischte Eryne. »Eine so grauenvolle Erfahrung wünsche ich niemandem. Ich habe gespürt, wie diese Stimmen in meinen Kopf eindrangen! Das hatte nichts Natürliches, das kannst du mir glauben!«
Die anderen schwiegen, während sie darauf warteten, dass sie sich wieder beruhigte. Außer Keb, der sich für nichts als seinen knurrenden Magen zu interessieren schien, waren alle in hellem Aufruhr. Vor allem Cael zitterte vor Erregung, auch wenn es ihm eher unangenehm war, über körperlose Stimmen im Kopf zu reden.
»Es gibt noch eine andere Möglichkeit«, sagte Amanon schließlich. »Ich bin davon überzeugt, dass die Anhänger uns vor böser Magie schützen. Sie verbergen unsere Gedanken und machen uns für die Blicke der Götter unsichtbar, zumindest solange wir ihnen nicht von Angesicht zu Angesicht gegenüberstehen!«
»Göttern gegenüberstehen!«, unterbrach ihn Keb mit einem anerkennenden Pfiff. »An den Gedanken muss ich mich erst gewöhnen …«
»Die Steine aus dem Jal’dara schützen uns also vor jeder Form von Magie«, fuhr Amanon fort. »Aber sie hindern uns nicht daran, selbst Magie anzuwenden!«
»Was redet Ihr denn da?«, rief Eryne. »Das ist doch Unsinn! Glaubt Ihr etwa, ich hätte das mit Absicht gemacht? Wie hätte ich das überhaupt anstellen sollen? Ich habe keine dieser geheimnisvollen Kräfte, von denen Eure Mutter spricht, als gäbe es sie tatsächlich!«
»Vielleicht doch«, sagte Amanon vorsichtig. »Denkt nur daran, dass unsere Eltern eine ganze Weile im Jal’dara waren. Vielleicht hat sie der Aufenthalt an diesem rätselhaften Ort verändert, und das könnte sich auf unsere Generation übertragen haben.«
»Ihr seid doch von Sinnen! Ich bin keine Magierin!«, zeterte Eryne. »Warum sollte ich wollen, dass fremde Stimmen in meinen Kopf eindringen?«
»So wie Ihr es beschreibt, habt Ihr wohl eher die Gedanken anderer Menschen aufgefangen«, verbesserte Amanon. »Wie einer dieser Magnetsteine, an denen Metallspäne hängen bleiben …«
»Toller Vergleich«, spottete Keb.
»Aber genau so muss es gewesen sein!«, pflichtete Cael seinem Cousin bei. »Mein Vater sandte seine Nachricht aufs Geratewohl nach Lorelia, weil er ahnte, dass wir zum Platz der Büßer gehen würden. Ihr habt die Gedanken der Leute gehört, die seine Nachricht empfangen haben. Unsere Eltern leben, da bin ich mir ganz sicher!«
Die Zuversicht des Jungen war rührend, aber Nolan fürchtete, dass er sich falsche Hoffnungen machte. Bisher waren das alles nur Vermutungen, die noch dazu auf der Annahme beruhten, es gäbe Magie und andere übersinnliche Phänomene.
»Ich bleibe dabei, dass nicht ich diese furchtbaren Kopfschmerzen ausgelöst habe. Und auch mit den Stimmen habe ich nichts zu tun!«, beharrte Eryne. »Ich habe nur die Gerichtsverhandlung beobachtet, mehr nicht!«
»Niemand von uns hat eine Erklärung für das, was dir passiert ist«, bestätigte Nolan.
»Vermutlich könnte Bowbaq uns weiterhelfen«, murmelte Amanon nachdenklich. »Er ist schließlich ein Erjak. Gedankenlesen ist sein Spezialgebiet.«
»Aber Arkarien ist weit weg«, sagte Nolan seufzend. »Außerdem wissen wir nicht einmal, ob er noch lebt.«
»Es bleibt uns wohl nichts übrig, als zu hoffen, dass er auf dem Platz der Büßer auftaucht. Und mit etwas Glück übermitteln unsere Eltern uns morgen eine weitere Nachricht. Vorausgesetzt, Ihr seid bereit, es noch einmal zu versuchen, Eryne.«
Nolan musterte das Gesicht seiner Schwester. Er konnte sich vorstellen, was sie in diesem Moment empfand: Sie musste schreckliche Angst haben.
Es war einfach nicht der richtige Moment, sie noch mehr zu belasten. Nolan beschloss, sein Geständnis auf den nächsten Morgen zu verschieben.
Auf einen Tag mehr oder weniger kam es nun auch nicht mehr an.
Nach dem Mittag gönnten sich die Gefährten etwas Ruhe, um neue Kräfte zu sammeln, vor allem die beiden Cousins, deren Reise vom Matriarchat nach Lorelien anstrengend gewesen war. Eryne lag in ihrer Kabine, massierte sich die Schläfen und stöhnte jedes Mal auf, wenn im Hafen eine Glocke läutete. Jeder noch so kleine Laut verschlimmerte ihre Kopfschmerzen, und ihre Freunde bemühten sich, keinen unnötigen Lärm zu machen.
Keb streckte sich auf dem Steg aus, beobachtete das An- und Ablegen der Boote und ließ sich die
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