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Die Krieger 2 - Der Verrat der Königin

Die Krieger 2 - Der Verrat der Königin

Titel: Die Krieger 2 - Der Verrat der Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Grimbert
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war sogar bereit, dafür zu beten. Aber es war weder der rechte Ort noch die rechte Zeit für eine Andacht.
    Als sie den schmalen Weg am Rand des Sees entlangbalancierten, lehnte Eryne jede Hilfe stur ab. Sie hatte sich fest vorgenommen, den anderen nicht mehr zur Last zu fallen. Außerdem wollte sie sich vor den beiden Wahnsinnigen in ihren roten Gewändern keine Blöße geben. Vor allem nicht vor der jüngeren, Zejabel, die sie auf Anhieb nicht hatte leiden können. Ihre Überheblichkeit, die burschikose Art und der kalte Blick, mit dem sie die Erben musterte, missfielen ihr. Nolan und die anderen mochten beschlossen haben, diesen vermeintlichen Priesterinnen zu vertrauen, nicht aber Eryne von Kercyan. Sie hatte sich lange genug in der Gesellschaft von Hofdamen bewegt, um Heimtücke auf den ersten Blick erkennen zu können, und die beiden Züu führten sie in einen Hinterhalt, so viel war sicher! Gleichwohl waren die Aussagen der angeblichen Göttin verstörend. Eine so grauenvolle Geschichte konnte nicht erfunden sein, und wenn doch, musste Zui'a sie sich vorher sorgfältig zurechtgelegt haben. Eryne war überzeugt, sie der Lüge überführen zu können, wenn sie nur lange genug nachdachte. Die Grübelei lenkte sie auch davon ab, dass der Weg vor ihren Füßen nur eine knappe Elle breit war.
    Als sie zu dem eingestürzten Wegstück gelangten, das Corenn in ihrem Tagebuch beschrieben hatte, flackerte ihre Angst von Neuem auf. Amanon ging voraus, weil er eine Falle fürchtete, und sprang mit einem Satz über die Lücke. Als Nächstes überquerten die beiden Züu das Hindernis, wobei die jüngere der älteren die Hand reichte. Keb und Cael hatten ebenfalls keine Schwierigkeiten, und so nahm auch Eryne all ihren Mut zusammen und sprang. Auf keinen Fall wollte sie die Dumme sein, die abrutschte und im Wasser landete.
    Zu ihrer Erleichterung kam sie sicher auf. Hinter ihr nahm Bowbaq Niss Huckepack und stieg über das Loch, dann setzte die kleine Schar ihren Weg fort. Schweigend marschierten sie hintereinander her, während die Fackeln ihren blassen Schein auf die feuchten Felswände warfen. Schließlich verschwand Amanon in einem drei Schritte hohen Spalt. Eryne zitterte bei der Vorstellung, in dem engen Durchgang stecken zu bleiben, aber es gelang ihr ohne größere Schwierigkeiten, sich hindurchzuzwängen. Als sich Bowbaq in die schmale Öffnung schob, dachte sie mit Schrecken daran, dass er stecken bleiben könnte.
    Bowbaq schien dasselbe zu befürchten, denn er schnaufte geräuschvoll, bis sich der Gang endlich verbreiterte. Erst jetzt hatte Eryne genug Platz, um sich nach ihm umzudrehen: Sein Gesicht war schweißnass, aber er wirkte zutiefst erleichtert. »Ich hätte gedacht, dass es beim zweiten Mal leichter ist«, murmelte er und wischte sich mit einem riesigen Stofftaschentuch die Stirn ab. »Von wegen. Ich bin einfach nicht dafür geschaffen, unter der Erde herumzukriechen.«
    Anders als ihr Großvater schien Niss in den Gängen und Höhlen kein Unbehagen zu empfinden, auch wenn Eryne bezweifelte, dass sie viel von ihrer Umgebung mitbekam.
    Sie schenkte den beiden Arkariern ein aufmunterndes Lächeln und beeilte sich dann, Keb einzuholen, dessen Fackel sich rasch entfernte.
    Der Gang wurde immer breiter, die Decke entschwand ihren Blicken, und ehe sie sich versahen, standen sie in einer weiteren Höhle. Eryne machte ein paar zögerliche Schritte, während sich die anderen an der Wand entlang tasteten. Sie waren am Ziel.
    Hier musste die Pforte sein.
    Amanon, Cael und Nolan liefen zu einem kleinen Teich in der Mitte. Ohne zu zögern, setzten sie ihre Füße in das knöcheltiefe Wasser und wateten hindurch. Alle drei hatten den Kopf in den Nacken gelegt und suchten die Felswände ab.
    »Da drüben!«, rief Cael triumphierend. »Ich sehe die Inschrift!«
    Erynes Neugier war stärker als ihr Ekel vor dem brackigen Wasser. Sie streifte ihre Schuhe ab und raffte den langen Rock, während Zejabel schon an ihr vorbeistapfte.
    Der Zü schien es nichts auszumachen, nass zu werden. Mit einem Mal hatte Eryne es eilig, ihr zu folgen, bereute ihren Entschluss aber sofort. Das Wasser war eiskalt, und sobald sie die jahrhundertealten Schriftzeichen gesehen hatte, watete sie zurück zum Ufer.
    Abgesehen von Zui'a traten nun alle vor, um die rätselhaften Zeichen zu betrachten.
    Sie liefen in einem Streifen die Wand hinauf und verschwanden in der Dunkelheit. Die Höhlendecke war in der Finsternis nicht zu erkennen. An der

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